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Literatur in Toulouse

 

 

 

 

 

Die Stadt Toulouse ist von jeher ein geistiges Ausstrahlungszentrum besonderer Art für ganz Süd- und Südwestfrankreich gewesen, d. h. für das Gebiet, in dem die provenzalische Literatur im 12. Jahrhundert mit der Troubadourdichtung eine Hochblüte erlebte.

Diese Literatur war in provenzalischer oder occitanischer Sprache abgefaßt (langue d'oc, von oc = ja), hatte nach ihrer vorgenannten Blüte für Jahrhunderte nur provinzielle Bedeutung und gelangte erst im 19. Jahrhundert durch die Felibres und den Felibrige zu neuer Geltung.

Von Toulouse ging auch die Bewegung aus, die das Ende des 13. Jahrhunderts untergegangenen Troubadourgesang im 14. Jahrhundert als bürgerlichen Meistergesang wieder neu zu beleben versuchte.

Bereits der römische Dichter Martial (40-102) bezeichnete "Tolosa Palladia« als eine Stadt, die "Pallas Athene, der Göttin der Wissenschaften und Künste, besonders am Herzen liegt«.

Damals schon besaß Toulollse hochberühmte Schulen, an denen die Rhetoriker Statius Ursulus (2. Jahrhundert) und Magnus Arborius (4. Jahrhundert) lehrten; Arborius holte seinen Neffen Ausonius hierher, der sich seiner an den Ufern der Garonne verbrachten Jugendjahre gern erinnerte.

Nach den in Dunkel gehüllten Jahren des Frühmittelalters blühte das intellektuelle Leben des 12. Jahrhunderts wieder auf und wurde unter den Grafen von Toulouse zu einem Mittelpunkt occitanischer Sprache und Kultur.

Zu den berühmtesten Troubadours am damaligen Minnehof Graf Raimunds V. gehörten: Peire Vidal, Aymeri de Peguilhan, Guilhelm Figueira, Peire Ramon, Guilhem Montanhagol und Guilhem von Tudela.

Im 13. Jahrhundert wurde die Universität von Toulouse gegründet, und zwar mit der ausdrücklichen Bestimmung, den wahren Glauben gegen die Irrlehren zu verteidigen.

Im 14. Jahrhundert kam der italienische Dichter Guido Cavalcanti aus Florenz, ein Freund Dantes, auf seiner Wallfahrt nach Santiago de Compostela über Toulouse; er besang die schöne "Mandetta«, die Toulouserin, die er hier kennen gelernt hatte.

Petrarca, der im Jahre 1330 auf dem Wege nach Lombez zu seinem Freund, Bischof Jacques Colonna, durch die Stadt kam, zählt Toulouse zu den "gelehrten Städten«, die ihn geformt haben.

Als der Minnegesang gegen Ende des 13. Jahrhunderts durch die Albigenserkriege und ihre Folgen gänzlich in Verfall geraten war, ging die höfische Dichtkunst in Toulouse als Meistergesang in die Hände des zünftigen Bürgertums über, das durch die Stiftung der »Academie des Jeux Floraux«, der Akademie der Blumenspiele, den alten Troubadourgesang wieder ins Leben zu rufen suchte.

Schon Anfang des 14. Jahrhunderts hatte sich hier zu diesem Zweck eine Gesellschaft von sieben Mitgliedern gebildet, die sich an bestimmten Tagen in einem Garten versammelten. Im Jahre 1323 erließen sie einen Aufruf an alle Freunde der »fröhlichen Wissenschaft« (occitanisch = gay saber) zu einem poetischen Wettkampf, der am 1. Mai 1324 in Toulouse ausgetragen wurde. Im folgenden Jahre bildete sich das »Consistori de la gaya scienza« (»College du Gai Savoir«) als Gesellschaft.

Gegen Ende des 15. Jahrhunderts soll eine hochangesehene und reiche Patrizierin, Clemence Isaure, die Gesellschaft mit bedeutenden Stiftungen bedacht haben. Seitdem wird Clemence Isaure als hochherzige Wohltäterin und Gönnerin der» Jeux floraux« verehrt, obwohl ihre Existenz bezweifelt wird. Ihr Denkmal steht am Hotel d'Assezat.

Unter dem Namen »Acadernie des Jeux« wurde die Gesellschaft von Ludwig XIV. im Jahre 1694 nach dem Vorbild der Academie francaise umgewandelt. Dem vom König ernannten Kanzler unterstanden 35 "Mainteneurs« oder Richter und 20 »maitres«.

Der erste Preis, ein goldenes Tausendschön (Amarant), war für die beste Ode ausgesetzt; die anderen drei Preise waren ein Veilchen, eine wilde Rose und eine Ringelblume aus Silber. Die silberne Rose war für den besten Aufsatz in Prosa bestimmt, wurde aber 1745 in eine goldene umgewandelt und dabei zugleich bestimmt, dass, wer sie einmal gewonnen, zum »Maitre es Jeux floraux« ernannt werden sollte.

Jeder durfte sich um den Preis bewerben. Die Blumenspiele, die von 1790 bis 1806 durch die Revolutionsstürme unterbrochen waren, werden noch heute alljährlich gefeiert.

Im 16. Jahrhundert, dem Jahrhundert der Renaissance, das für die Stadt eine Wohlstandsepoche und eine Zeit intellektueller und künstlerischer Hochblüte war, erhielt Pier de Ronsand , Mitglied der Dichterschule der Plejade, einen silbernen Apoll (1586) und Robert Garnier ein Veilchen und eine wilde Rose aus Silber (1566).

In diesem Jahrhundert zählte Toulouse zu seinen ehemaligen Studenten so berühmte Männer wie Jean Bodin (1520- 1596), Etienne de La Boetie und Michel de Montaigne der bei seinen Großeltern Lopez wohnte und sich 1549 bei der Rechtsfakultät eingeschrieben hatte.

Rabelais weilte nur kurz in der Stadt. Er fühlte sich hier nicht besonders wohl: Leute, die der Ketzerei verdächtig waren, »wurden hier wie Bücklinge geräuchert«.

Als sich im 18. Jahrhundert das geistige Leben in Toulouse um seinen Mittelpunkt, die »Academie des Jeux floraux«, glanzvoll entwickelte, wurden zahlreiche literarische Persönlichkeiten bei den Wettstreiten ausgezeichnet.

Der bekannteste Dichter war Philippe Fabre , der für ein Gedicht eine silberne Heckenrose (eglantine) erhielt und sich seitdem Fabre d'Eglantine nannte. Ihm verdankt Frankreich den republikanischen Kalender und das bekannte Lied »Il pleut, il pleut, bergere. ..«

In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts spielte Toulouse erneut eine bedeutende Rolle in der Geschichte der französischen Literatur. Die Schriften der ersten Romantiker verbreiteten sich im Kreis der Akademie der Blumenspiele, die nach der Revolution im Jahre 1808 wieder neu gegründet worden war.

Neben vielen Dichtern, deren Namen die Literaturgeschichte heute vergessen hat, erhielt Viktor Hugo als Siebzehnjähriger den ersten Preis eines Wettbewerbs, an dem auch Lamartine teilnahm, und zwar eine goldene Lilie für seine Ode »Retablissemant de la statue d'Henri IV« (»Die Wiederherstellung der Statue von Heinrich IV.«), ein goldenes Tausendschönchen für seine »Vierges de Verdun« (»Ode über die Jungfrauen von Verdun«) und für seinen "Moise sur la Nil«. Hugo erinnert sich später der Erfolge in den Versen seiner» Feuilles d' Automne«:

»Du römisches Toulouse, in dem ich in schöneren Zeiten die Dichtung als Blumen pflückte.«

Am 9. März 1762 wurde in Toulouse, wo -1562 etwa 4.000 Hugenotten erschlagen worden waren - ein Ereignis, das später noch lange gefeiert wurde und das vom Papst sanktioniert worden war – der gichtkranke Kaufmann Jean Calas, der in der Rue des Filatiers einen Stoffhandel betrieb, nach grausamen Folterungen gerädert.

Der 63jährige Protestant stand im Verdacht, seinen Sohn, der zum Katholizismus übergetreten war, erhängt zu haben.

Voltaire , der von der Unschuld des Kaufmanns überzeugt war, erreichte durch seine Schrift »Traite sur la Tolerance a l'occasion de la mort de Jean Calas« (»Traktat über die Toleranz aus Anlass des Todes von Jean Calas«, 1763), dass der Hingerichtete in einem Wiederaufnahmeverfahren beim königlichen Paris nach seinem Tode für unschuldig erklärt wurde.

Stendhal spricht wenig vorteilhaft von seinem Besuch in der Stadt im Jahre 1838 in den »Souvenirs d'un Touriste«.

Der Schriftsteller und Politiker Jean Jaures war Professor an der Philosophischen Fakultät der Universität. Die ehemaligen Allees Lafayette tragen jetzt seinen Namen, sein Denkmal steht am Square Charles-de-Gaulle; das Haus an der Place Salengro (Nr. 20). in dem er wohnte, trägt eine Gedenktafel.

Antoine de Saint-Exupery wurde im Oktober 1926 bei der Flugzeuggesellschaft Latecoere in Toulouse für die Abnahme von Flugzeuginstrumenten eingestellt. Er übernahm im Frühjahr 1927 als Pilot die Postflüge von Toulouse nach Afrika.