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Museon di Rodo in Uzès

 

 

 

 

Ein Bericht aus dem Jahre 1962.

«Museon di Rodo» ist die Sprache der Provence und heißt «Museum der Räder».

Dieses Museum wurde am 29. Mai 1960 eröffnet; zu seinen Gründern gehören Henri Girod-Eymery (Direktor), J.Falaize, B.Defieux-Dutlcan, P. Delarus-Nouvelliere, H. Peladin und J. Raineri (der initiative Kurator) sowie die Engländer G.P.Keen, der verstorbene W.F.P.Kelly und J. Mumford.

Wenn man auf der Rue de Nimes in die Stadt einfährt, bemerkt man vielleicht zwei bescheidene kleine Schilder «Museon di Rodo» und «Annexe du Museon ». Unmittelbar nach dem Eingang erblickt man nichts anderes als eine Sammlung alter Automobile; Lokomotiven und Eisenbahnwagen in Originalgröße sind in Uzes nicht zu finden.

Es fehlt der Raum für derartige Objekte. Die Sammlung der Automobile ist erstaunlich groß, denn viele Besucher sind von der Idee dieses Museums so begeistert, dass sie heimgehen und ein passendes Stück für die Ausstellung nach Uzes schicken.

Es gibt zurzeit noch keinen Katalog, weil die Objekte noch allzu rasch hintereinander einlaufen; das ursprüngliche Verzeichnis enthält nur einen geringen Teil der insgesamt 38 Wagen. Erwähnenswert sind ein einzylindriger De Dion Bouton mit Heckmotor von 1898, eine Renault-Limousine von 1907, ein Amikar des Jahrgangs 1926, ein Bugatti Modell 1935 und ein französisches Dreirad.

Weiter ist ein umfangreicher Bestand an Motorrädern vorhanden, ferner Fahrräder aller Art und einige Schaukelpferde, die wohl zu den ältesten Stücken gehören.

Berühmt ist der Black Label Bentley Modell 1929 des verstorbenen Herrn Kelly, der nur 80.000 km zurückgelegt hat; diese Marke genießt aber so weltweiten Ruhm, dass dieses Stück nicht mehr besonders überrascht.

Englische Besucher werden es besonders schätzen, dass dieses private Museum die Verkehrsmittel ihres Landes in starkem Maße berücksichtigt.

Im oberen Stockwerk findet man unter den Eisenbahnmodellen einige Kostbarkeiten aus der Zeit der privaten Eisenbahngesellschaften Englands. Die Sammlung stammt aus privaten Beständen und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, dafür ist sie überaus mannigfaltig. Neben französischen, schweizerischen und anderweitigen Modellen findet man einen stattlichen Bestand an Fahrzeugen der Great Western Railway.

Gleich daneben sind verschiedene Modelle von Fahrzeugen der Internationalen Schlafwagengesellschaft zu sehen, darunter zwei vorzügliche Ausführungen der sechsachsigen Schlaf- und Speisewagen aus dem Jahre 1905 (Nummern 1000 und 999) sowie ein Dreiachser von 1878, alles Erzeugnisse von Pierre Jardel.

Die Sammlung französischer Modelle im I. Stock enthält hauptsächlich Spur O-Modelle von Lokomotiven und Personenwagen der im Süden tätig gewesenen Gesellschaften, wie der PLM, PO und Midi.

Herr Raineri, der Kurator, ist ehemaliger Garagebesitzer, und seine Kenntnisse hinsichtlich der von ihm betreuten Automobile sind fast unerschöpflich. Ein umfangreiches Restaurationsprogramm für die nicht mehr fahrfähigen Wagen ist in der eigenen Museumswerkstätte angelaufen. Viele der betriebsfähigen Wagen wurden von Herrn Raineri in eigener Kraft aus dem Norden Frankreichs nach Uzes gefahren, andere haben an Wettfahrten teilgenommen.

Im Nebengebäude sind weitere Wagen ausgestellt, worunter ein Rolls-Bentley des Modells 1939; der Raum ist mit Eisenbahnplakaten geschmackvoll dekoriert.

Als ich eben glaubte, am Ende angelangt zu sein, bemerkte Herr Raineri beiläufig, dass sich im oberen Stockwerk eine große Eisenbahnmodellanlage befinde, doch warte man noch auf den Maurer. Er hatte übrigens schon vorausgeschickt, dass er von der Eisenbahnabteilung des Museums nicht all zuviel verstehe, und ließ mich dann einigermaßen ratlos zurück.

Ich hatte aber das Glück, den Direktor zu treffen, der sich sonst häufig auf Geschäftsreisen befindet. Er begleitete mich in den ersten Stock und zeigte mir die Gutland Railways genannte Anlage.

Als Herr Kelly im Jahre 1962. in Hythe (Kent) vorzeitig starb, hinterließ er die reichhaltige Eisenbahnsammlung seinem Freunde Keen, der seinerseits das Fahrzeugmaterial verschiedenen Klubs überließ. Das Gleis und den gesamten Unterbau schenkte er dem Museon di Rodo, das zu diesem Zwecke erweitert wurde.

Neben französischen und englischen Modellen gibt es eine Sammlung von Spielzeugen aus früher Zeit, worunter an die 600 Fahrzeuge von Märklin und anderen Firmen aus den Jahren zwischen 1900 und 1935, die noch nicht vollzählig ausgestellt sind.

Die Museumsleiter sind sich durchaus bewusst, dass Darstellung und Präsentation noch zu wünschen übrig lassen; das Bewahren und dringende Reparaturen haben noch den Vorrang vor dem rein Ausstellungstechnischen. Trotzdem hat Uzes jetzt schon den Ruf, den beispielsweise Beaulieu in England genießt.

Die Fortschritte sind vorläufig noch gering, weil viel Zeit der Erforschung des Ausstellungsmaterials gewidmet wird. Die Restaurierungsarbeiten werden mit geradezu wissenschaftlicher Exaktheit ausgeführt, unter Bezug der bemerkenswerten Bibliothek, die allerdings nicht öffentlich zugänglich ist.

Eine wesentliche Bereicherung hat die Dokumentation mit der Histoire des Chemins de Fer en France erfahren, zu welcher Louis Armand das Vor- und Nachwort beigesteuert hat. Herr Girod Eymery als Herausgeber zeichnet für einen historischen Beitrag, während Andre Chapelon das Kapitel über die Dampflokomotiven verfasst hat.

Es mag überraschen, dass die in der Eisenbahntechnik so fortschrittliche SNCF, die auch vom Ausland zu lernen geneigt ist, bis heute nicht imstande war, in Frankreich ein nationales Eisenbahnmuseum nach dem Vorbild von London-Clapham oder Luzern ins Leben zu rufen.

Die SNCF selber ist sich dieses Mangels bewusst, und die Regionen 5 und 6 haben dem Museum von Uzes schon verschiedene großzügige Spenden zukommen lassen. Darunter befinden sich eine zum Anlaß der Eröffnung des Simplontunnels im Jahre 1906 angefertigte Erinnerungsuhr mit PLM-Lokomotive (die PLM war an diesem italienisch-schweizerischen Werk selbstverständlich unmittelbar interessiert), ferner Dioramen, wie sie vor dem Aufkommen des Plakates im Dienste der Touristenwerbung standen, und zwar in Form verschiedener hervorragender Holzmodelle der Kirchen von Vezelay und Bourg-en-Bresse und der Burgen von Dijon und Ades.

1962 kamen 3000 Besucher nach Uzes gegenüber 600 im Jahre 1960. Seither nimmt die Zahl ständig zu, so dass man annehmen darf, dass ein SNCF ­Museum eine wirksame Touristenattraktion darstellen und sich selbst erhalten könnte.