Vence
 
     
   
     
     
     

 

 

 

 

 
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Allgemeines zu Vence

 

 

 
 

Vence thront hoch oben auf einem Felsen, umgeben von Rosenbeeten und Orangenhainen. Wegen seines milden Klimas ist es vor allem für einen Erholungsurlaub geeignet.

1930 starb hier D. H. Lawrence, der Autor von Lady Chatterley.

In jüngster Zeit wurde auf den umliegenden Hügeln viel gebaut. Die neue Popularität hat auch Vorteile; man bekommt in Vence hervorragenden frischen Fisch, Gemüse und Patisserien, zwei Mal wöchentlich wird ein Markt abgehalten, und ein Bummel über die grünen Plätze und durch die alten Straßen ist immer ein Vergnügen.

Der Ort wurde von Phöniziern und Galliern besetzt und von Sarazenen und Langobarden geplündert und zerstört, bevor ihn die Römer Ventium nannten und hier ein wichtiges Religionszentrum aufbauten.

Vence konvertierte früh zum Christentum, ein Verdienst, das gewöhnlich St - Trophime zugeschrieben wird. 374 wurde in Vence das erste Bistum gegründet, in der Folge wuchs der Ort schnell und wurde zu einem wichtigen regionalen Zentrum. Die Bischöfe blieben der Stadt bis zur Französischen Revolution treu; dann floh Bischof Pisani aus dem Land, und es wurde nie wieder ein Bischof eingesetzt.

Ein großer Teil der Geschichte von Vence kreist um den Konflikt zwischen dem Bischof und der Familie Villeneuve - die Barone von Villeneuve-Loubet teilten die Feudalrechte über die Stadt mit der Kirche.

Vence erkämpfte während der Religionskriege einen großen Sieg über die Hugenotten, doch während der großen Pestepidemie 1572 hatte der Ort schrecklich zu leiden.

Danach trieb Vence dem Niedergang entgegen, Anfang des 20. Jahrhunderts war es halb verlassen, viele Häuser verfielen, und die Bevölkerung schrumpfte auf einige Tausend Menschen zusammen.

Der Tourismus und einige moderne Betriebe haben Vence wieder zu einer blühenden Stadt mit über 15.000 Einwohnern gemacht.

Der Weg in die Altstadt führt über die Place du Grand-Jardin und die Place du Frene, wo eine riesige Esche steht, die 1538 gepflanzt wurde.

Das mittelalterliche Zentrum von Vence ist ausgesprochen malerisch, und wenn man sich erstmal ein Stück von den Souvenirverkäufern entfernt hat, sehen die Gassen und Alleen kaum anders aus als in den vergangenen Jahrhunderten - allerdings bekommen viele Gassen im Nordosten in der Nähe der Befestigungsanlagen heute mehr Licht und Luft, weil die Stadtmauern bis auf Taillenhöhe abgebaut wurden.

Man kann jetzt den Blick auf die Berge genießen, statt sich wie hinter Gefängnismauern zu fühlen.

Die Befestigungsanlagen wurden im 13. und 14. Jahrhundert erbaut und hatten ursprünglich einen breiten Wehrgang.

Im Nordabschnitt existiert er noch und heißt jetzt Boulevard Faul Andre. Der Südabschnitt wurde wiederholt durchbrochen, um Raum für Geschäfte zu schaffen.

Die Stadttore von Vence sind erhalten: das in einen Turm integrierte Signadour- Tor; die gewölbte Porte d'Orient, im 18. Jahrhundert durch die Mauer gebrochen; das Portail Levis aus dem 14. Jahrhundert besaß ursprünglich ein Fallgitter und führt auf die Rue de la Coste, eine der ältesten Straßen der Stadt; und Le Pontis, aus dem Jahre 1863.

Am eindrucksvollsten jedoch ist das Portail du Peyra, erbaut von dem 1480 verstorbenen Guten König Rene. Es ist stark restauriert, und im 17. Jahrhundert wurde ihm ein imposanter Turm zur Seite gestellt.

Der Eingang durch das Portail du Peyra führt an einem kleinen Brunnen vorbei zur Place du Peyra, wo im Schatten eines alten Kastanienbaums gleich mehrere Cafes liegen.

Die Place Godeau vor der Cathedrale ist nach dem berühmten Bischof und Dichter benannt. Im Zentrum des Platzes stehen eine römische Granitsäule und einige hübsche alte Häuser; ein Haus mit einem zwei-bogigen romanischen Fenster stammt aus dem 13. Jahrhundert, ein anderes aus dem Jahre 1524.

Viele Fenster und Türen in Vence haben unter der Modernisierung gelitten, doch sind einige eisenbeschlagene Türen und mittelalterliche Geschäftsfassaden erhalten geblieben.

Neben der Cathedrale erhebt sich ein Wachturm aus dem 15. Jahrhundert, der Eingang liegt an der Place Clemenceau, dem alten römischen Forum, wo heute jeden Mittwoch ein Flohmarkt stattfindet.

Die Kathedrale birgt eine Menge Sehenswertes, der Blick auf ihre Silhouette wird allerdings von neueren Gebäuden verstellt.

In den Außenmauern an der Passage Cahours sind Steine aus römischer Zeit verbaut worden; sie tragen Gedenkinschriften. Eine ist der Göttin Cybele und der Zeremonie des Tauroboliums gewidmet, bei dem den Göttern ein junger Stier geopfert wurde, eine andere erinnert an den Römer Veludius Valerianus und seine Frau Vibia.

Die Kathedrale stammt ursprünglich aus dem 10. Jahrhundert, doch der heutige Bau entstand zwischen dem 12. und 15. Jahrhundert. Hier stand in römischer Zeit ein Tempel des Mars, das erste christliche Bauwerk war eine merowingische Kirche aus dem 5. Jahrhundert. St. Eusebius, der erste Bischof von Vence, der ab 374 dieses Amt innehatte, hat wohl kurzerhand den römischen Tempel zum christlichen Heiligtum gemacht.

Die Kirche besteht aus einem Hauptschiff und vier Seitenschiffen. Das Dach ruht auf mächtigen, schmucklosen Pfeilern. In zwei Seitenschiffe wurden im 15. Jahrhundert Galerien eingezogen, von denen man durch eine Bogenreihe in das Hauptschiff hinuntersieht; sie wurden gebaut, um die größer gewordene Gemeinde aufzunehmen. An jeder Seite sind zwei weitere Seitenschiffe mit mehreren Kapellen.

Zur gleichen Zeit, als die Galerien eingezogen wurden (1499), entstand am Westende eine Empore für den Chor.

Hier stehen die 51 berühmten Chorstühle, die Jacotin Bellot aus Grasse mit viel Fantasie schnitzte; er begann damit 1455 und vollendete sie 25 Jahre später.

Er schnitzte Tiere und Pflanzen und schilderte das Alltagsleben der Bürger und des Klerus - manchmal recht respektlos. Die schöne geschnitzte Tür der Kathedrale stammt aus dem zerstörten Domkapitel. Sie ist älter als die Arbeiten Bellots, könnte aber von derselben Hand stammen wie das Chorpult. Die Taufkapelle schmückt ein Mosaik von Marc Chagall, gezeigt ist Moses im Schilf.

Überall in der Kathedrale sind überragende Beispiele karolingischer Steinmetz - Kunst aus der alten Kirche in die Wände und Säulen integriert.

Der zweite interessante Sakralbau von Vence ist Rosaire.

Er wurde zwischen 1947 und 1951 von Henri Matisse geplant und gebaut. Die Architektur im Stil der Fünfzigerjahre, mag darauf hinweisen, dass Matisse in den schönen Künsten mehr zu Hause war als in der Architektur, doch das typische Element der Kapelle, das ultramarin und weiß gedeckte Dach, sieht immer noch überragend aus.

Die gelb-blauen Fenster mit dem Blattmotiv harmonieren gut mit dem einfachen Wandschmuck, den Matisse gewählt hat: Anstelle etwa von Fresken schmückte er die Kapelle mit eigens hergestellten schlichten weißen Kacheln aus, die er mit biblischen Motiven bemalte. Leider haben eine ganze Reihe der Kreuzweg - Stationen Sprünge bekommen, als das Gebäude sich gesenkt hat.

Die Darstellungen selbst sind sehr geradlinig sicher und kraftvoll, erstaunlich, wenn man Matisses fortgeschrittenes Alter und seine starke Arthritis in Betracht zieht.

Viele Originalzeichnungen des Projekts sind hier ausgestellt und eingehender Betrachtung wert. Interessant sind vor allem die Details: die Altarleuchter und die Tür des Beichtstuhls ein Ensemble weißer Formen, das den durchbrochenen Türen mittelalterlicher Beichtstühle nachempfunden ist.

Die Straße, an der die Chapelle du Rosaire steht, heißt zu Ehren des großen Meisters Boulevard Henri Matisse.