Clermont-Ferrand
 
     
   
     
     
     

 

 

 

 

 
   Literatur
 
     
 
     
 

Literatur in Clermont-Ferrand

 

 

 
 

Clermont-Ferrand, das damals noch Arvernum hieß, ist der Geburtsort des Bischofs und Geschichtsschreibers Gregor von Tours, der um 540 als Sproß einer vornehmen römischen Senatorenfamilie der Stadt das Licht der Welt erblickte und 573 Bischof von Tours wurde.

Seine »Historia Franeorum« (»Zehn Bücher fränkischer Geschichte«), eine Hauptquelle der frühen fränkischen Geschichte, enthält historische Einzelheiten über Clermont-Ferrand.

Einer der schönsten Teile der »Chroniques« des Historiographen Froissart ist der Bericht über die Überrumpelung von Montferrand (1387) durch Perrot le Bearnais. Montferrand wurde 1731 mit Clermont vereinigt, und der Ort erhielt den heutigen Namen.

Montaigne kam auf seinen Reisen im Jahre 1581 durch die Stadt.

Der Philosoph und Mathematiker Blaise Pascal wurde am 19. Juni 1623 als fünftes Kind des wohlhabenden Präsidenten des Obersteueramt's der Stadt in Clermont geboren.

Sein Geburtshaus stand in der Rue des Gras. Das Kind wurde im väterlichen Hause unterrichtet. Als Sechzehnjähriger schrieb er hier bereits eine Abhandlung über die Kegelschnitte, nachdem er vier Jahre vorher die wesentlichen Lehrsätze und Beweise Euklids selbst gefunden hatte.

Das Gebäude, das 1663 von der Familie Pascal verkauft worden war, wurde 1958 abgerissen. Eine Gedenktafel auf dem Pflaster zeigt die Stelle des Geburtshauses.

Von 1652 bis Mai 1653 weilte Pascal »in Gesellschaft einer schönen, gelehrten Dame« in Clermont. Von Mai bis September 1660 hielt er sich bei seiner Schwester Gilberte Perier in Bien-Assis bei Clermont auf.

An den Gelehrten erinnern der Name des Square Blaise-Pascal mit dem Denkmal Pascals sowie einige Erinnerungsstücke im Musee du Ranquet. Er starb kurz nach seinem 39. Geburtstag in Paris.

Chateaubriand, der eine Reise über Lyon, Genf und Coppet mit einem Besuch bei Madame de Stad unternahm, um sich »von den politischen Plackereien zu erholen«, verbrachte im August des Jahres 1805 fünf Tage in der Stadt.

Er war begeistert von der Schönheit ihrer Lage mitten in der fruchtbaren Limagne. Was die »Dore« anbelangt, von der er in seinem Gedicht »Combien i'ai douce souvenance« (Wie gern erinnere ich mich doch) spricht, so verlegt der Dichter die Stadt Ferrand nur des Reimes auf »Tour du More« wegen an diesen Fluss.

Chateaubriand hat niemals in einem »Schloß, das die Dore umfließt« gewohnt. Während seiner Reise von Clermont zum Montblanc jedoch, so berichtet er, entdeckte er beim überqueren des Flüßchens Dore bei Thiers diesen lang gesuchten Reim. Bei seiner Reise auf den Spuren Napoleons im Jahre 1838 hielt er sich wieder in Clermont auf.

Theophile Gautier kam 1867 durch Clermont und schreibt an seine Tochter Estelle: »... eine mittelalterliche Stadt, schwarz wie Tinte, entsetzlich schmutzig, aber voll von bizarren Bauten mit Spitzbögen, Säulchen, Wendeltreppen, Wasserspeiern und Grotesken, all das kaum zu erkennen vor lauter Gestein und An- und Um­bauten nach »Hausmacher Art . . . Der Puy-de-Dome ist kein Witz, er existiert, und man erblickt ihn an jedem Strassenende«.

Der Zufall führte den Philosophen Henri Bergson nach Clermont. Er lehrte Philosophie am Blaise-Pascal-Gymnasium und verlebte hier von 1883 bis 1888, wie er zu sagen pflegte, »fünf Jahre geistiger Pensionierung«.

In seinen Wohnungen (Route d'Aubiere Nr. 38 und Boulevard Trudaine Nr. 7) schrieb er seine »Donnees immediates de la conscience«. Im Gymnasium zeigt man noch die Rede über »La Politesse« (die Höflichkeit), die er 1885 bei der Preisverteilung hielt.

 

Im goldenen Buch der Schule finden sich die prämierten Prüfungsarbeiten des jungen Faul Bourget, Sohn des Universitätsprofessors Justin Bourget.

Er wohnte zunächst Cours Sablon Nr. 3 (Gedenktafel), dann im Universitätsgebäude, nachdem sein Vater Rektor geworden war. Im Jahre 1867 verließ er Clermont-Ferrand, bewahrte aber der Stadt ein liebevolles Erinnern: »Clermont-Ferrand ist meine Stadt, die einzige, in der ich mich nicht als Fremdling fühle, als ein Vorübergehender, der nicht mehr zurückkehren wird. Meine Stadt, ein Teil meiner selbst, wie ich ein Teil von ihr bin.

Da gibt es keine Ecke in ihren dunklen Gässchen, die mich nicht an irgend jemand erinnert, der mehr oder weniger mit meinen seelischen Erlebnissen in Verbindung steht und der meist gar nichts davon ahnt.« Drei seiner Romane sind der Auvergne gewidmet: »Un dra­me dans je monde«, »Le Disciple« (1889), in dem der Held Robert Greslou im Lebensbereich der Stadt Clermont groß wird, besonders aber .,Le Demon de Midi«, den er 1912 in Clermont begann und der die Erinnerung an das Blaise-Pascal-Gymnasium, Notre-Dame du Port und die Minoritenkirche lebendig werden lässt.

Maurice Barres teilte die Liebe zu Clermont. Auch seine Vorfahren stammen aus der Auvergne. Er verbrachte den Monat August 1898 in der Stadt und wurde 1907 feierlich in die Akademie von Clermont aufgenommen.

»Ob ich von den Vulkankegeln herab auf die Limagne schaue oder ob ich von der Stadt aus meinen Blick auf die nahen Bergkuppen schweifen lasse, immer mehr begreife ich Clarus Mons. Wie sanft sind doch die Linien dieses so harten Lavagesteins, wenn man sie hier gemeinsam am Horizont abgezeichnet sieht (»Mes Cahiers«).