Saint-Benoît-sur-Loire
 
 
 
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Sehenswertes in Saint-Benoît-sur-Loire

 

 

 

 

 

   
Ottrott
  Basilika von Saint-Benoît-sur-Loire
   
  Der Vorhallen Turm
   

Um den Rundgang zu beginnen, sich am besten vor den Turm stellen. Dieser kolossale steinerne Hochwald, auf jeder Seite durch drei scharfkantige Rundbögen geöffnet, die von einer etwas zurückliegenden, dicken und kahlen Archivolte verdoppelt werden, trägt eine Etage mit ähnlichen gleichzahligen Öffnungen, wo die auf der Außenseite verlängerten und von zwei Doppelsäulen flankierten Pfeiler sich auf die Pfeiler des Erdgeschoßes stützen.

Einzigartig in der gesamten romanischen Baukunst. Die Vorhalle von Ebreuil, die man oft mit der Vorhalle von Saint-Benoit vergleicht, zeigt eine ähnliche Aufteilung, hat aber einen ganz anderen Charakter.

Wir befinden uns vor einem einzigartigen Bauwerk, das mit keiner der burgundischen Vorkirchen verglichen werden könnte. Ja der Name selbst, mit dem sie bezeichnet wird, Turm, Vorhalle, Narthex paßt schlecht zu ihr.

Es handelt sich um eine besondere, mit Größe ausgedachte Idee. Ob nun Gauzlin ihr direkter Schöpfer ist oder nicht, tut nichts zur Sache, sie entspricht seinen Vorstellungen.

Ein Gefühl der Größe und Erhabenheit befällt in der Tat den Besucher angesichts dieses Werkes, um das ein gewisses Geheimnis schwebt. Heute ist es die majetätische Vorhalle des Basilika, aber welches war die ursprüngliche Idee der Bauherren?

Archäologie und eine sorgfältige Studie der Vorhalle, so wie wir sie heute sehen, zeigen deutlich, daß sie nicht für die aktuelle Kirche gemacht war. Die Bauherren des ausgehenden XI Jhds, der Abt und sein Sakristan haben sie nicht zur selben Zeit wie das restliche Gebäude geschaffen. Turm und Schiff sind sehr geschickt hinzugefügt worden, gehören jedoch nicht zum selben Bau.

Allein, inmitten der Ebene, ist sie wie ein Zeichen, ein Mahnmal für eine andere Realität, die wie sie mit der Erde verwurzelt ist und wie sie kühn in den Himmel ragt. Welch schöneres Zeichen hätte man für ein Kloster, Gottes Haus, Anruf des himmlischen Jerusalems finden können?

Im Plan und in der Ikonographie der Kapitelle des Turms läßt sich nämlich tatsächlich die himmlische Stadt, das neue Jerusalem wiederfinden, das uns der Apostel Johannes in seiner Vision aus dem Buch der Apokalypse (dem letzten Buch der Bibel) offenbart.

So ist der Turm quadratisch angelegt mit zwölf Toren, drei im Osten, drei im Norden, drei im Süden und drei im Westen (heute durch das Kirchenschiff geschlossen).

Und auch die Kapitelle illustrieren die Offenbarung des Hl. Johannes. Es lohnt sich, sich die wichtigsten etwas genauer anzusehen, hierzu der folgende Plan.

Das erste Kapitell, in der Mitte links, ist mit UNBERTUS ME FECIT gezeichnet, vielleicht handelt es sich hier um den Bildhauer, der die Arbeiten leitete?

Der rechte Pfeiler besitzt drei außergewöhnliche Kapitelle, die das Buch der Apokalypse illustrieren. Zunächst die n° 11, die die große anfängliche Vision des Buches repräsentiert: Im Zentrum, der dem Hl. Johannes erscheinende Christ, links davon die an die sieben Kirchen Asiens gerichtete Botschaft, die durch in die Leuchter symbolisiert werden.

Kommen wir dann zur n° 8, die längere Aufmerksamkeit verdient. Sie steht direkt am Eingang und scheint den Besucher zu empfangen.

Im VI Kapitel der Apokalypse, sieht der Hl. Johannes ein Lamm das mit den sieben Siegeln verschlossene Buch der Geschichte öffnen: "Nun sah ich, wie das Lamm das erste von den sieben Siegeln öffnete...

Ich schaute hin, und siehe, da war ein weißes Roß. Auf ihm saß einer mit einem Bogen. Ihm ward ein Kranz gereicht. Damit zog er aus von Sieg zu Sieg."

Genau dieser erste Reiter wird hier repräsentiert. Man erkennt ihn an dem Kranz auf dem Haupt, dem hinter sich geworfenen Mantel, seinem Gewand und den fest in den Steigbügeln sitzenden Füßen, auf einem Roß mit starkem Hals, im Zelterschritt, ist er weitaus feiner gezeichnet als die anderen Reiter des Kapitells.

Die Haltung des Pferdes nebst Reiter, die Bewegung des Mantels, all das zeigt, daß es sich hier zweifellos um den weißen Reiter handelt, Christus selbst, den großen Sieger.

Neben ihm drei weitere Reiter, die den Krieg, den Hunger und die Pest symbolisieren, von denen die Welt heimgesucht wird. Weiter rechts die Fortsetzung der Offenbarung, das Lamm wie auf dem himmlischen Altar geopfert.

Es handelt sich hier um eine der ersten Repräsentationen des Offenbarungsthemas innerhalb der romanischen Bildhauerkunst. Unter der Fülle der Inspiration hat der Bildhauer es noch nicht gelernt, den von der Form des Kapitells her begrenzten Platz zu beherrschen; dieser Fehler zeigt sich besonders auf dem Mittelfeld.

Aber seine Hand gibt sehr wohl die Tiefe seiner Meditationen zu diesem sakralen Text wieder. Meditationen, die ihn übrigens nicht daran gehindert haben, die Welt um ihn herum zu betrachten: das Roß wirkt wunderbar lebendig, wie auch die Feinheiten im Detail, im Zaumzeug.

Für den, der dieses Kapitell entworfen und ausgeführt hat, — einen Mann des XI Jhds — war die Apokalypse nicht ein Thema, sondern lebendige Realität, sein Lebenssinn.

Nur weiter vorn, in der Mitte des Turmes. Sie ist unwidersprüchlich eine der berühmtesten Kapitelle der Basilika. Die Jungfrau mit dem Kind auf einem Pferd, das vom Hl. Josef bei den Zügeln geführt wird.

Hinter ihr, auf dem seitlichen Feld des Kapitells, durchbohrt ein Engel einen Drachen, der das Leben des Kindes bedroht. Wie im Evangelium gibt es keine andere Episode der Heiligen Familie als die der Flucht nach Ägypten; sie drängt sich einem ganz natürlich auf.

Hinter diesem Bild jedoch, profiliert sich, in Großaufnahme, wenn man will, ein weiteres. Die Jungfrau, majästätisch zu Roß, auf einem edelbärtigen Pferd, mit dem Stern, ihrem Symbol, links neben ihrem Haupt, man erkennt die Frau aus der Offenbarung.

Der Drache versucht ihr Kind zu verschlingen, aber der Erzengel Michael vertreibt ihn aus dem Paradies, und "nun ist gekommen das Heil, die Macht und die Herrschaft unseres Gottes" (Kap. 12, Vers 10) so die Palme in der Hand dessen, der das Roß führt.

Das Kapitell zeigt uns also in seiner Vielseitigkeit eine dem Mittelalter eigene Denkensweise und Auslegung des Testaments: Eine Szene aus dem Evangelium wird im Lichte einer eschatologischen Weissagung gelesen.

Der Autor, dessen Leben auf der Meditation der Heiligen Schrift beruhte, las in der Flucht nach Ägypten diesem erste Drama im Leben des Erlösers, das eigentliche Drama eines jeden Menschenlebens und des gesamten Lebens der Kirche: der Kampf zwischen Gott und Satan.

Der Bildhauer hat die fundamentalen Elemente der korinthischen Säule beibehalten, die Anordung der Kurven und der Volumen; Als Meister seiner Kunst hat er hier die Szenenelemente integrieren können. Das Pferd nimmt den Halsring ein, dann entfaltet sich die Figur der Jungfrau bis zum Würfel des Kapitells, der mit ihrem Gesicht ausgefüllt wird.

Der Flügel des Engels, der links die Lanze haltende Arm, der Heilige Josef mit rechts dem Palmenzweig folgen der gebogenen Volutenlinie, die sie überdacht. Es herrscht ein perfektes Gleichgewicht.

Diesem Kapitell gegenüber befindet sich das Kapitell des Hl. Martins.

Links die bekannte Szene des Hl. Martins, der noch als Soldat seinen Mantel mit einem Armen an den Stadttoren von Amiens teilt, wo er sich in einer Garnison der römischen Armee befindet. In der Mitte Sankt Martin in der Glorie, von Engeln umringt, so wie es von Grägoire aus Tours erzählt wird.

Vor dem Eintritt in die Basilika ziemt es sich, noch einige weitere Kapitelle zu bewundern: N° 30, die zwischen Dämon und gutem Engel hin und her gerissene Seele, zwischen Gut und Böse.

N° 36, das Kapitell der Liebe, und, n° 49, das der Heimsuchung.