Gewässer in Frankreich
 
 
 
Paris
Burgund
Tal der Loire
Alpen
Wandern
Bücher Fotos
Hotel
Ferienhaus
Mietwagen
Flüge
Pauschalreisen
Reisepartner
 
 
 

 

Kanäle und Wasserstrassen - Ile de France

 

 

 

 

Die Somme

Der Name Somme ruft gewöhnlich Bilder von Tod und Verwesung im Sumpf hervor - von leblosen Händen, die sich im rostigen Stacheldraht verfangen haben, und von einer langen Reihe junger Männer, jeder mit der Hand auf der Schulter seines Vordermanns, alle vor kurzem auf grausame Weise geblendet.

Von anderen, die an giftigen Gasen ersticken. Ungefähr eine Million Menschen wurden in der entsetzlichen Schlacht an der Somme getötet oder verwundet, eine Million Leben wurden 1916 in nur vier Monaten ausgelöscht oder ruiniert.

Man entdeckt fast mit Schrecken, dass die Somme im allgemeinen ein reizvoller und ruhiger Fluss ist, mit weniger Handelsverkehr als andere Wasserstraßen Nordfrankreichs.

Will man ein Boot vom Ärmelkanal zum Mittelmeer navigieren, bietet die Somme eine angenehme Alternative zu den kommerziellen und viel befahrenen Strecken von Calais und Dunkerque (Dünkirchen).

Obwohl der Fluss 250 km vom Meer entfernt in Fonsommes entspringt, sind nur 156 km schiffbar. Zwischen St­Valery-sur-Somme am Ärmelkanal und der Ecluse St Simon, wo die Strecke in den Canal de St Quentin einmündet, liegen 25 Schleusen.

St-Valery-sur-Somme ist ein ruhiger Urlaubsort mit herrlichen Stränden und einer florierenden Fischindustrie.

Von hier brach Wilhelm der Eroberer 1066 auf, um den Verlauf der Geschichte Englands zu ändern. Einige der alten Schutzwälle stehen noch oberhalb der Strandpromenade. In der Altstadt sind zwei Kirchen interessant St Martin, am Rande des Schutzwalls, und die Kapelle der Seefahrer, wo der Hl. Valery beigesetzt ist.

Im Sommer fährt eine Touristenbahn rund um die Bucht. An der 1887 eröffneten, 27 km langen Strecke liegen die Städte Cayeau-sur-Mer, Noyelles, Le Crotoy (Jeanne d' Arc war 1430 hier gefangen) und andere, leicht erreichbare Sehenswürdigkeiten.

Rue liegt 8 km nördlich von Le Crotoy. Die ehemals blühende mittelalterliche Hafenstadt ist heute fast eine Binnenstadt. Beachten Sie die langen Sanddünen, und besuchen Sie die prächtige gotische Kapelle.

Im Hafen von St Valery liegen viele Segelschiffe und bunte Fischerboote. Sämtliche Dienstleistungen werden angeboten, einschließlich Kurse in Mastklettern.

Die Mündung, an der die Stadt liegt, ist nur bei Flut befahrbar. Wenden Sie sich an den Schleusenwärter, oder folgen Sie einem großen Boot. (Wer das nicht will, kann kurz vor der Schleuse anlegen; die Stadt ist zu Fuß leicht zu erreichen.)

Abbeville, die alte Hauptstadt von Ponthieu, war von 1272 bis 1477 - abgesehen von der kurzen Zeit, als sie von den Herzögen von Burgund regiert wurde - im Besitz Englands.

1514, als der 53 jährige Ludwig XII. die 16jährige Mary Tudor heiratete, fiel sie endgültig an Frankreich. Obwohl Ludwig drei Monate später starb, wird die Heirat und die Vereinigung Frankreichs mit England durch einen steinernen Löwen symbolisiert, der mit einem königlichen Wappen in der St-Vulfran-Kirche steht, wo die Vermählung stattfand.

Im Ersten Weltkrieg schlugen die Engländer hier ihr Hauptquartier auf. Im Zweiten Weltkrieg wurde über die Hälfte der Stadt durch Bombenangriffe zerstört.

Das Musee Boucher de Perthes befaßt sich auch mit Archäologie und Naturgeschichte.

Hat man Zeit, kann man einen Ausflug nach St Riquier (8 km hinter Abbeville) und Crecy-en-Ponthieu, weitere 14 km auf der Rte D-12, machen.

In St Riquier steht eine prächtige gotische Klosterkirche mit einem 95 m langen Mittelschiff. Edward III. gewann 1346 eine Schlacht bei Crecy, die den Hundertjährigen Krieg auslöste.

Abbeville ist ideal für Bootsfahrer. Die Flussufer sind gepflegt, und Geschäfte und Restaurants sind in Reichweite der Anlegeplätze.

Nach Abbeville kommen andere attraktive Dörfer und Städte, mit Schlössern in Epagne, Pont­ Remy und Long. Beachten Sie in Long das Rathaus mit seinem gotischen Turm (19. Jh.).

Weiter landeinwärts sind Longpre Les Corps Saints und Conde-Folie; für einen Besuch legt man in der Nähe der Brücke in Etoile an. Die Ruinen der Abbaye du Gard (12. Jh.) tauchen rechts auf, ungefähr 1,5 km nach Hangest-sur-Somme.

Die Somme fließt ruhig weiter, vorbei an Picquigny, wo der Hundertjährige Krieg von Edward IV. von England und Ludwig IX. durch die Unterzeichnung eines Vertrags an der Brücke beendet wurde.

Die beiden Monarchen waren so misstrauisch, dass der besiegelnde Händedruck durch ein Eisengitter hindurch stattfinden musste.

Die Schlossruine, die sich über der Stadt erhebt, kann besichtigt werden. Halten Sie Ausschau nach den Gräbern der englischen Gefallenen des Ersten Weltkriegs im Friedhof bei Pavillion Sevigne.

Amiens ist mit 125 000 Einwohnern eine geschäftige Industriestadt. Die einstige Hauptstadt der Picardie blickt auf eine turbulente Geschichte zurück.

Die Kelten nannten sie Sumarobriva (Brücke an der Somme), die Römer Ambiani. Die Normannen wüteten hier im 9. Jh. im 20. Jh. mussten noch zwei Weltkriege überstanden werden.

Der Stadtteil St Lew ist von Kanälen und Bächen zerteilt, und in der Nähe sind Hortillonages, 300 ha große Gärtnereien und Obstgärten, die von einem Netz winziger Kanäle bewässert werden, auf denen hohe Stechkähne die Produkte auf den Markt bringen.

Die Kanäle stammen noch aus dem Mittelalter. Man kann auch einen dieser besonderen Stechkähne - bateaux a Comet (Kometenboote) genannt - für einen privaten Ausflug durch die nahe gelegenen Wasserstraßen mieten.

Ein Großteil der Altstadt wurde im 2. Weltkrieg zerstört. Die Kathedrale Notre Dame, mit 7.700 qm die größte Kirche Frankreichs, wurde 1220 über der abgebrannten alten Kirche erbaut. Das Mittelschiff ist 145 m lang, und das 42 m hohe Gewölbe wird von 28 Säulen getragen.

Rosettenfenster schmücken das Querschiff. Der 112 m hohe Turm wurde 1529 gebaut. Der Chor (16. Jh.) ist bemerkenswert wegen der über 3.000 Tafeln, auf denen Bibelszenen dargestellt sind.

Im Ersten Weltkrieg bewahrten Sandsäcke das Gebäude vor großem Schaden.

Das Musee de Picardie enthält archäologische Sammlungen, Skulpturen und Möbel aus dem Mittelalter sowie eine Gemäldesammlung mit Werken von Frans Hals, El Greco u. a.

In der Nähe ist die Bibliothek mit ungefähr 1200 Manuskripten aus dem 9. bis 16. Jh. Im Musee d' Art Local et Historie Regionale in der Rue Victor Hugo wird die lokale Geschichte dargestellt.

Jules Verne lebte nach 1871 in der Stadt. Sein Haus, heute ein Museum, steht in der Rue Charles Dubois.

Auf der Karte ist die Entfernung zwischen Amiens und Peronne viel geringer als die zwischen Amiens und St Valery. Doch dieser Unterschied wird durch den windungsreichen Verlauf der Somme beträchtlich ausgeglichen.

Angler kommen hier auf ihre Kosten. Zahlreiche Seen und Teiche, von denen viele durch den ursprünglichen Flusslauf entstanden sind, alle reich an Wassertieren, sind schon seit Generationen ein Fischerparadies und haben einen beschaulichen Tourismus entstehen lassen, und Restaurants gibt es auch zur Genüge.

Knapp 20 km hinter Amiens liegt Corbie, eine lebendige Stadt am Zusammenfluss von Somme und Ancre mit guten Einrichtungen für Bootsfahrer.

Das im 7. Jh. gegründete Benediktinerkloster St Bathilde steht nicht mehr, doch es gibt noch andere interessante kirchliche Gebäude: Die romanisch-gotische Tür der Kirche St-Stephane ist heute der Eingang eines Nonnenklosters.

Die Kirche St Pierre war einmal viel größer; Restauratoren im 19. Jh. glaubten, sie sei zu lang, und kürzten sie um ein Drittel. Unter den ausgestellten religiösen Gegenständen ist ein maßstabgetreues Modell der ursprünglichen Kirche beachtenswert.

Etwa 3 km südlich von Corbie, bei Velliers-Brentonneux, haben die Kanadier ein Denkmal für die über 10 000 Gefallenen des Ersten Weltkriegs errichtet.

Weitere Schauplätze des Ersten Weltkrieges sind bei Foissey, Albert, Thiepval und Beaumont-Hamel.

In Cappy, etwas über 20 km vor Peronne, kann man in eine Schmalspurdampflok steigen, ein Relikt aus dem Ersten Weltkrieg.

In ihr wurde Munition zwischen Froissy und Dompierre hin­ und hertransportiert.

Kurz hinter der Ecluse 7, Sormont, und kurz vor Peronne trifft die Somme auf den Canal du Nord.

Links geht es nach Douai, zum Grand Gabarit-Kanalsystem und nach Belgien.

Rechts vereinigen sich die Somme und der Canal du Nord zu einer gemeinsamen Wasserstraße, die 16 km in südlicher Richtung bis Rouy-le-Petit führt.

Danach fließt der Kanal 32 km weiter nach Süden; fünf Schleusen und ein 1.060 m langer Tunnel liegen dazwischen, bis er mit dem Oise-Seitenkanal bei Pont l 'Eveque zusammenkommt.

Von hier ist es nicht weit zu den Wasserstraßen der Ille de France. Doch links, auf dem Weg nach Arleux und nach Belgien, sind auf einer Strecke von 63 km 12 Schleusen und ein 4.350 m langer Tunnel zu überwinden.

In beiden Tunnels fahren die Schiffe mit eigenem Antrieb, und der Verkehr wird durch Lichter und Bildschirmanlagen überwacht. Der 1965 eröffnete Canal du Nord hat nichts Charakteristisches; Schnelligkeit und Leistung sind hier wichtiger als Entspannung.

Für Bootsfahrer ist Peronne ideal. Es hat einen kleinen, aber modernen Hafen mit allen Einrichtungen, und man kann Schiffe mieten. Es gibt auch einen Hafen für Frachter, doch der meiste Verkehr herrscht auf dem Canal du Nord in Richtung La Liaison au Grand Gabarit.

Die Geschichte der am Zusammenfluss von Somme und Cologne gelegenen Stadt Peronne lässt sich bis ins 7. Jh. zurückverfolgen, als der hl. Fursy ein Kloster für schottische Mönche gründete.

Die Stadt wurde in den beiden Weltkriegen größtenteils zerstört, doch das Schloß (13. Jh.), die Porte de Bretagne (ein Torbogen aus dem 17. Jh.) und das Hotel de Ville aus der Zeit der Renaissance sind noch erhalten.

Das Musee Danicourt in der wieder aufgebauten Mairie (Rathaus) beherbergt Sammlungen von Juwelen, Münzen u.a.

Peronne ist für seine Aale berühmt, die in Teichen gezüchtet und geräuchert oder als Pastete serviert werden, außerdem für mehrere Sorten von Gemüse, das in Gärtnereien am Kanal, die den spanisch klingenden Namen hardines tragen, angebaut wird.

In Offay ist das Domaine des lies, ein attraktives Freizeitzentrum mit Vergnügungspark. Außerdem steht dort eine restaurierte romanische Kirche mit modernen Fenstern, die von dem Maler Max Ingrand entworfen wurden.

Ham ist ein interessanter Ort, vor allem wegen seiner Festung aus dem 15. Jh. bekannt, die 1917 von den deutschen Truppen zerstört wurde. Jahrhunderte lang wurde diese Festung als Gefängnis für politische Häftlinge benutzt, das mit seinen 11 m dicken Mauem als ausbruchsicher galt.

Doch diese Mauem waren nicht dick genug, um Louis Napoleon Bonaparte, den späteren Napoleon III., zu halten. Nach sechs Jahren Gefangenschaft gelang es ihm 1846, verkleidet nach England zu entkommen.

7 km nach Ham endet die Somme. Biegt man in den Canal de St Quentin, kommt man rechter Hand nach Ostfrankreich und zu den Ardennen, linker Hand geht es Richtung Nordfrankreich und Belgien.

Der Canal de St Quentin ist in südlicher Richtung nur 26 km lang und hat 10 Schleusen bis Chauny, wo er in den Oise-Aisne-Kanal mündet. Nach Norden zu, in Richtung Belgien, ist er bis Cambrai 66 km lang mit 25 Schleusen und zwei Tunnels - einer 1.098 m, der andere 5.670 m lang.

Die Fahrt durch die Tunnels ist nicht besonders aufregend: Schiffe verschiedenster Bauart werden aneinandergehängt und durch die Tunnels hindurch gezogen. Der ganze Vorgang dauert ungefähr 8 Stunden, und das Abschleppen erfolgt alle 24 Stunden zweimal in jeder Richtung.