Saint-Gilles
 
 
 
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Die Abtei von Saint-Gilles

 

 

 

 

 

Von der römischen Niederlassung Vallis Flaviana - der vielleicht das griechische Heraclea voranging - blieb nichts erhalten.

Das trostlose Dorf verdankt seinen Ruhm dem nur in Teilen erhaltenen Kloster, das nach einer Legende des 10. Jh. um 700 von dem reichen Athener Ägidius (= Gilles) gegründet wurde.

Die Gebeine des heilig gesprochenen Gründers wurden um 925 in eine Kirche neben der Petrus und Paulus geweihten Klosterkirche verbracht; darauf Entstehung der Wallfahrt auf dem Wege nach Compostela, Unterstellung des Klosters direkt unter den Papst.

Gegen den Willen der Mönche übergab Almodise, Gräfin von Rouergue, Nimes und Narbonne, das Kloster der Abtei Cluny.

Durch einen Eingriff des Papstes Gregor VII., eines ehem. Mönches von Cluny, wurde diese Übergabe 1077 rechtswirksam.

In der erhaltenen Kirche - die Klostergebäude sind bis auf geringe Reste des Kreuzgangs verschwunden - geht nichts auf diese frühe Zeit zurück.

Die Kirche in der Ortsmitte (breite "Schaufassade mit reichem Skulpturenschmuck über Freitreppe, dreischiffiges Langhaus mit Apsis; Chorumgang als Ruine) geht in ihren ältesten Teilen wohl auf das späte 11. Jh. zurück.

Nur die rund 40 m lange, im Westen dreischiffige Krypta mit dem 1852 gefundenen Grab des hl. Ägidius scheint größtenteils noch aus den Jahrzehnten zu stammen, als Urban II. (1096) den Altar einer "neuen Basilika" weihte.

In einer durch Auseinandersetzungen mit den Grafen von Toulouse gekennzeichneten Zeit um 1100 könnte dieser Bau beschädigt worden sein. Jedenfalls überliefert eine Inschrift an der südlichen Kryptawand den Beginn eines Neubaus unter Abt Hugo für 1116.

"MCXVI hoc templum sancti Egidii aedificari cepir."

Dieses Datum muss sich auf den Beginn einer Anlage beziehen, von der nur noch die Unterteile des Langhauses erhalten sind.

Die dreischiffige, ursprünglich 6 Joche lange Anlage, wurde in den Religionskriegen (1562) stark zerstört; vermutlich war es eine Basilika mit Gratgewölben in allen 3 Schiffen und einem Mittelportal.

Ihr östlicher Abschluss liegt nicht fest: 3 Apsiden sind wahrscheinlich. Erst 1650/55 erhielt das Langhaus die heutige schlichte Form.

Um die Mitte des 12. Jh. (Anfang der 50er Jahre gewährte Hadrian IV. den Pilgern einen 40 tägigen Ablass) wurden die Ostteile erneuert und wohl auch nach Osten verlängert.

Es entstand ein reich verzierter Chorumgang mit einem Kranz von 5 Kapellen, der seit den Religionskriegen Ruine ist.

Nach dem Vorbild der rippengewölbten Chorseitenschiffe erhielten die westlichen Joche der Krypta um 1170/80 ornamentierte Bandrippen.

Jüngster, aber bedeutendster Teil ist die große Dreiportalanlage, die in dieser Zeit als monumentale Schauwand vor die ältere Fassade gelegt wurde.

Über die Datierung der 1650 und 1842/45 stark restaurierten Skulpturen, über den Planungs- und Ausführungsvorgang der Fassadendekoration besteht keine Einigkeit.

Jedenfalls wurden Skulpturen unterschiedlichen Alters und Stils (man nennt u. a. einen Thomas­ Meister, einen Brunus-Meister nach einer Künstlersignatur neben den Aposteln, einen antikisierenden Meister, einen Michael-Meister) zu einem ikonographisch und kompositionell seltsamen Ganzen nach dem Vorbild römischer Triumphbogen und Theaterarchitekturen verbunden.

Apostelfiguren, Passionsfries, Heiligenszenen (Lazarus, Magdalena), Erzengelplatten, Tympana mit Majestas, Anbetung der Könige und Kreuzigung stehen über alttestamentarischen Sockelszenen.

Wie die Rahmenform sind auch viele ornamentale Details antike Zitate; charakteristisch sind ferner die mehrschichtige Reliefbildung und die Mischung aus Freisäulen, Reliefplatten, Friesen und Figuren in Kastennischen.

Saint-Gilles scheint das Vorbild für die Fassade von Saint-Trophime in Arles gewesen zu sein.