Das Elsass
 
 
 
Südfrankreich
Burgund
Tal der Loire
Alpen
Wandern
Bücher Fotos
Hotel
Ferienhaus
Mietwagen
Flüge
Pauschalreisen
Reisepartner
 
 
 

 

Munstertal im Elsass

 

 

 

 

Man kann - und dies entspräche dem offiziellen Verlauf der Route du fromage - die berühmte Käsestraße oberhalb des Munstertals als Rundtour befahren, mit der Stadt Munster als Ausgangs- und Endpunkt.

Wir schlagen hier jedoch eine etwas andere, landschaftlich besonders reizvolle Route vor.

Sie lässt sich als selbständige Tour (idealerweise in zwei Tagen) befahren, aber auch als Abstecher von der großen Route du vin aus.

Man verlässt die Weinstraße in Kaysersberg in Richtung auf den Col du Bonhomme, wendet sich vor Lapoutroie südlich und gelangt (von hier ab auf schönen Seitenstraßen) über Orbey und Pairis nach Munster, folgt von da aus dem Verlauf des idyllischen Tals der Fecht und erreicht über den Col du Platzerwasel schließlich die Route des cretes.

Der wiederum folgt man ein paar Kilometer südlich bis Le Markstein und fährt von dort aus das Lauchtal hinunter über Lautenbach, um schließlich bei Gnebwiller wieder auf die Route du vin zu stoßen.

Munsterkäse frisch vom Bauern

Ihren Namen hat die Käsestraße von den vielleicht zwei Dutzend Bauernhöfen, die den schon seit dem Mittelalter berühmten Munsterkäse herstellen und verkaufen.

Manchmal kann man bei der Zubereitung zusehen.

Munsterkäse wird aus roher (Munster fermier) oder pasteurisierter Kuhmilch hergestellt, in unterschiedlich große Scheiben geformt und reift mindestens einen Monat lang.

Am besten schmeckt er, wenn er intensiv riecht und fast schon auseinander läuft.

Manchmal wird der Käse mit Kümmel serviert. Einige der Käse-Bauernhöfe gehören zu den sogenannten Fermes­ Auberges; man kann dort zu günstigen Preisen auch rustikale Mahlzeiten einnehmen und manchmal übernachten.

Auskünfte hierzu (und eine komplette Liste der Fermes-Auberges) erhält man beim Verkehrsamt in Munster; rechtzeitige Anmeldung zum Urlaub auf dem Lande ist, vor allem zu den Hauptreisezeiten, dringend anzuraten.

Besonders gut lässt sich die Landschaft rund um die Route du fromage übrigens auch zu Fuß erschließen.

Dafür sorgt unter anderem ein hervorragend ausgebautes Wegenetz mit einer Gesamtstrecke von fast 400 Kilometern.

Die besten Jahreszeiten sind der Frühling (die Blumenwiesen blühen in den höheren Lagen oft noch bis in den Juli hinein) und der Spätherbst.

Iim Oktober muss man in den Vogesen zwar mit starken Früh- und Abendnebeln rechnen, die der rauhen Landschaft einen eigentümlichen Reiz verleihen; dafür halten sich aber um diese Zeit die Niederschläge in Grenzen.

Warme Kleidung sollte man dennoch dabeihaben: Auf dem Bergland über den Tälern von Weiss, Wolmsa, Feucht und Lauch ist es das ganze Jahr recht kühl, sogar im Hochsommer.

Ein guter Ausgangspunkt für eine Wanderung ist die erste Station auf unserer Route, der einsam gelegene Gasthof "Les Alisiers".

Les Alisiers
5, le Faude
68650 La­poutroie
Tel: 89 47 52 82

Ein zum Restaurant mit angeschlossener Hotelpension ausgebautes Bauernhaus, wo die herzhaften elsässischen Spezialitäten von choucroute über das jarret de pore braise (geschmorte Schweinshaxe) und die Forellengerichte bis hin zu den vorzüglichen pommes de terre coiffies au munster fondu (Kartoffeln mit geschmolzenem Munsterkäse und Zwiebeln) immer schmecken.

Das Schönste an Les Alisiers aber ist die Lage inmitten kräftiger Almweiden hoch über dem Talgrund: Schon deshalb sollte man hier, wenn es sich einrichten lässt, wenigstens eine Nacht bleiben.

Man erreicht Les Alisiers, wenn man, von Kaysersberg in Richtung auf den Col du Bonhomme fahrend, die Abzweigung nach Munster zunächst links liegen lässt und die N 415 erst vor Lapoutroie verlässt.

Im Ort selbst geht es dann hinter der Kirche (Wegweiser!) links bergan auf einer kleine Bergstraße nach Les Alisiers.

In Lapoutroie selbst gibt es übrigens, abgesehen von der ganz hübschen Kirche, nicht viel zu besichtigen, dafür aber allerhand einzukaufen.

Vorzügliche Obstbranntweine hält die Distillerie Gilbert Miclo (gleich an der östlichen Ausfahrt von der N 415 nach Lapoutroie) feil, und sehr guten (manche sagen sogar: den besten) Munsterkäse kann man bei Jacques Haxaire (18, Rue du General Dufieux) erwerben.

Orbey, das nächste Ziel auf unserer Route, ist keine geschlossene Ortschaft, sondern eine Ansammlung von kleinen Bergbauernhöfen, von denen manche im Zeichen des Fremdenverkehrs (Orbey gilt seiner günstigen Höhenlage wegen als bedeutender Luftkurort) einen beträchtlichen Aufschwung erlebt haben.

Ungefähr jedes dritte Haus hier ist mittlerweile ein Hotel, eine Pension oder ein Restaurant.

Wichtig in diesem Zusammenhang: Weil die Gegend um Orbey bereits zum romanischen Sprachraum gehört (auch der hier gesprochene Dialekt, le Walsch, ist eine Variante des Französischen), kommen - anders als im restlichen Elsass - hierher sehr viel mehr französische als deutsche Touriten.

Der Durchreisende wird den Unterschied spüren, wenn er zum Essen einkehrt.

In Orbey und um Orbey herum wird die klassische französische Kochkunst gepflegt - und nicht die deutsch-elsässische.

Statt über Kaysersberg und Lapoutroie gelangt man übrigens auch direkt von Colmar aus nach Orbey und damit auf die Route du fromage.

Der Weg führt in diesem Fall über einen anderen wichtigen Luftkurort, das Städtchen Trois Epis, das 15 Kilometer südöstlich von Orbey liegt - an einem Sonnenhang hoch über dem Seitental der Weiss.

Von Orbey aus folgt man nun der kurvenreichen Bergstraße bis Pairis.

Zwar ist das 1138 gegründete Zisterzienserkloster, um das sich dieser schön gelegene Ort bildete, heute weitgehend zerstört (erhalten sind lediglich ein Tor und größere Reste der Klostermauer); doch es lohnt sich dennoch, hier haltzumachen und ein wenig durch die (teilweise recht engen und steilen) Seitenstraßen zu spazieren.

Zwischen den Mauern eröffnen sich immer neue reizvolle Durchblicke auf die Gebirgswiesen und Bergwälder der unmittelbaren Umgebung.

Weiter geht es über Hohrodberg (in der Nähe des im Ersten Weltkrieg heftig umkämpften Vogesengipfels Le Linge) ins Zentrum dieser Landschaft wie auch der Route du fromage: Munster.

Spuren des Krieges
Ganz gleich, aus welchem der umliegenden Täler und auf welcher Straße man hierher kommt.

Man ist zuallererst einmal schwer enttäuscht.

Mit dem Reiz der umliegenden Orte kann es Munster schon deshalb nicht aufnehmen, weil die wertvolle historische Bausubstanz dieses Ortes ­zuletzt in den bei den Weltkriegen - fast vollständig zerstört wurde.

Die spärlichen Reste der Benediktinerabtei von Munster (gegründet schon 660 nach Christus von einem Mönch namens Oswald) sind nicht der Rede wert.

Der heutige Besucher kann sich kaum vorstellen, dass an dieser Stelle mehr als 500 Jahre lang eines der bedeutendsten geistigen und kulturellen Zentren Mitteleuropas lag.

Zwar unternimmt die agile Stadtverwaltung viel, um den Touristen und Urlaubern ihren Ort schmackhaft zu machen - aber so wirklich gelingt das nur einmal im Jahr, Ende August, wenn die Feinbäcker Munsters beim Pastetenfest vorführen, daß sich die kulinarischen Begabungen in dieser Region keineswegs nur in der Herstellung von Munsterkäse erschöpfen.

So gering hier die kunsthistorische Ausbeute bleibt, so groß sind die landschaftlichen Reize, die der Erholungssuchende schon in der nächsten Nachbarschaft Munsters findet.

Beliebt (aber nicht überlaufen und deshalb auch durchaus empfehlenswert) ist zum Beispiel die Wanderung von Stosswihr (der Ort liegt nur zwei Kilometer oberhalb von Munster auf der Straße zum Col de la Schlucht) zur Dagobertshöhle bei Frankenthal.

Etwas schreckhafte Gemüter sollten sich allerdings nicht nachts - und schon gar nicht bei Vollmond - auf diesen Weg begeben.

Dann nämlich, so behaupten die Einwohner dieser Gegend steif und fest, sind aus dem nahen Totesee-Moor die Angstschreie und das leise Röcheln zweier im Sumpf versunkener Bösewichte zu hören.

Wer von Munster durch die Wiesenlandschaft des südlichen Fechttals fährt, wird bestimmt bedauern, dass er im Auto sitzt.

Man möchte am liebsten aussteigen und die Reise zu Fuß fortsetzen - so schön ist es hier.

Eine vorzügliche Gelegenheit, sich die Füße zu vertreten, bietet das Dorf Muhlbach.

Bei einem kleinen Ortsbummel sollte man hier auf keinen Fall einen Besuch in einem der originellsten Museen des Elsass versäumen, dem Musee des Schlittages (geöffnet Juli bis Mitte September, ,nur nachmittags).

Hier sind - meist im Original - jene Schlitten zu besichtigen, mit denen die Holzfäller von alters her die geschlagenen Stämme (und sich selbst) vom Berg ins Tal beförderten - oft auf eigens zu diesem Zweck erbauten Bohlenwegen.

Noch lustiger als ein Besuch in diesem Museum ist übrigens das Zuschauen bei einem der Schlittenrennen, die die Muhlbacher noch heute von Zeit zu Zeit veranstalten. (Auskünfte im Office de Tourisme von Gerardmer.)

Weiter geht es nach Metzeral, einem idealen Ausgangspunkt für kleinere und größere Rundwanderungen und für den Besuch zweier reizvoller Bergseen.

Um diese zu erreichen, muss man jetzt allerdings wirklich das Auto verlassen.

Ein Stück weit kann man von Metzeral aus noch auf der D 10 VI fahren; doch dort, wo das Tal der Wormsa nördlich in die Berge hinaufführt, geht es nur noch zu Fuß weiter.

Eine gute Stunde bergan zum Fischboedlesee, dem vielleicht reizvollsten der elsässischen Gebirgsseen, und von dort noch einmal eine halbe Stunde weiter zum größeren, von eindrucksvollen Felsköpfen und Steinwänden umgebenen Schießrothriedsee.

Letzterer läßt sich von Muhlbach aus auch direkt mit dem Auto ansteuern ­aber der Fußweg von Süden her ist um vieles schöner.

Bevor man, wieder von Metzeral aus, den Col du Platzerwasel erreicht, lohnt sich ein weiterer Abstecher zu Fuß.

Auf den Schnepfenried-Gipfel, von dem aus man bei einigermaßen guter Fernsicht (also vor allem an klaren Herbsttagen) einen herrlichen Blick über den nahen Grand Ballon d'Alsace und die südlichen Ausläufer des Schwarzwalds jenseits der Rheinebene bis hin zu den Alpen hat.

Eiger, Mönch, Jungfrau, die Riesen des Berner Oberlandes, sind hier an besonders "durchsichtigen" Tagen ohne weiteres mit bloßem Auge auszumachen.

Man erreicht den Gipfel, indem man noch vor der Passhöhe des Col du Platzerwasel von der D 27 nach rechts abbiegt, einen Kilometer bis zum Ort Schnepfenried fährt und den Rest zu Fuß geht - hin und zurück wird es nicht mehr als eine Stunde dauern.)

Über den Platzerwasel und die Route des Cretes geht es nun weiter zum Markstein und von dort das Lauchtal entlang und am schönen Lauchsee vorbei wieder ins Tal hinunter.

Abteikirche Murbach

Nicht weit entfernt liegt einer der interessantesten und beeindruckendsten romanischen Kirchenbauten im Elsass - besser gesagt, das, was von der Abteikirche, die im 12. Jahrhundert erbaut wurde, noch übrig ist.

Und das ist nur der Chor mit Querschiffarmen und Türmen, das Schiff ist im 18. Jahrhundert abgebrochen worden.

Damit war auch die Zeit der Murbacher Abtei vorüber, und die wenigen noch verbliebenen Mönche wanderten schließlich nach Guebwiller ab.

Die Fassade zeigt die klassischen Formen und (sehr dezenten) Verzierungen der Romanik.