Saint-Benoît-sur-Loire
 
 
 
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Sehenswertes in Saint-Benoît-sur-Loire

 

 

 

 

 

   
Ottrott
  Basilika von Saint-Benoît-sur-Loire
   
  Die Glanzzeiten von Fleury
   

Fleury hätte, wie viele andere Abteien, in den unsicheren Zeiten endgültig verschwinden können. Das Kloster hatte das Glück, vom ersten Drittel des X Jhds an, während einer Zeit von über hundert Jahren, von einer Reihe von großen Äbten geleitet zu werden. Ihre weise Verwaltung, ihr kluger Geist, ihre religiösen Tugenden und ihre Heiligkeit machten die Abtei zu einem berühmten Arbeits — und Kulturzentrum mit weltweiter geistiger Ausstrahlung.

Man sagt mit Recht, daß sie vom jungen Königshaus der Capetinger unterstützt worden waren, die letzteren hatten nämlich eines ihrer Zentren an der Loire und die Prinzen residierten oft nicht weit von Fleury, in der Nähe ihrer Jagdgründe im Wald von Orleans. Die Äbte und Mönche von Fleury waren ihrerseits treue Untertanen ihrer Schutzherren, denen sie mit Rat und Tat beistanden.

Die erste Chance bot sich der Abtei, als sie vom Grafen Elisiern, im Einverständnis mit dem König Raoul, dem Hl. Odon, Abt von Cluny, geschenkt wurde.

Das 910 gegründete Cluny war sehr schnell zum Mittelpunkt des vorbildlichen Klosterlebens geworden, und zwar in dem Maße, daß der Abt auf Ermunterung des Papstes von überall zur Reform der Klöster herbeigerufen wurde. Unter seiner Leitung nahm Fleury aktiv an der Reformbewegung teil, die die großen Jahrhunderte des Mittelalters vorbereitete.

Odon bemühte sich insbesonders um das Wiederaufleben der früher so berühmten Schule, die von neuem die Schüler von überall her anzog. Eine gute Verwaltung restaurierte die weltliche Position der Abtei, Odon ließ sich ihre Rechte und Immunitäten vom Papst Leo VII bestätigen.

Odons Werk wurde von seinen Nachfolgern fortgeführt, mit dem Resultat, daß unser Kloster bald auf dem Höhepunkt seines Reichtums und seines Einfloßes angelangt war. Unter den Nachfolgern des Hl. Odons, die Fleury zu seiner Größe verholfen haben, sind uns zwei besonders bekannt: der Hl. Abbon und der Hl. Gauzlin.

Der aus Orleans stammende Hl. Abbon war, wie es hieß, noch als Kind von seinen Eltern dem Hl. Benedikt geschenkt worden und hatte sich in kurzer Zeit zu einem der besten Klosterschüler entwickelt.

Als Mönch setzte er seine Studien auf allen Gebieten der damaligen Wissenschaft fort, zunächst in Reims, wo er Gerbert, den späteren Papst Sylvester II getroffen hatten und dann in Paris. Dann übernahm auch er die Leitung der Schule, bis er vom Erzbischof von York nach England gerufen wurde, um in der Abtei von Ramsey die Studien neu zu organisieren.

Kurz nach seiner Rückkehr, im Jahre 988, wurde er von seinen Mitbrüdern zum Abt von Fleury gewählt. Sehr schnell befand sich Abbon mitten im Konflikt, der die Kirchenreform zur Folge hatte. Er hatte die Freiheit seines Klosters vor den Fürsten und besonders vor dem Bischof von Orleans, dem Schützling des Königs, verteidigen müssen.

Abbon, der sich im Kirchenrecht gut auskannte, stellte sich unter den Schutz des Papstes und erhielt im Jahre 997 die Freiheitsbulle, es war das erste der Privilegien, die zur Klosterbefreiung führten. Er war in diesem Sinne Vorläufer und Initiator einer für die Kirchenreform kapitalen Bewegung. Gleichzeitig war er aber auch ein Gelehrter, den man von überall her um Rat befragte, Autor wissenschaftlicher Abhandlungen, die für die damalige Zeit erstaunlich waren.

Er starb auf einer Reformationsreise. Er wollte in der Priorei von Reole, die von Fleury abhing, die Ordnung wiederherstellen, als er von einem Mann der Priorei bei einer von den Mönchen am 12. November 1004 angezettelten Aufruhr ermordet wurde.

Ganz anders war sein Nachfolger Gauzlin (1005-1030), obwohl er der Abtei ebenso ergeben war. Er war allem Anschein nach der natürliche Sohn des Hugues Capet und somit ein Bruder des Königs Robert des Frommen, ein großer Freund und Schutzherr der Abtei.

Er war folglich eine hohe Person, die 1013 Erzbischof von Bourges wurde, ohne ihre Funktion als Abt von Fleury aufzugeben. Er gehörte zu denen, die die weltweite Ausstrahlung des Klosters förderten, aber er interessiert uns vor allem auf Grund seines Werkes als Baumeister.

Nach seiner vom Möchen Andre geschrieben Biographie mag er wohl einen ausgesprochenen Sinn für das Große und Schöne gehabt haben. Vielleicht war er derjenige, der aus Italien die kostbaren Mamorfliesen herbeigeholt hatte, die man noch heute im Sanktuarium bewundern kann.

Nach der tragischen Nacht vom 30. Juli 1026, in der unter seinen Augen eine Feuerbrunst das Kloster und seine beiden Kirchen vernichtete, restaurierte er die Kirche Saint-Pierre, die er mit Fresken ausmalen ließ, und ließ die Klostergebäude wiederaufbauen.

Aber ihm verdanken wir vor allem die ersten Arbeiten am Turm, der heute als Eingang zur Basilika Sainte-Marie dient. Er wollte ein Denkmal errichten, daß "ganz Gallien ein Vorbild sein sollte" und von der Größe der Abtei und seines Vorstehers zeugen sollte.

Er wählte als Bauplatz den westlichen Klostereingang. Im Gegensatz zu den gewohnten regionalen Bauwerken, wo Holz und Ziegelsteine verwandt wurden, wollte er für seinen Turm Quadersteine, die auf dem Wasserwege aus den Steinbrüchen von Bulcy bei Nevers hergeschafft wurden.

Als er 1030 starb, war das Bauwerk noch nicht abgeschlossen.

Ein weiterer Beweis der Vitalität von Fleury: Die Mönche von Saint-Benoit- sur-Loire hatten darum gebeten, andere Klöster aufzurichten oder reformieren zu dürfen. So z.B. in Saint-Pere-en-Vallee bei Chartres, in Saint-Florent von Saumur, in Saint-Vincent von Laon.

Selbst aus England rief man sie herbei, um die Abtei von Ramsey (Lincoln) aufzurichten. Fleury übte einen sehr großen Einfluß auf das gesamte englische Klosterleben aus. Die klösterlichen Traditionen der Insel folgten dem Vorbild der damaligen Klöster an der Loire.

Oder es waren die Mönche von Fleury, die zu Äbten ernannt wurden, in Micy, in der Nähe von Orleans, in Clairac (Lot-et-Garonne) in Lonlay (Orne).

Anfang des XI Jdhs machen sich der Mönch Felix und einige seiner Mitbrüder auf den Weg, um Saint Gildas in Rhuys (Morbihan) und einige benachbarte Klöster zu reformieren.

Ausländische Mönche kommen zur Fortbildung nach Fleury, wie z.B. der spätere Hl. Oswald und Erzbischof von York. Hohe Persönlichkeiten ziehen sich aus dem Leben zurück, um bei den Reliquien des HI .Benedikts zu bleiben, so Mabbon, Erzbischof von Saint Pol-de-Löon (Finistere), der die Reliquien des HI. Pol, des ersten Bischofs von Leon, mitgebracht hatte, oder auch Graf Elisern in Person, der in seiner Mönchsgewändern sterben sollte.

Es ist die große Zeit der Wallfahrten. In großen Scharen, aber auch als vereinzelte Pilgerer kommen sie, um den Hl. Benedikt zu verehren. Vor dem Kloster schlagen sie alle, wie bei einem großen Jahrmarkt, ihr Lager auf, im Freien zünden sie ihre Küchenfeuer an, von denen man noch Spuren auf dem Platz vor dem Vorhallenturm gefunden hat, zusammen mit den Tafelresten ihrer Mahlzeiten.

Die Mönche hatten, um diese Frömmigkeit hervorzurufen, die Wunder, die sich am Grabe des Heiligen oder bei Anruf seines Namens vollzogen, schriftlich niedergelegt.

Es sind die Miracula, wo hinter dem Wunderbaren dennoch das Alltägliche erscheint. Fleury findet seinen Höhepunkt und Ausdruck mit der Errichtung der Basilika, die noch heute seinen Ruhm ausmacht.

Tatsächlich hatten die Reliquien des Hl. Benedikts und Schatz des Klosters trotz der Arbeiten von Gauzlin und seiner Nachfolger noch keinen ehrwürdigen Platz, und das vor allem seit dem Brand von 1026, dazu fehlte dem Kloster eine Kirche, die seinem Einfluß und dem Ansturm der Pilger entsprach.

Man kann vermuten, daß die Mönche aus diesen beiden Gründen mit dem Bau einer neuen Basilika begannen. Die Initiative schien vom Mönchen Odilon und seinem Abt Guillaume zu kommen, der die Abtei vom 1067 bis 1080 leitete.

Im Jahre 1070 wurden die Bauarbeiten begonnen und von den nachfolgenden Äbten Veran und Simon bis 1108 fortgeführt.

Der gesamte Ostteil des alten Gebäudes wurde abgerissen, und man begann sogleich mit dem Bau der Krypta und dem Querschiff, gefolgt vom Chor der zukünftigen Kirche.

Die Einheit und Harmonie des Baus, so wie wir ihn noch heute vor uns haben, lassen auf einen von Anfang an präzisen Bauplan schließen, der von den verschiedenen aufeinander folgenden Bauherren genau eingehalten wurde.

Dem ursprünglichen Entwurf fehlte es nicht an Kühnheit, was die Größe und auch die technischen Schwierigkeiten, die er mit sich brachte, betraf. Das Gewölbe war in der Tat eines des breitesten und höchsten seiner Zeit.

Man brauchte damals genau so wie heute viel Geld. Man appellierte an die Pilger und Einwohner der Region. Um 1085 wurden die Bauarbeiten sogar, wenigstens einmal, wegen Geldmangel eingestellt.

Der Bauherr namens Gallebert zog deshalb mit einigen Mitbrüdern und den Reliquien des Hl. Benedikts aus und appellierte an die Großzügigkeit der Leute. So wurden überall im Orleanais die Reliquien zur Schau getragen und Predigten gehalten, um die zur Fortführung der Bauarbeiten nötigen Gelder einzutreiben.

Am 21. März 1108 konnten endlich die beiden Altäre des neuen Chors eingesegnet werden, der untere wurde der Jungfrau geweiht und der über der Krypta dem Hl. Benedikt.

Danach waren die Bauarbeiten sicherlich für längere Zeit unterbrochen worden. Das Kloster hatte scheinbar Schwierigkeiten — Güter wurden verschleudert, der Eifer ließ nach — sie sind uns im Einzelnen nicht bekannt, waren jedoch schlimm genug, um daß der Papst um die Mitte des XII Jhds einen Abt absetzte und einen Reformator, Macaire, aus Cluny kommen ließ.

Die Bauarbeiten wurden jedoch bald wiederaufgenommen, denn es fand sich zu jener Zeit ein Bauherr namens Adam, der von Giraud und dann von Ranulfe abgelöst wurde. Um 1184 verzögerte ein Brand der Klostergebäude die Arbeiten.

Der Bau erreichte endlich den mächtigen, weitaus älteren Turm und wurde an ihn angeschlossen. Schließlich kam es am 26. Oktober 1218 zur feierlichen Einweihung des nach so langer Zeit endlich fertigen Gebäudes.

Es war sicherlich ein großer, wenn auch lang erwarteter Tag, an dem man die Bemühungen mehrerer Generationen von Mönchen und Gläubigen feierte, die alles getan hatten, um dem Schutzpatron ihres Klosters ein würdiges Denkmal zu errichten, würdig auch der Abtei, die den liturgischen Dienst bei seinen Reliquien versah. Aber die Zeiten hatten sich bereits geändert.