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Befahrbare Kanäle und Wasserstrassen in Südfrankreich

 

 

 

 

Le Petit Rhone

 Wer kraftvolle Schönheit liebt, wird sicher eine Fahrt auf dem 57 km langen, schleusenfreien Wasserweg genießen, der in die Camargue führt. (Mietvertrag des Bootes genau ansehen, ob er die Fahrt auf der Petit Rhone gestattet. Einige Bootsverleiher werden sehr nervös, wenn mit ihrem Eigentum Flüsse mit Gezeiten befahren werden.)

"Le Petit" beginnt erst oberhalb von Arles, die Navigationsmarkierungen werden jedoch von Lyon aus gemessen und entsprechen denen der Grand Rhone (also der Rhone).

Die Flusslandschaft ist nicht besonders aufregend: Sie ist baumlos und flach mit hohem Schilf an den beiden Ufern zum Schutz gegen Überschwemmungen.

Einige Sehenswürdigkeiten gibt es aber doch: Von Albaron (durch einen riesigen Turm aus dem 16. Jh. gekennzeichnet) sind es noch etwa 6 km bis Mas du Pont de Rousty mit seinem Camargue-Museum.

Man beachte die fünf Brücken und eine Kabelfähre auf dem Weg.

Der Goldtopf am Ende dieses zweifelhaften Regenbogens heißt Saintes ­Maries-de-la-Mer, ein lebhaftes, historisches Städtchen am Mittelmeer und der Mittelpunkt der Camargue.

(Um in die Stadt zu fahren, muss man durch ein kleines Stück offener See; am besten in Port Dromar anlegen und mit dem Fahrrad die 5 km weiterfahren.

Zum Übernachten Ponton-anlegestellen benutzen: der Wasserstand ist von den Gezeiten abhängig,)

Die Stadtväter benannten ihre Stadt nicht nur nach einer Maria, sondern gleich nach dreien: erstens nach Maria oder auch Marie Jacobe, der Schwester der Jungfrau Maria; zweitens nach Marie Salome, der Mutter von Johannes und Jakobus; und schließlich nach Maria Magdalena (welche nun wirklich keiner Vorstellung bedarf).

Warum aber jene drei? Sie waren bei der Kreuzigung dabei gewesen, und nach einer Legende lebten sie eine Zeitlang in Stes-Maries. Dieser Geschichte aus dem 9. Jh. zufolge verließen die drei Frauen zusammen mit Maria Magdalenas Mitgeschwistern, Lazarus und Martha, den Heiligen Maximin und Sidonius und einer schwarzen Dienerin namens Sarah das Heilige Land.

Ohne Navigationshilfen oder Antrieb für ihr Boot landeten sie durch ein Wunder dort, wo heute Stes-Maries steht. Als Dank für ihre Lebensrettung errichteten sie eine Kapelle.

Die kleine Gruppe blieb nicht zusammen: Martha lebte in Tarascon, die beiden männlichen Heiligen gingen nach Aix, und Lazarus und Maria Magdalena bekehrten schließlich Heiden in Ste Baume.

Nur die beiden anderen Marien und Sarah blieben in Stes­Maries und wurden in der Kapelle bestattet. Den Bewohnern des Ortes oder jenen, die über die Jahrhunderte hinweg an diesen Wallfahrtsort gepilgert sind, ist es gleichgültig, ob es sich nun um eine wahre Begebenheit handelt oder nur um eine Legende.

Der Turm der Kirche (vom Schutzwall reicht der Blick bis zur Camargue) ist weithin sichtbar. Sie ist im romanischen Stil des 12. Jh. errichtet, der die ursprüngliche Bauweise aus dem 9. Jh. abgelöst hat.

Wegen dieses Stils und seines wehrhaften Aussehens könnte man sie von weitem leicht für ein militärisches Bauwerk halten.

Im Innern setzt sich der kämpferische Ausdruck fort: an den Südportalen befinden sich zwei Löwen, die ihre Beute verschlingen. Die Säulen auf dem Altarplatz tragen Darstellungen einer Reihe weltlicher und religiöser Themen.

Aus der Nordwand wurden Nischen geschlagen; eine enthält ein Boot aus der Pilgerzeit, eine andere ein Marmorstück, das als das Kopfkissen des Heiligen bekannt ist.

1448 befahl König Rene von Aix, für die Reliquien der bei den Marien einen Schrein im oberen Teil der Kapelle zu bauen.

Sarahs Statue steht neben einem antiken Altar in der Krypta. Die provenzalischen Zigeuner wählten sie zu ihrer Schutzpatronin und kommen an jedem 23. Mai hier zu einer Wallfahrt zusammen.

Es gibt noch zwei weitere Wallfahrten im Jahr: am vorletzten Sonntag im Oktober und am ersten Sonntag im Dezember; alle drei ähneln sich in ihrer Zeremonie.

Am ersten Tag hält man eine Nachtwache in der Kapelle und am nächsten eine Messe für die Marien, deren Reliquiare nun unten am Hauptaltar stehen. Dann findet eine Bootsprozession zum Meeresufer statt, die mit dem Segen des Bischofs über den Booten und dem Meer endet.

Am letzten Tag gibt es einen Jahrmarkt mit Spielen und Karussells, Tanz, Aufführungen und Reitsportdarbietungen.

Van Gogh besuchte Stes-Maries im Jahr 1888 und machte es mit seinen Darstellungen der Segelboote am Strand und seinen Impressionen des Ortes berühmt. (Eines der Werke befindet sich jetzt im Kroller-Muller-Museum in Holland.)

Im Hafen kann man immer noch Segel- und Motorboote aller Größen und für jeden Zweck entdecken. Und am Morgen kann man beobachten, wie der Fang ausgeladen wird.

Leider gibt es unmittelbar am Meer hässliche Pommes-frites-Stände, Souvenirläden und Hotels mit Glasfront; aber weiter stadteinwärts verschönert sich das Stadtbild wieder. Mehrere Ställe bieten Ausritte an, und die peinlich sauberen Steinhütten mit ihren Schilfdächern sind ein großartiges Motiv zum Fotografieren.

Im Baroncelli-Museum (guter Ausblick von der Terrasse) werden in achtzehn Sektionen unterschiedliche Facetten des Lebens in der Camargue von der Ferrade (Rodeo) bis zur Küche gezeigt.

Der in der Nähe gelegene Etang de Vaccares ist das Zentrum des National-Reservates, und das Vogelreservat Pont de Grau ist ein Leckerbissen für Ornithologen, insbesondere in der Migrationszeit.

In anderen Etangs kann man dort beheimatete wilde Rinderherden und Flamingos beobachten.

In Mejanes gibt es einen Vergnügungspark unter dem Motto "Leben auf einem Bauernhof in der Camargue" , und eine Eisenbahn fährt Besucher durch die Gegend.

Von Port Dromar sind es noch 33 km bis zur Schleuse St Gilles und dem kurzen Rhone-Überführungskanal.