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Route Joffre im Elsass

 

 

 

 

Die Ströme von Touristen, die über die kurvenreiche Strecke um den Roßberg gen Süden in den Sundgau oder hinauf zum Ballon d' Alsace ziehen, sind seit vielen Jahren ein gewohnter Anblick.

Der Reisende hat vielleicht nichts weiter im Sinn als den viel gepriesenen, herrlichen Ausblick auf dem Gipfel, oder er hat sich von hier aus eine der zahlreichen Wanderungen um den Roßberg vorgenommen.

Unweigerlich aber wird man hier auch mit dem martialischen Teil der Geschichte des Elsass konfrontiert.

Wollten uns die Elsässer an die kriegerische Vergangenheit gemahnen, oder war es ihr ungetrübter Glaube an die militärischen Autoritäten?

Ein Marschall jedenfalls ist es, dem die Route Joffre ihren Namen verdankt.

Unter dem Kommando dieses Marschalls Joffre legten französische Soldaten im Ersten Weltkrieg diese 15 Kilometer lange Strecke an, und zwar ausschließlich aus strategischen Gründen.

Es sollte eine möglichst schnelle Nachschubverbindung zwischen dem Thur­ und dem südlich verlaufenden Dollertal hergestellt werden.

Und auch im Zweiten Weltkrieg spielte die Route Joffre eine sehr wichtige Rolle bei der Befreiung Thanns.

Heute allerdings erfüllt sie ganz andere Bedürfnisse: Hinter jeder Kurve wird der Blick der zahllosen friedvollen Urlauber immer aufs neue überrascht, der Hunger nach Landschaftsbildern in immer neuen Variationen gestillt.

Kommt man von Thann, gibt es zwei Hinweisschilder nach Masevaux; man sollte daher unbedingt auf den Zusatz "Route Joffre" achten, andernfalls landet man auf der weniger reizvollen, daher von Touristen kaum befahrenen Strecke am Fuß des Berges entlang, wenngleich sich auch hier dem Ruhesuchenden geradezu meditative Landschaftsbilder entfalten.

Die eigentliche Route Joffre hingegen führt an den Süd-Ost-Hängen des Roßbergs entlang und beginnt in dem kleinen Örtchen Bitschwiller-les­Thann (in umgekehrter Richtung muß man in der Ortsmitte von Masevaux links abbiegen), wo sich einst Franziskanermönche aus Freiburg, Basel und Neuenbourg niedergelassen hatten.

Seit 1479 betrieben die Äbte von Murbach, die offensichtlich einen bemerkenswerten Sinn fürs Geschäftemachen in der gesamten Region entwickelt hatten, hier Eisenminen, im 18. Jahrhundert einen eigenen Hochofen.

Beide wurden zwar im 19. Jahrhundert aufgegeben, bis heute haben sich jedoch verschiedene Kleinbetriebe des Maschinenbaus und einige Gießereien gehalten - die Dampfpfeife der Lokomotiven soll die Erfindung einer hiesigen Gießerei sein.

Ähnliches gilt für Bourbach-le-Haut, den nächsten Ort auf dieser Strecke, dessen erste Bewohner Holzfäller aus Tirol waren und die Holzschuhmacher, Küfer und Köhler nach sich zogen.

Von hier führen Fußwege in den Wald von Masevaux oder auf den Roßberg im Melker- und Sennerland.

Hält man sich um die Zeit des 24. Juni in dieser Gegend auf, lohnt sich auch ein Abstecher nach Bourbach-le-Bas, wo man dem in der Umgebung noch weit verbreiteten Johannisfeuer beiwohnen kann, das mit einem Volksfest verbunden ist (an dem Samstag, der dem Johannistag am nächsten liegt).

Bevor man nach Bourbach kommt, erreicht die Straße einen kleinen, 748 Meter hohen Paß, den Col du Hunsrück.

Von hier aus hat man einen herrlichen Ausblick auf die Elsässische Ebene, die Burgundische Pforte, durch die ursprünglich der Rhein ins Mittelmeer abfloss, und hinüber auf den Grand Ballon.

Es lohnt sich, ein paar Schritte zu Fuß zu gehen - vielleicht auf dem großen europäischen Wanderweg von Holland zum Mittelmeer, der hier kreuzt ­und die alpin anmutende Flora zu bewundern.

Von hier aus ist es nur eine Stunde zu Fuß zum Thanner Hubei, wo man noch ein paar Meter höher und bereits mitten im Sennerland ist.

Es gibt passionierte Bergwanderer, die sich hier oben so wohl fühlen, dass sie einfach auf dem Col du Hunsrück ihre Zelte aufschlagen; ein trefflicher Ort, sieht man davon ab, dass der an Wochenenden Paß ein beliebtes Ausflugsziel für die Elsässer und er sehr bevölkert ist.

Verfolgt man die Straße des Marschalls Joffre weiter und bringt die letzten Kurven hinter sich, so gelangt man schließlich nach Masevaux, einem reizvollen Städtchen an der Doller.

Wir schreiben das Jahr 730. Graf Maso, der wohlhabende Besitzer des Schlosses Ringelstein, hat einen einzigen Sohn von acht Jahren, den er über alles liebt.

Die heilige Odilia, die erst seit kurzem in die Reihen der Himmelsbewohner aufgenommen ist und wohl immer wieder einen Blick auf ihre Heimat wirft, entdeckt eines Tages den Knaben in Begleitung seines Vaters und dessen Schwester.

Der Gedanke, dass dieses zarte Wesen noch unzähligen Widrigkeiten in seinem Leben ausgesetzt sein würde, erscheint ihr so unerträglich, daß sie Gott bittet, ihn doch jetzt schon, in all seiner kindlichen Unschuld, in seine Gesellschaft aufzunehmen.

Dieser Vorschlag findet die Zustimmung des Himmelsvaters, und als Vorzeichen seines Eingriffes in die Geschicke der Erdenmenschen erscheint die Heilige, so die Legende, im Walde den Wandernden, so dass sie vor Ehrfurcht in die Knie sinken.

Ein paar Tage später fällt der Kleine in die Doller und ertrinkt, was den Vater derart in Kummer versetzt, dass er jegliches Interesse an irdischer Macht und an seinen Besitztümern verliert.

Er lässt ein Frauenkloster bauen und über dem Grabe seines einzigen Kindes ein Münster errichten - Masos Münster, um das sich später das heutige Städtchen gebildet hat, das durch seine Webereien und metall verarbeitenden Betriebe bald zu Reichtum kam.

Der Benediktinerorden, der in das Kloster einzog und in dessen Schulen vornehmlich der Hochadel seinen Nachwuchs ausbilden ließ - auch die Zarin Katharina II. kam in den Genuss der Ordenserziehung -, wurde während der Revolution aufgehoben.

Die Gebäude wurden fast völlig zerstört, so dass von der ehemaligen Abteikirche nur noch wenige Reste erhalten sind.

Außer einem Brunnen von 1768 und dem Rathaus aus dem 18. Jahrhundert finden sich noch einige Kanonistenhäuser, die der berühmte Kleber vor seinem Amtsantritt als General in den Diensten Napoleons bauen ließ.

Die heutige St. Martinskirche besitzt zwei sehenswerte Orgeln.

Jährlich finden hier ein internationales Orgelfestival und Passionsspiele statt.

Wenn das geruhsame Städtchen heute auch wenig Sehenswürdigkeiten zu bieten hat, so ist es doch ein idealer Ausgangspunkt für zahlreiche Wanderungen.

Eine Schotterstraße führt abseits des dichten Reiseverkehrs nach Sewen, das sich bestens eignet für eine Halbtagestour zu Fuß oder mit dem Rad, für Bootsfahrten auf der Doller oder für Angelausflüge.

Wer mit Kindern reist, sollte sich den lohnenden Abstecher nach Sentheim vornehmen.

Hier laden ein kleiner Zoo mit einheimischen Tieren - "La Perle de la Doller" - und gleich nebenan ein bekanntes Ausflugslokal zu einem Besuch ein.

Es ist ein eher trauriger Anblick, die Elsässer Störche, die ständig hier leben und nicht mehr im Winter in den Süden ziehen, in einem Park zu besichtigen.

Der Schnellstraßenbau, der für den Tourismus verstärkt wurde, Hochmasten und ein steigender Lärmpegel haben auch vor dem Elsass nicht haltgemacht und die Störche aus ihrem angestammten Gebiet vertrieben.

Ein recht fragwürdiger Fortschritt hat die Region um eine natürliche Attraktion ärmer gemacht.

Am Bahnhof in Sentheim hat man eine Wanderkarte angebracht, und auch hier kann man zwischen zahlreichen Wanderwegen unterschiedlicher Länge wählen, darunter auch einem geologischen Lehrpfad, zu dem die Kommune einen Faltplan anbietet (im Restaurant danach fragen).

Und wer einmal das Autofahren richtig leid ist, der kann in den kleinen Zug einsteigen, der über Guewenheim und Aspach-le-Bas auf den Chemin de fer touristique de la Vallee de la Doller bis hinauf nach Cernay fährt.