Saint-Benoît-sur-Loire
 
 
 
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Sehenswertes in Saint-Benoît-sur-Loire

 

 

 

 

 

   
Ottrott
  Basilika von Saint-Benoît-sur-Loire
   
    Die Fliesen
   

Wir stehen jetzt vorn in der Nähe der Säulen des Sanktuariums, vor den "Fliesen", beim Altar, wo die eucharistiche Liturgie gefeiert wird, Mittelpunkt des klösterlichen Lebens.

Um den Altar herum breitet sich ein weitflächiger Teppich aus, geformt von Mamorstücken aus allen Farben und in allen Größen, von großen pupurroten Sonnen bis hin zu dirorit schwarzen oder albaster weißen Quadraten.

Auffallend, das Hauptmotiv, das unter verschiedenen Modulation, kleiner oder größer, immer wieder in allen Teilen des Fliesenteppichs auftaucht, verbunden mit bunten Rautenfeldern,

Im Zentrum eine porphyr rote oder grüne Sonne, deren Maße von 10 cm bis zu 1 Meter variieren. Die meisten haben einen Durchmesser von 20 cm, wie jene links auf dem Bild. Sie ist umgeben von kleinen Dreiecken, wo die dunklen Töne mit dem Albasterweiß kontrastieren und die Strahlen verköpern. Die Anspielung auf die Sonne ist nicht zu übersehen.

Die verschiedenen Größen der Mamorstücke, das Farbenspiel zusammen mit einer gewissen Strenge, was die Verteilung der Formen anbelangt, schafft einen Eindruck des Friedens und der Harmonie, einer Pracht, die sehr gut zu diesem Sanktuarium paßt.

Die Fliesen sind kein Mosaik, wie man es oft in Italien oder im römischen Afrika findet, oder etwas seltener in Frankreich. Das Mosaik war bei der Dekoration der Kirche gebraucht worden, die hier vor der Basilika gestanden hatte, genau wie in Germigny-des Pres, 5 km weiter, aber die romanischen Bauherren scheinen sie aus ihrem Programm gestrichen zu haben.

Das Mosaik besteht aus kleinen, untereinander gleichen Würfeln, aus Mamor oder Glas, den Farben nach zusammengestellt, um manchmal eine sehr komplexe Szene darzustellen. Hier dagegen haben wir Mamor — und andere Steinstücke, in Form von Kreisen, Dreiecken, Rauten usw., die geometrische Motive bilden. Die zutreffende Bezeichnung für diese Pflater ist opus sectile (secare, schneiden).

Man nennt sie jedoch oft auch cosmati nach dem Namen der römischen Mamorarbeiter, die zu Spezalisten dieser Kunst wurden, indem sie dazu die von den antiken Denkmälern der Stadt herrührenden Materialien verwandten.

Pflaster dieser Art findet man durch das ganze Mittelalter hindurch, von Sankt-Victor in Ravenna, aus dem VI Jhd, bis hin zu S. Marco in Venedig, aus dem XV Jhd.

In Frankreich aber ist — wenigstens bis heute — das Pflaster von SaintBenoit-sur-Loire das einzige.

Aus welcher Zeit stammt dieses wunderschöne und einzigartige Exemplar? Dank der Ausgrabungen von 1958 konnte man festellen, daß die Fliesen schon in der Kirche existierten, die der heutigen Basilika vorausgegangen ist und im IX Jhd erbaut wurde.

Sind sie aus jener Zeit oder wurden sie später hinzugefügt? Vielleicht hatte sie der Abt Gauzlin Anfang des XI Jhds von einer seiner Italien Reisen mitgebracht?

Später, im XVI Jhd vervollständigte nämlich der Kardinal Duprat ebenfalls diese reiche Dekoration anläßlich einer Italien Reise.

Der Sarkophag in der Nähe des Säulenbaus gehört dem Capetinger König, Philippe I, König von 1060 bis 1108 — er lebte also zur Zeit der ersten Bauarbeiten an der Basilika.

Er starb in Vitry aux Loges, im Wald von Orleans, in seinem bevorzugten Jagdgebiet, und aus Demut, sich seiner vielen Fehler bewußt, wollte er nicht in Saint-Denis begraben werden, sondern in der Nähe des Hl. Genedikts und der Mönche, die für ihn beteten. Sein Grab befindet sich noch heute vor dem Altar, unter den Fliesen.

Wir steigen zum Herzen des Baus hinunter: der Krypta, wo die Gebeine des Hl. Benedikts ruhen.

Heute, nach unserer Mentalität werden kostbare Reliquien — ein Reliquienschrein —öffentlich, vor den Augen aller, zur Schau gestellt. Die Leute des Hohen Mittelalters jedoch legten sie unter der Erde nieder: es war das sogenannte tumulatio, unter einem soliden Steinhaufen (aus Angst vor Diebstahl?).

Sehr bald wollte man sich jedoch dem Leichnahm des Heiligen nähern, von dem eine wundersame Anziehungskraft ausging. In der Mitte des X Jhds "ließ der Hl. Odon am Fuße des Grabes eine Krypta öffnen."

Es handelt sich wahrscheinlich um die Krypta, die bei den Ausgrabungen von 1958-59 im Osten, an der Apsis der früheren Kirche freigelegt worden war.

Aber diese cryptula war sehr bald zu klein für die Betbrüder des Heiligen, die immer zahlreicher seine Nähe suchten. Als die Mönche ihre Kirche nach einem großzügigeren Plan wiederaufbauten, war ihr erstes Werk eine Art von halbunterirdischer Kirche, ein Mittelding zwischen der ursprünglichen Krypta und der eigentlichen Kirche.

Sie befindet sich noch unter der Erde, aber nur zur Hälfte und ihre Proportionen überschreiten die eines einfachen matyriums oder selbst die einer Kapelle. Die Gläubigen können zuweilen an dem Reliquienschrein vorbeigehen, in jedem Fall aber vor der Außenmauer beten, wie damals als das Denkmal das Grab überdeckte.

Heute noch ist die Krypta, so wie es von den Bauherren des XI Jhds beabsichtigt war, ein Ort der Einkehr und des Gebetes (so bitte mit Stille und Respekt rundgehen).

Sie ist wie eine kleine Apsis angelegt, mit Triforium und zentralem Matyrium. Alle Bögen fallen zurück auf den ausgehöhlten Pfeiler, wo im Halbschatten der Schrein mit den Reliquien des HI .Benedikts ruht.

Der Schrein, so wie er heute zu sehen ist, ist von D. de Laborde, einem Mönchen von Solemes, gezeichnet worden. Die Reliquien des Hl. Genedikts bestehen ungefähr aus einem Drittel des Skelettes eines älteren Mannes von kleiner Statur. Sie ruhen hier ununterbrochen seit dem XVIII Jhd und alle Indizien, anatomischer sowie historischer Art weisen in die gleiche Richtung: es handelt sich hier um den Heiligen Gründer des Mont Cassin im XV Jahrhundert.