Saint-Etienne
 
 
 
Paris
Nizza
Marseille
Bordeaux
Lyon
Burgund
Tal der Loire
Alpen
Wandern
Bücher Fotos
Hotel
Ferienhaus
Mietwagen
Flüge
Pauschalreisen
Reisepartner
 
 
 

 

Studieren in Saint-Etienne

 

 

 

 


Erfahrungsbericht 2000/2001 Leben, wohnen und studieren in St. Etienne/Frankreich

Leben
Aus den Erfahrungsberichten früherer Erasmusstudenten konnte ich vor allem zwei Dinge über diese mir bis dahin unbekannte Stadt entnehmen: sie sei klein, und die einzig wirklich große Attraktivität seien die freundlichen Menschen.

Nach einem Jahr unter Stephanoisern kann ich Letzteres nur bestätigen. Egal wo man hingeht, nachfragt oder Hilfe braucht, es wird sehr freundlich alles versucht, um Dein Problem zu lösen. Und was den anderen Punkt angeht: sicher, die Stadt hat natürlich nicht den touristischen Wert wie zum Beispiel Paris, Lyon oder Bordeaux, aber da man ja als Erasmus-Student hauptsächlich zum Studieren für eine Weile seine Heimat verlässt (!?), sollte einen das ja nun nicht weiter stören.

Was hier aber auf keinen Fall unerwähnt bleiben sollte ist, dass die Stadt sehr günstig gelegen ist, denn es ist nicht weit bis ans Mittelmeer und in die Alpen, und die Umgebung, in der man innerhalb von Minuten ist, ist einfach wunderschön.

Des weiteren ist St. Etienne bei weitem nicht so „grau“, wie es überall verschrien ist, und es wird vieles getan, um diesem Image weiterhin zu entkommen, das die Stadt zu ihren Bergbauzeiten erhalten hatte. Vor allem im Stadtzentrum finden sich schöne Ecken und Plätze.

Besondere Bemühungen habe ich um das kulturelle Leben in der Stadt festgestellt. Im gerade frisch wiedereröffneten „Esplanade“, dem Opernhaus St. Etiennes, das 1998 von einem Brandanschlag fast völlig zerstört wurde, war so ziemlich immer etwas los, in den kleinen Cafés und Pubs gab es oft Konzerte, und im „Palais de Spectacle“ konnte man sich die Berliner Symphoniker oder Patricia Kaas zu Gemüte führen, und dann ist da auch noch die „Comedie“, die für ihre Aufführungen unter Kritikern in Frankreich berühmt ist.

Eines schönen Tages flatterte mir sogar eine Einladung zu einem Stück in der „Comedie“ ins Haus, ausgestellt von der Stadt, die alljährlich solche Einladungen an ausländische Studenten vergibt.

Das wird einem in Paris wahrscheinlich nicht passieren!

Kurzum, ich habe mich in St. Etienne sehr wohlgefühlt und hatte das Gefühl, in der Stadt willkommen zu sein.

Wohnen
Vom „Centre des Relations Internationales (CRI)“, dem ersten Anlaufpunkt für ausländische Studenten, werden auf Wunsch Wohnheimplätze vergeben. Wo man landet, hängt v.a. von der Aufenthaltsdauer ab: bleibt man unter einem halben Jahr, so ist es wahrscheinlich, dass man in der Cotonne landet (niedrige Miete, aber auch nur 9 qm-Zimmer, Gemeinschaftsklo, -dusche und -küche , aber ansonsten noch relativ zentral gelegen) oder aber auch in der Metare, die wohl ein ziemlicher Absturz sein muss. Ich bin nie drin gewesen. Sobald man etwas länger bleibt, bekommt man wahrscheinlich einen Platz in Chantegrillet oder in der Trefilerie angeboten. Die Miete ist in beiden ungefähr gleich hoch, zumal man letztendlich eh nur noch die Hälfte der ursprünglichen Miete zahlt, da einem als Erasmusstudent genau wie den Franzosen die ASL (Aide Sociale Locataire) zusteht, einer Mietzuzahlung durch den frz. Staat. In Chantegrillet hat man sein eigens Zimmer mit Bad, gekocht werden muss aber in der Gemeinschaftsküche, wo auch die Kühlschränke stehen, die im übrigen in der Cotonne und in der Metare gar nicht vorhanden sind. Chantegrillet ist schon gar nicht so schlecht, v.a. weil einem die Gemeinschaftsküche die Möglichkeit bietet, im Wohnheim schnell Kontakte zu knüpfen, einem aber ein von anderen verdrecktes Klo erspart bleibt. Allerdings ist es besonders hellhörig, und außerdem muss man erst einen Berg hochklettern, eh man abends erschöpft ins Bett sinken darf.

Am besten gelegen und auch wohl am besten ausgestattet – wenn man mal von der fehlen-den Waschmaschine im ganzen Haus absieht – ist die Trefilerie. Sie liegt genau gegenüber des Hauptcampus, südlich des Stadtzentrums, und damit auch direkt an der Tramlinie, die, sich einmal von Nord nach Süd durch die Stadt schlagend, die Lebensader der Stadt dar-stellt. Die Zimmer sind nicht allzu klein und mit Kochecke mit Kühlschrank und Bad ausgestattet.

Die Miete betrug 00/01 ca. 2000,-FF. Ich habe ab November 1100,-FF von der CAF (Caisse allocataire familiale, die die ALS vergeben – gewöhn Dich lieber gleich an die ganzen Abkürzungen, man wird damit geradezu bombardiert ) bekommen. Allerdings verschwinden hier alle in ihrem Appartement, und Kontaktaufnahme zu Nachbarn ist ziemlich selten. Töpfe, Teller, Tassen und Besteck müssen in allen Studiwohnheimen selbst mitgebracht werden (Tipp: es gibt „tous pour 10,- francs“-Shops, in denen man sich mit so ziemlich allem, was man an Haushaltsgeräten so braucht preiswert eindecken kann). Es empfiehlt sich auch, eigenes Bettzeug mitzubringen.

Privat in der Stadt wohnen ist natürlich auch möglich. Auch hierfür gibt es dann meistens Unterstützung von der CAF. Bei der Touristeninfo kann man sich eine Liste mit Adressen von Stephanoisern besorgen, die Zimmer an Studenten vermieten.

Studieren
Da die Uni in St. Etienne eine der kleinsten in Frankreich ist, ist der Kontakt zu den Lehrenden sehr persönlich, was ich sehr genossen habe, ist man doch aus Berlin ganz anderes gewöhnt. Außerdem genießt man natürlich als Erasmus-Student noch mal einen Sonderstatus, der bei dem freien Eintritt zu den zahlreichen und exzessiven Medizinerfeten anfängt und bei der besondern, freundlichen Aufmerksamkeit der Professoren Dir gegenüber aufhört.

Ab dem vierten Jahr verbringen die frz. Medizinstudenten ihren Vormittag in den Krankenhäusern auf den verschieden Stationen, wo sie als „Externes“ den Ärzten und den „Internes“, den frz. AiP‘lern, vor allem ein wenig die Sortierarbeit abnehmen. Außerdem muss man gründliche Anamnesen erheben, folgt der Visite, nimmt an Untersuchungen teil, nimmt je nach Station den ein oder anderen kleineren Eingriff vor (art. Blutabnahme, Hautbiopsien, nähen, Liquorpunktionen etc., aber v.a. ist man damit beschäftigt EKGs zu schreiben!!!) oder hilft im „bloc“, dem OP. Für Erasmusstudenten gilt die Regel, dass sie jeweils zwei Monate auf jeder Station bleiben, wohingegen die Franzosen erst nach dreien wechseln.

Und was sonst noch?
Um sich nach all dem Studieren richtig austoben zu können, werden von der Uni jede Menge Sportkurse angeboten: Bei der Einschreibung bezahlt man auf Wunsch einmal 100,-FF und darf dann an so vielen Kursen teilnehmen, wie man möchte. Sehr zu empfehlen sind die Skireisen, die im Januar und März angeboten werden.

In St. Etienne wird den Erasmusstudenten angeboten, kostenlos an einem wöchentlichen Sprachkurs teilzunehmen. Nutz diese Chance, denn es wird neben der Wiederholung und gründlichen Neuerklärung der grammatischen Eigenarten der frz. Sprache auch viel Wissenswertes über die frz. Kultur und Geschichte durchgegangen.

Des weiteren werden vom CILEC, dem Sprachinstitut, Ausflüge organisiert, die manchmal auch ganz interessante Ziele haben.

Wenn Du selbst Musik machen möchtest, so kann man sich beim Conservatoire einschreiben: Allerdings muss man da schon ziemlich gut auf seinem Instrument sein. Chorsängern sollte an dieser Stelle die „Groupe Vocale Universitaire“ empfohlen sein.