Saint-Gilles
 
 
 
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Historie von Saint-Gilles

 

 

 

 

 

In der Provence gibt es drei herausragende Klöster. Die sind St. Trophime, Montmajour, und als dritte Adresse das Kloster von St. Gilles.

Das jetzt bedeutungslose Landstädtchen, nur 15 Km im Westen von Arles gelegen, lässt mit seinen 8.000 Einwohnern heute nicht mehr ahnen, welche große Vergangenheit hinter ihm steht.

Zu seiner Blütezeit im 12./13. Jahrhundert war um das Kloster eine für damalige Verhältnisse große Stadt mit 40.000 Einwohnern entstanden, die infolge der das ganze Jahr über andauernden internationalen Messe bis auf 100.000 anstieg.

St. Gilles war "die" Großstadt schlechthin in der ganzen Provence.

Während jeder Ort in diesem Land stolz auf seine 2.000 Jahre ist, auf seine Herkunft von den Römern hinweist, ist St. Gilles ein von der Regel total abweichendes Phänomen.

Es hat keinerlei antike Vergangenheit, es hat - wie man jetzt sieht - auch keinerlei Bedeutung in der Neuzeit, es ist im Mittelalter wie ein Komet aufgestiegen und wieder untergegangen.

Der Aufstieg erfolgte sehr rasch und sehr hoch, der Untergang nach kurzer Zeit spektakulär und gründlich, so gründlich, dass der Reisende heute in den flachen Reisfeldern aufpassen muss, die unscheinbaren niedrigen Häuser des Städtchens im Vorbeifahren nicht zu verpassen.

Im Mittelalter galt die geographische Lage als einzigartig. Ein schiffbarer Nebenarm der Rhone ermöglichte die Anlage eines Übersee-Hafens.

Außerdem entwickelte sich dieser Platz zu einem Schnittpunkt mehrere Handelsstraßen und vor allem der Pilgerwege.

Wer als Kriegs-, Handels­ oder Pilgersmann von Norden nach Süden zog, nach Spanien, nach Rom oder bis Jerusalem, der musste St. Gilles entweder als Etappe oder als Hafen benutzen.

Ebenso lief der Pilger- und Handelsweg von Germanien, aus Burgund und den Alpenländern nach dem Wallfahrtsort Santiago in Nordspanien über diese Stelle am Nordrand der Camargue.

St. Gilles war damit zum europäischen Knotenpunkt für Handelswege und Pilgerfahrten geworden.

Papst Calixtus II . ließ denn auch für die fromme Form des Tourismus, für die Pilgerfahrten, sogar eigens "Wanderbücher" schreiben, welche die Pilger von einem zum anderen Wallfahrtsort, von Kloster zu Kathedrale, leiten sollten.

In St. Gilles wurden sie, die ersten Reiseführer der Touristik, angeboten.

Selbst für die Fahrten über See, die nach Rom, Marokko, Antiochia, Jerusalem und Alexandria in Ägypten zielten und die von Händlern, Kriegsherren und Pilgern gleichermaßen benutzt wurden, gab es solche Reiseführer in den Basaren.

Das Kloster ließ sie von seinen Mönchen fleißig kopieren und verkaufen.

Der internationale Handel und die weltweiten Verbindungen einer solchen Großstadt ließen eine Branche besonders blühen: Die ersten Banken.

Im Jahre 1178 waren in St. Gilles 134 offiziel registriert.

Das ist eine Zahl, die mit unserer heutigen Bankenmetropole Frankfurt verglichen werden kann. Erst dieser Vergleich lässt die tatsächliche Bedeutung von St. Gilles als Wirtschaftszentrum der damaligen Welt erkennen.

Genua, Pisa, Rom, Cordo­ba, Zypern, Jerusalem und Konstantinopel - die wichtigsten Städte der damals bekannten Welt - hatten hier ihre Bankvertretungen und handelten mit den Vertretern der ganzen Welt, die sich hier in St. Gilles trafen.

Reichtum und Macht der Abtei von St. Gilles waren bis ins 13. Jahrhundert hinein geradezu sprichwörtlich geworden. Die Macht - und Übermacht - führte dann allerdings auch zum Untergang, der die ganze Stadt mitriss und sogar zur Zertrümmerung der Klosteranlagen führte.

Dieser Abstieg begann schon im 14. Jahrhundert und war im 16. Jahrhundert praktisch beendet. Von den vielen Kirchen, Palästen und der ganzen Großstadt blieb kaum etwas übrig.

In religiösem Wahn wurde damals alles zerstört, auch das Zentrum der Macht, das riesige Kloster.

Von ihm blieb im letzten Augenblick nur die grandiose Portalwand erhalten, die uns ahnen lässt, was damals hier tatsächlich vorhanden war. Diese Vorgänge, der Aufstieg und Fall von St. Gilles, sind eine eigene Geschichte, die eingebettet ist in die große Historie der Provence.

Heute fährt der Reisende in das Landstädtchen, wenn er an der romanischen Portalanlage des einstigen Klosters Interesse hat.

Fassade in St. Gilles gilt als eine der größten kulturellen Kostbarkeiten Südfrankreichs.