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Kanäle in Elsas Lothringen

 

 

 

 

Rhein-Marne ­Kanal

Der 314 km lange Kanal durchquert mit Hilfe von Schleusen, Tunnels und anderer Technik ganz Lothringen und die Vogesen und fällt dann zum Elsaß hin ab. Er beginnt bei Vitry-le-Francois in der Champagne, wo er über den Marne-Seitenkanal an das übrige Kanalsystem Burgunds angeschlossen ist.

Vitry-le-Francois ist auch ein Schnittpunkt für den Marne-Saone­ Kanal. Am Kreuzungspunkt dieser wichtigen Nord-Süd- und Ost-West­ Wasserwege hat die Stadt ein Frachtkahnzentrum, in dem der Bootsfahrer sich mit allem Wichtigen versorgen kann.

Sie wurde im 16. Jh. von Franz I. als Festung erbaut und im Zweiten Weltkrieg größtenteils zerstört. Die großartige Stadtkirche aus dem 17. und 18. Jh. steht aber noch.

Nach Osten verläuft der Kanal durch wellige Ebenen und Kornfelder nach Bar-le-Duc, wo Jahrmärkte abgehalten werden. Vom 10. zum 14. Jh. war Bar-le-Duc ein unabhängiger Staat und kam erst im späten 16. Jh. zu Lothringen. Interessante Sehenswürdigkeiten sind die Kirche Notre Dame (16. Jh.) und das Barrois-Museum mit prähistorischen Haushaltsgegenständen sowie Gemälden und Skulpturen aus der Gegend.

In der Kirche St Etienne steht die berühmte Statue Le Squelette von Ligier Richier (16. Jh.): Der Armeeheld Rene de Chalon, Prinz von Oranien, wollte so dargestellt werden, wie er drei Jahre nach seinem Tod aussehen würde. Bar-le-Duc ist ebenfalls für seine Johannisbeermarmelade berühmt. Hier werden einige empfehlenswerte rote und weiße Weine hergestellt (die nur in dieser Gegend verkauft werden.)

Der Kanal erklimmt nun das lothringische Hügelland und erreicht seinen Höhepunkt dort, wo Lastkähne den Mauvages Tunnel (4975 m lang) passieren müssen. Hier herrscht Einbahnverkehr, und die Schiffe werden jeweils in Zehnergruppen an einen Kettenschlepper (Baujahr 1912) angehängt.

Vergnügungsboote rangieren erst nach dem gewerblichen Verkehr, und die Durchfahrt ist langsam und dunkel.

Bei Mauvages sehen die Boote das Tageslicht wieder und fahren dann über 12 Schleusen ins Tal der Maas zu der kleinen Stadt Toul hinunter, einem wichtigen Bischofssitz des Mittelalters, der 1648 im Westfälischen Frieden an Frankreich fiel.

Wie so viele Städte, die wir an den Kanälen Elsaß-Lothringens finden, wurde auch Toul im 17. Jh. von dem genialen französischen Militärarchitekten, dem Marquis Sebastien de Vauban befestigt.

Die massiven Steinmauern und Schutzwälle von Toul sind größtenteils noch intakt, und der Kanal fließt sogar durch einen Teil des alten Stadtgrabens. Die Kathedrale St Etienne (13.-14. Jh.) ist sehenswert; sie hat zwei 65 m hohe, achteckige Türme und einen Kreuzgang aus dem 14. Jh.

In der Kirche St Gengoult schmücken Original-Glasmalereien die Fenster im Chor. Ein beliebtes Restaurant ist das Dauphin, und in den kleinen Cafes kann man Madeleines probieren, jene leichte Mischung aus Zucker, Butter, Eiern, Mehl und Zitrone, die im nahe gelegenen Commercy erfunden wurde.

Unterhalb Frouard zweigt ein kleiner Kanal nach Nancy ab, das im 12. Jh. als Hauptstadt des Herzogtums Lothringen gegründet wurde. Der letzte der einflussreichen Herzöge von Lothringen war Stanislas Leszcynski, ein polnischer König im Exil, der das Glück hatte, seine Tochter mit Ludwig XV. zu verheiraten. Ludwig gewährte Stanislas das Herzogtum, als dieser im Polnischen Erbfolgekrieg (1733-38) seine Krone verlor.

Stanislas hinterließ ein überaus reiches architektonisches Erbe; sehen Sie sich die prunkvolle Place Stanislas im Stadtzentrum an. Mit ihren vergoldeten schmiedeeisernen Toren, barocken Brunnen und hängenden Laternen kann man sie guten Gewissens als den schönsten Platz Frankreichs bezeichnen.

Ende des 19. Jh. war Nancy der Geburtsort des art nouveau (neue Kunst); das Ecole-de-Nancl,-Museum zeigt eine Sammlung von Objekten dieser Kunstepoche, vom Einzelstück bis hin zur gesamten Esszimmereinrichtung mit Lederprägearbeiten an der Decke.

Das Museum der Schönen Künste an der Westseite der Place Stanislas enthält europäische Gemälde aus dem 14.-20. Jh., und das Lothringer Geschichtsmuseum dokumentiert 2.000 Jahre Lokalgeschichte. Im Museum der Geschichte des Eisens spiegelt sich Nancys Tradition als Bergbaustadt.

Quiche Lorraine ist eine Spezialität des Oxebon-Restaurants, und das Capucin Gourmand bietet luxuriöse Diners.

Hinter Nancy verläuft der Kanal durch ein Industriegebiet mit Bergbau, Eisenschmiedewerkstätten und Gießereien und kreuzt den Meurthe über einen kleinen Aquädukt. St Nicolas de Port ist schon seit dem Mittelalter ein Industrie- und Handelszentrum.

Die gotische Basilika aus dem 16. Jh. wurde über einem früheren Heiligtum errichtet, in dem ein Finger des Hl. Nikolaus aufbewahrt wurde. Die Ritter von Lothringen hatten ihn aus dem Heiligen Land herübergebracht. Angeblich hat hier auch die Hl. Johanna gekniet, bevor sie in den Kampf gegen die Engländer zog.

Bei Dombasle-sur-Meurthe führt der Kanal an den Solvay-Sodawerken vorbei, wo Salz, Chlor und Natrium-Bikarbonat hergestellt werden. Die Kulisse ist vielleicht nicht die malerischste, aber dennoch ist der Anblick faszinierend. Lastkähne werden unaufhörlich be- und entladen, und Mini-Eisenbahnen fahren über dem Erdboden auf kleinen Brücken.

Diese Fabrik hat die größten Hochöfen der Welt und eine eigene Flotte von 100 Lastkähnen.

Unterhalb Dombasle wird die Gegend wieder ländlich, und in der kleinen Stadt Einville kann man sich gut mit Vorräten eindecken. Etwa 9 km weiter liegt Luneville, wo Herzog Leopold im 18.Jh. einen Architekten damit beauftragte, ein Versailles im Kleinformat zu bauen.

Das Chateau de Luneville, einst Sitz der Herzöge von Lothringen, birgt jetzt eine Feuerwehrstation, ein Polizeirevier, ein Steuerbüro und ein Museum. Es gibt hier stilvolle Gärten, und im Sommer werden in der Kapelle Diorama-Vorführungen gezeigt.

Hinter Einville erstreckt sich der Foret (Wald) de Parroy nach Süden, und parallel zum Kanal fließt der Sanon.

Im Dorf Lagarde holt uns die neuere Geschichte ein: Am einen Ende des Ortes befindet sich ein deutscher Soldatenfriedhof, am anderen ein französischer - beide aus dem Ersten Weltkrieg. Im Zweiten Weltkrieg kamen die Deutschen zweimal durch die Gegend, zuerst auf dem Weg nach Paris und dann wieder auf dem Rückzug; an vielen Hauswänden sieht man noch Einschußlöcher.

Wir durchfahren dann den Etang de Rechicourt, einen der Seen, aus denen sich der Kanal speist. Am ostende des Sees befindet sich eine Schleuse (Rechichourt-le-Chateau) mit einer Hubhöhe von 15 m, die in den frühen 1960er Jahren gebaut wurde und sechs kleinere Schleusen ersetzt hat.

An diesem Punkt durchquert der Kanal den Foret de Rechicourt und weitere Zuliefererseen, darunter den großen Etang de Gondrexange (470 ha), auf dem sich gerne Segler und Surfer tummeln. An manchen Stellen liegt der See hinter einem Damm etwas erhöht, so dass man beim Hinaufblicken in 1-2 m Höhe über dem Kanal Surfer vorbeiflitzen sehen kann.

Am ostende des Sees zweigt der Canal des Houilleres de la Sarre (der Saar-Kohlengruben-Kanal) ab - eine hübsche Wasserstrecke, die durch den Nationalpark Lothringen verläuft. Er wurde 1860 gebaut, um Lothringen mit dem Revier an der Saar zu verbinden.

Bei der Weiterfahrt wird der Rhein­ Marne-Kanal auf einem Aquädukt (45 m) über die Saar geführt. In dieser Gegend zeigt sich der deutsche Einfluss in Ortsnamen wie Hesse und Schnekkenbusch. In Hesse liegen die Ruinen einer Benediktinerabtei, die von der Familie des - aus dem Elsaß stammenden - Papstes Leo gegründet wurde.

Die Glaswerke von Hartzville sind mit dem Fahrrad innerhalb kurzer Zeit zu erreichen, und der Besucher kann bei Führungen den Glasbläsern bei der Arbeit zuschauen.

Von Hesse aus ebenfalls nicht weit entfernt ist Sarrebourg (Saarburg) am Westrand der Vogesen. Die Franziskanerkapelle Chapelle des Cordeliers (13. Jh.) hat ein modernes Glasfenster von Marc Chagall, das La Paix (Friede) betitelt ist. Mit seinen 12 auf 7,5 m ist es das größte seiner Art in Europa.

Das Saarburg-Museum enthält Geräte aus prähistorischer und römischer Zeit sowie moderne Keramiken aus der Umgebung. Im Jardin de la Liberte findet man 13.000 Soldatengräber aus dem Ersten Weltkrieg.

Unterhalb von Hesse passiert der Kanal die Städte Schneckenbusch und Niderviller; letzteres ist wegen seiner Tonwaren bekannt (seit 1735).

In zwei Tunnels werden dann die Vogesen durchquert; beide Durchstiche wurden zwischen 1850 und 1853 angelegt und haben Einbahnverkehr mit wechselnder Richtung. Der Niderviller Tunnel ist nur 450 m lang, aber der Arzviller Tunnel mißt 2600 m.

Haben wir den zweiten Tunnel hinter uns, so grüßt uns das Elsaß. Unten erstreckt sich das waldreiche Tal des Zorn. Unmittelbar vor uns steht eines der Wunderwerke modernen Wasserbaus, der Schiffsaufzug von St Louis­Arzviller, eine Art Riesenbadewanne auf Schienen.

Ein Lastkahn oder Boot fährt in den großen, mit Wasser gefüllten Tank hinein, der dann auf einer um 41 Grad geneigten Fläche um 108 m gesenkt (oder angehoben) wird. Der Schiffsaufzug (Baujahr 1969) hat 17 Schleusen ersetzt, die in 8 Stunden durchfahren wurden.

Heute dauert die Fahrt mit der Riesenwanne etwa 25 Minuten. Fotoprofis sollten versuchen, eine Aufnahme von oben zu machen, während sich ein Schiff auf der Schräge befindet.

Der Kanal folgt dann dem Lauf des Zorn; auf beiden Seiten erheben sich Hügel. Das charmante Dorf Lutzelbourg (Lützelburg) liegt inmitten von fünf Tälern; hier gibt es Wasser, Lebensmittel und Treibstoff, außerdem Kristallglas, geschliffen vom Handwerksmeister Jean Wurm.

Oberhalb der Stadt thronen die Ruinen eines Schlosses aus dem 12. Jh.

Kaum 4 km entfernt liegt Phalsbourg (Pfalzburg), das im 17. Jh. von Vauban befestigt wurde. Hier lebte Emile Erckman, der zusammen mit Alexandre Chatrian volkstümliche Romane über das Elsaß schrieb. Besuchen Sie das Erckman-Chatrian - Museum.

Hinter Lützelburg verläuft der Kanal bis Saverne (Zabern), einer geschäftigen Kreisstadt mit elsässischen Fachwerkhäusern und bezaubernden Rosengärten. Von 1417 bis 1789 war Saverne der Sitz des Bistums Straßburg; das Chateau Rohan aus rotem Sandstein, einst Sommerpalast der mächtigen Bischöfe aus dem Haus Rohan, bietet einen imponierenden Anblick.

Auf den Hügeln um Saverne stehen fünf Burgruinen aus dem 11. und 12. Jh., die vom Kanal aus zu Fuß in ein bis zwei Stunden zu erreichen sind. Aber der Weg lohnt sich: Man überblickt von dort die ganze elsässische Ebene, und an klaren Tagen kann man den Turm des über 30 km entfernten Straßburger Münsters sehen.

Die berühmteste dieser Ruinen ist das Haut-Barr. Einer seiner Besitzer, der Straßburger Bischof Jean de Manderscheidt, gründete hier einen Trinker­club. Wer beitreten wollte, musste ein fast 3 Liter fassendes Onyxhorn voll Weißwein in einem Zug austrinken.

Unterhalb von Saverne fließt der Kanal durch die elsässische Ebene, vorbei an typischen Bauerndörfern wie Lupstein, Ingenheim und Waltenheim­sur-Zorn. Enge, winklige Straßen verlaufen zwischen Fachwerkhäusern mit steilen Giebeln und kleinen Fenstern, und durch große Tore blicken Sie in Höfe, die von Bauernhäusern und Wirtschaftsgebäuden eingerahmt sind.

Überall hört man Elsässisch, einen alemannischen Dialekt, den selbst die Deutschen nicht verstehen. Hier nisten häufig noch Störche auf den Schornsteinen - im Elsaß glaubt man, dass ein solches Nest dem Haus ein ganzes Jahr Glück bringt.

Vor uns liegen die Randbezirke von Straßburg, der Hauptstadt des Elsaß, einer der weltoffensten Städte Frankreichs. Der Kanal fließt am Palais de l'Europe vorbei, in dem das Europäische Parlament tagt.

Straßburg wurde im Jahr 16 n. Chr. von den Römern als Festung gegründet und hieß damals Argentoratum; später nannten die Franken es Strateburgum ("Straßenknoten").

Nachdem das Heilige Römische Reich die Stadt nicht länger halten konnte, nahm Ludwig XIV. sie im Jahr 1681 in Besitz und ließ durch Vauban massive Stadtmauern errichten. Bis zur Revolution blieb Straßburg eine relativ freie Stadt, dann geriet es unter republikanische Kontrolle. Nach dem Krieg von 1870/1871 fielen Straßburg und das Elsaß wieder an das Deutsche Reich.

Straßburg liegt an den Ufern von Rhein und Ill, und wegen seiner Lage unweit der Grenzen Frankreichs, Deutschlands, der Schweiz, Belgiens und Luxemburgs ist es bis auf den heutigen Tag ein internationaler Knotenpunkt, der eine reiche Geschichte aufweist.

Johannes Gutenberg lebte hier von 1434 bis 1444 und stellte seine Druckerpresse fertig, und 1772 schrieb Rogerde Lisle in Straßburg die Marseillaise.

Die Stadt ist ein idealer Anlaufpunkt für den Bootsreisenden. Der älteste und interessanteste Teil ist praktisch eine Insel, die von der III und dem kleinen Kanal Fosse du Faux umflossen wird. Kähne legen am Quai des Pecheurs an, nur ein paar Stufen von der Altstadt entfernt, und schmale Boote können in die engen Kanäle von Le Petit France, dem alten Quartier d;; Tanneurs (Gerberviertel), hineinfahren, das heute mit seinen Cafes und Fachwerkhäusern sehr viel Charme ausstrahlt.

Die berühmteste Attraktion der Stadt ist sicher das Münster (Cathedrale de Notre Dame), das mit rosenfarbigem Sandstein aus den Vogesen gebaut wurde. Die Bauzeit dauerte von 1015 bis 1439, so dass hier verschiedene Baustile von der Romanik bis zur Spätgotik vereint sind.

Die astronomische Uhr aus dem 16.Jh. von einem Schweizer Uhrmacher stellt die Apostel dar, und ein Hahnenschrei kündigt Petrus an.