Saint Florent
 
 
 
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Berichte über Saint Florent

 

 

 

 

 

Saint-Florent
Von Norden kommend, aus Bastia oder Nonza, kann man die Stadt nicht sehen. Man sollte sie von der Straße von Calvi aus entdecken.

Eine kleine Ansammlung weißer Kiesel im Innern eines Golfes von überwältigender Majestät. Ein Campingplatz, ein Hotelkomplex »im Stil des Landes« und einige unauffällige Landhäuser ziehen sich an den Ufern entlang, aber der Blick wird von dieser Ansammlung von Kieseln auf einer felsigen Landzunge angezogen.

Ein rundes, untersetztes Bauwerk, das an ein Operettengefängnis erinnert, muß das Fort sein, von dem in den korsischen Geschichtsbüchern die Rede ist. Rings herum drängen sich bis dicht ans Wasser heran Häuser.

Im Schutz einer Mole wiegen sich Mäste und schlagen Segel; noch weitere Boote liegen in der Mündung des kleinen Flusses; Außenbordmotoren surren wie Wespen, ziehen Wasserskiläufer hinter sich her oder fahren zu einer kleinen Flotte mit weißen Segeln draußen auf See hinaus ...

Das also ist Saint-Florent, römischer Handelsplatz, mittelalterlicher Bischofssitz, Genueser Stützpunkt, gefürchtete Festung: »Geben Sie mir den Golf von Saint-Florent mit zwei Fregatten, und ich verpflichte mich, es zu verhindern, daß auch nur ein einziges Schiff aus Marseille oder Toulon ausläuft.« (Nelson) . . .

Aber wo ist der vergangene Ruhm geblieben? Der versandete Golf, der verlassene Hafen und die Stadt-Zitadelle sind nichts weiter mehr als ein Landeplatz für einige folkloristische Fischer. Man findet dort mehr Langustenkörbe als Kanonen.

Korsika im Jahr Null; Saint-Florent, im Jahr Null! . . .

Aber schon hat Korsika, schon hat Saint-Florent eine neue Jugend wiedergefunden. Welche Jugend? Wasserski und Segeln, Boulespiel und Unterwasserjagd, Camping und Jachtbetrieb ... soll sich doch die Mumie Saint Flors in ihrem Glaskasten in der Kathedrale von Nebbio umdrehen und das Schwert eines römischen Gladiators schwingen, wenn ihre Stadt sich allzu sehr der Mode des Tourismus zuwenden, ihrer Stille entsagen, die einzelnen »Phasen« durchlaufen und sich mit »Luxushotels« ausstatten sollte (schon jetzt scheinen manche »Rechnungen« ungewöhnlich hoch...)!

Seine Gelassenheit, seine Stille und dieses gemütliche Leben zwischen der Terrasse der »L'Escale« und dem Strand, seine Philosophie, die mit dem Korken einer Palangrotte zusammenhängt, sind die eigentlichen Trümpfe von Saint-Florent, die einzigen, die Gültigkeit besitzen.

Außer der Kathedrale von Nebbio gibt es nichts zu besichtigen, und man darf diesen Besuch nicht versäumen. Den Schlüssel erhält man im »Hotel de l'Europe« am Platz. 800 m abseits von der Stadt steht die Kathedrale zwischen einem Weinberg, zwei Zypressen und einem Gehöft in greller Sonne da.

Sie stellt eine Wiederholung der Canonica dar.

Der gleiche sehr einfache Grundriß, die gleiche Schlichtheit, dasselbe harmonische Gleichmaß und die gleichen sonderbaren Verzierungen.

Das Bauwerk besteht aus großen, in der Sonne golden verfärbten Kalkplatten. Hohe Arkaden, die auf schmucklosen Säulen ruhen, verleihen diesen unverputzten Mauern eine grenzenlose Anmut. Stilisierte Tiere.

Ein Löwe mit gewaltigen Kinnbacken, ineinander verschlungene Schlangen und geometrische Motive verleihen dem Ganzen eine Note des Geheimnisvollen (die gleichen Dekorationsmuster findet man auch, vollkommen in ihrer Schlichtheit, auf den Kapitellen im Innern). Dieses Gebäude ist der einzige Uberrest der alten Hauptstadt der Provinz Nebbio, mehrmals heimgesucht und im 13. Jahrhundert von den Sarazenen endgültig zerstört.

In der Umgebung von Saint-Florent fehlt es nicht an Möglichkeiten für Ausflüge zu Fuß, im Wagen und im Boot.

Patrimonio
Dieser Name ist sogar auf dem Festland bekannt: es ist der Name eines Weins, dessen Ruf über das Meer gedrungen ist. Der Anbau erstreckt sich über eine Reihe von Hügeln, die vor den Winden des Nordwestens, dem Mistral, und denen des Südwestens, dem ausdörrenden Libeccio, gut geschützt liegen. Die Häuser, große bürgerliche Bauten mit zwei Stockwerken und einem Vorbau ziehen sich am Hang der Höhenzüge hin, die eine Art natürlichen Kessels bilden.

Rund hundert Weinbauern sind zu einer Genossenschaft zusammengefaßt. Man besucht die oberirdischen Weinlager und kann dort den Weißen, den Rose und den Malaga genießen.

Die Pfarrkirche erhebt sich auf einem runden Hügel inmitten der Gemeinde. Von überall ist der hohe, viereckige Glockenturm zu sehen, sein Umriß mit den schlichten Linien, seinen Mauern, die die Farbe alter Terrakotta angenommen und in dem die Löcher des Gerüsts ein geometrisches Muster hinterlassen haben.

Dieses ehrwürdige Gebäude bildet mit der Landschaft eine glückliche Einheit. In dem der Kirche benachbarten Weiler, 100 m von der Straße entfernt (Hinweis mit Pfeil), wurde ein Men-hir, der 1964 in einem Weinberg entdeckt wurde, in einem Garten aufgestellt, wo man ihn ohne weiteres besichtigen kann.

Dieser Gesichtsausdruck, wie es heißt, 3000 Jahre alt, unterscheidet sich sehr stark von denen, die man in Filitosa und im Sartenais entdeckt hat; der Stein ist nicht der gleiche und die Bildhauerarbeit feiner (oder besser erhalten); eigentlich ist dieses Phantom aus Stein weniger eindrucksvoll, obwohl es ebenso rätselhaft bleibt.

Die Straße zwischen Patrimonio und Saint-Florent führt durch einen kleinen Engpaß, in dem es eine Fülle von Oleander gibt, ein Strauch, der in Korsika weniger verbreitet ist, als man annehmen sollte.

Am Strand in der Nähe ein Friedhof für fünfzig algerische Soldaten, die während der harten Kämpfe um den Paß von Teghime gefallen sind, beim letzten Akt des Widerstandes der deutschen Truppen in Korsika im Oktober 1943.

Das Ödland der Agriates
Zwischen Saint-Florent und I'Lle-Rousse stößt die Küste in einem mächtigen Bogen ins Meer hinaus, den die Straße N. 198 auf einer Länge von 35 km an der Basis durchschneidet. Diese Ausbuchtung weist keine Straße, kein Dorf auf: Sie ist ein Ödland, die Einöde der Agriates.

Eine grüne Wüste, wie Grünspan, von »Wadis« durchzogen, die fast immer trocken sind; die Täler teilen bis zum Extrem ein hügeliges Gelände auf, von dem einige Gipfel fast 400 m erreichen oder noch höher sind.

Das Land ist schwer zugänglich und kann wegen des Mangels an Trinkwasser für den unvorsichtigen Wanderer gefährlich werden, ist aber in seiner Wildheit recht faszinierend.

Der Frühling ist eine Art Apotheose. Werden die Agriates eine Einöde bleiben? Reden wir nicht von den Schäfern aus Asco, die im Winter mit ihren Herden hierher zum Weiden kommen.

Wird diese zerklüftete Küste, die aus so vielen vorspringenden Landzungen und schmalen Buchten besteht, nicht eines Tages die Anlage kleiner Häfen erleben?

Werden nicht diese Felspyramiden, ich meine die Berge Genova, Robbia und Iffana, den Hintergrund von Feriendörfern bilden?

Bereits jetzt sind die meisten Ufergrundstücke am Golf von Saint-Florent auf beiden Seiten des Leuchtturms von Fornali verkauft, aber da liegt noch nicht das Gebiet der Agriates. Wird die Mündung des Malfalco die erste ausgebaute Zone darstellen ?