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Kirchen in Burgund

 

 

 

 


Abbilder des Himmels
Ob lichtdurchflutet oder in Halbdunkel getaucht, ob reich geschmückt von Bildhauern und Freskenmalern oder geradezu abstrakt in klarer Linienführung: Burgund verdankt seinen Ruf, eine der großen Kulturlandschaften Europas zu sein, nicht zuletzt seinen romanischen Kirchen. Eine Kunstpilgerfahrt zwischen Vezelay und Cluny, Fontenay und Autun ist eine Entdeckungsreise in eine gleichzeitig ferne und vertraute Welt.

Am Anfang war der Stein

Um die Jahrtausendwende war Burgund eine riesige Baustelle. Bei Burgen und abgelegenen Klöstern und in Dörfern entstanden steinerne Kirchen und Kapellen in einer unglaublichen dichte. Ein neues, weißes Kleid habe die Christenheit angelegt, so schrieb der Chronist Rudolf Glaber aus Dijon.

Das bedeutendste Werk jener Geburtsstunde der Romanik ist heute die ehemalige Abteikirche Saint-Philibert in Tournus an der Saone, an der fast zweihundert Jahre lang, bis in die Mitte des 12. Jahrhunderts, gebaut wurde.

Trutzig wie eine Wehrburg wirkt sie von außen mit ihrer hohen, fast fensterlosen Fassade aus grob behauenem Bruchstein. Lichtdurchflutet ist das Innere, in dem Sonnenstrahlen mit dem Relief der aus rosa Stein gemauerten Säulen spielen.

Die Vielfalt der Gewölbearten - Kreuzgrate, Tonnen, mal quer, mal längs, mal auch nur Vierteltonnen - lässt noch erkennen, dass dieser Bau ein wahres Labor neuer Bautechniken war. Wie die Pilger des Mittelalters wird der Besucher angezogen vom Chorumgang - zur Kanalisierung der Pilgerscharen wurde damals eine Art Einbahnstraßensystem etabliert - und weiter hinunter in die Krypta, in der römische Säulen vermauert wurden.

Wieder am Tageslicht, fuhrt der schönste Weg durch den Kreuzgang in die Altstadt mit ihren verwinkelten Gässchen. Dicht gedrängt stehen Häuser mit flachen, von Rundziegeln gedeckten Dächern; Tournus ist bereits ein südländisch geprägter Ort.

Von hier aus fuhrt eine malerische Straße durch die Mittelgebirgslandschaft des Maconnais, in der die frühromanischen Kirchen besonders zahlreich und vielfaltig Tournus sind. Sie schlängelt sich durch Bilderbuchdörfer mit charakteristischen, von massiven Außentreppen beherrschten Winzerhäusern hoch zum Pass von Brancion.

Eine Torburg, die Ruine einer Raubritterfestung und eine steinerne Markthalle zeugen noch von der einstigen Bedeutung dieses Ortes, in dessen romanischem Kirchlein gotische Wandmalereien von Kreuzzügen und Pilgerfahrten erzählen.

Unter den Nachbarorten mit weiteren romanischen Kleinodien ragt Chapaize heraus - im wörtlichen wie im übertragenen Sinne, denn der hohe Turm der einstigen Klosterkirche Saint-Pierre ist schon von Weitem unverkennbar.

Wer möchte, kann in dieser Gegend nach weiteren verborgenen Kunstschätzen stöbern, z.B. in Lancharre, Malay oder in Mont-Saint-Vincent und Gourdon, die schon zum Charolais gehören. Die meisten Kunstliebhaber aber wird es unwiderstehlich nach Cluny ziehen.

Die Pracht des Himmels
Cluny galt jahrhundertelang als „Leuchtturm der Christenheit". Das Kloster war 910 gegründet worden und war Ausgangspunkt einer sehr bedeutenden Klosterreform des Mittelalters. Diesem Zentrum geistlicher, geistiger und künstlerischer Ausstrahlung gehörten schließlich über 1000 große und kleine Ordenshäuser an.

Hinzu kam politische Macht: Schließlich war es Abt Hugo von Cluny, der 1077 in Canossa als Mittler zwischen seinem Patensohn Kaiser Heinrich IV und Papst Gregor VII. stand. Er ließ auch ab 1088 die Klosterkirche neu errichten.

Heute ragt von ihren sieben Türmen nur noch einer in den Himmel. Die erhaltenen Teile der riesigen Anlage erzählen beredt von Größe und Niedergang. Eindrucksvoll ist das erhaltene südliche Querhaus. Winzig steht der Mensch unter dem Gurtbogen des äußeren, südlichen Seitenschiffs - und doch waren diese Gebäude klein im Verhältnis zum über 80 Meter langen, 30 Meter hohen Mittelschiff.

Die im ehemaligen Kornspeicher der Abtei ausgestellten Überreste romanischer Plastik, insbesondere die berühmten Kapitelle, bilden ein überdimensionales, unvollständiges Puzzlespiel. Teile davon sind ebenfalls, zusammen mit Modellen von Stadt und Kirche sowie einem Teil der ehemaligen Klosterbibliothek, im Palais Jean de Bourbon - Musee d'art et d'archeologie, dem städtischen Museum im einstigen Abtspalast des Jean de Bourbon, zu bewundern.

Die reizvollste Art, die Kirche von Cluny im Geiste wieder aufzubauen, ist eine Rundfahrt zu den von ihr inspirierten Bauten in Süd- und Westburgund. Nur wenige Kilometer südlich von Cluny liegt Berze-la-Ville, wo sich die Kapelle der Sommerresidenz der Äbte erhalten hat.

Ihre Wandmalereien auf blauen Grund sind im selben Stil wie die der großen Abteikirche gehalten. Über eine malerische Höhenstraße - oder für Eilige über die „Route Express" - erreicht man 50 Kilometer weiter westlich Paray-le-Monial und seine Herz-Jesu-Basilika, die gleichzeitig mit der Kirche von Cluny errichtet wurde und trotz ihrer Größe als „Taschenausgabe" der einst größten Kirche der Christenheit gilt.

Hier erkennt man deutlich die klar gegliederte Architektur und spürt das Spiel von Licht und Schatten. Von Paray aus lohnt sich ein Ausflug ins benachbarte Brionnais, wo jeder zweite Ort eine romanische Kirche oder Kapelle sein eigen nennt, und nach Semur-en-Brionnais, dem Geburtsort von Abt Hugo.

Die Loire abwärts fuhrt der Weg über Nevers mit seiner vom Stil der benachbarten Auvergne beeinflußten Kirche Saint-Etienne nach La Charite-sur-Loire, der "Ersten Tochter von Cluny".

Die hohe Wallfahrtskirche Notre-Dame (Station auf dem Jakobsweg, Weltkulturgut der UNESCO) beherrscht noch heute das Stadtbild, obwohl auch sie um einige Joche verkürzt und mehrfach restauriert wurde. Ihre Bedeutung verdankte sie nicht nur ihrer Bindung an Cluny, sondern auch ihrer Rolle als wichtige Station auf der Pilgerstraße nach Santiago-de-Compostela.

Hier überquerten die Jakobspilger die Loire, nachdem sie sich drei Tagesmärsche zuvor in Vezelay gesammelt hatten.

Bilderbibeln und Teufelsfratzen

Jakobspilger oder solche, deren Ziel die hier verehrten Reliquien der heiligen Maria Magdalena waren, Könige, Kaiser und Tausende anonymer Kreuzfahrer: Vezelay war im Mittelalter zweifellos der meistbesuchte Ort Burgunds.

Um sie alle aufzunehmen, errichtete man um 1130 auf dem Hügel am Nordrand des Morvan-Gebirges die weite, helle Basilika, die ihre Einstufung als Weltkulturgut nicht zuletzt ihrem außerordentlichen Skulpturenschmuck verdankt.

An den Pfeilern des Langhauses blüht eine wahre Bilderbibel mit Szenen aus dem Alten and dem Neuen Testament, in die sich Heiligenlegenden und antike Fabelwesen mischen. Gekrönt wird die Bauplastik Vezelays vom Tympanon des Hauptportals, auf dem Christus majestätisch die Apostel aussendet, alle Völker zu bekehren.

Ihm entspricht am Südende des Morvans das Tympanon der Kathedrale von Autun mit einer Darstellung des Jüngsten Gerichts, das ausnahmsweise von seinem Schöpfer, Meister Gislebertus, der auch in Vezelay tätig war, signiert wurde. Formvollendet, ausdrucksstark und doch zutiefst menschlich ist dieser Stil, der zum Inbegriff burgundisch-romanischer Plastik wurde.

Im Kapitelsaal kann man ihn anhand einiger Kapitelle in Augenhöhe eingehend studieren: Die Flucht nach Ägypten oder der Traum der Heiligen Drei Könige sind Meisterwerke. Am berühmtesten jedoch ist die im benachbarten Museum ausgestellte Eva, mit der Gislebertus den ersten weiblichen Akt der europäischen Bildhauerkunst des Mittelalters schuf.


Das Werk der Weißen Mönche
Burgund ist auch die Wiegte des Zisterzienserordens. Die schlichte Schönheil ihrer Bauten zeugt vom Armutsideal der „weißen Mönche".

Die Abtei Fontenay, ebenfalls Weltkulturerbe, ist ein Musterbeispiel zisterziensischer Architektur: turmlose Kirche, elegant stilisierte Blattkapitelle um den Kreuzgan herum, die ganze Anlage in einen grünen Talgrund gebettet - ein Ort des Friedens.

Die gleiche verhaltene Eleganz herrscht in Pontigny. Ein eindrucksvolles Beispiel der Handwerkstätigkeit der Zisterzienser ist das von ihnen begründete Weingut des Clos-de-Voufieot bei Nuits-Saint-Georges.

Citeaux selbst öffnet seine Pforten für Besucher von Mai bis Oktober im Rahmen eines geführten Rundgangs zu historischen Bauten (Bibliothek und Detinitoriumi und Klosterleben).