Walter Hasenclever
 
 
 
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Schreiben im französischen Exil

 

 

 

 

Als 1933 viele Intellektuelle und Schriftsteller ihre Heimat Deutschland verlassen mussten, suchten sie nach einem Land, das ihnen sowohl private als auch berufliche Sicherheiten bieten konnte.

Neben der Tschechoslowakei und Russland war Frankreich, nicht nur wegen seiner moderaten Exilpolitik, ein Ziel vieler Emigranten. Exil bedeutete, sich in eine völlig neue Lebenssituation hineinzufinden.

Existentielle Fragen nach Obdach und Einkunftsmöglichkeiten stellten sich, ebenso musste der Verlust des gewohnten kulturellen Umfeldes verkraftet werden.

Dabei schien Frankreich mit seinen Ideen von 1789 zur Gründung einer neuen Schriftstellerexistenz am besten geeignet zu sein. Die Erkenntnis, dass solch ein Prozess der Neufindung nicht leicht war, führte nicht selten zu Orientierungslosigkeit und Resignation.

Besonders vor Kriegsbeginn und unmittelbar vor der Okkupation Frankreichs verschärften sich die Lebens- und Arbeitsbedingungen. Dazu kam die Sehnsucht nach der Heimat.

Heimat, das bedeutete auch, dem faschistischen Deutschland einen anderen Begriff von Heimat entgegenzusetzen. Wie Tucholsky, selbst Exilant und Heimatverbundener, in seinem Werk "Deutschland, Deutschland über alles" schrieb: dass sich der Staat fortscheren müsse, damit sie dieses Land lieben könnten.

Trotz aller Schwierigkeiten, die sich den Schriftstellern stellten, lässt sich eine rege Publikationstätigkeit feststellen.

Von 1933 bis 1939 sind ca. 300 Bücher deutscher Exilautoren in französischer Übersetzung erschienen, ebenso 40 Broschüren und mehr als 1300 Beiträge in französischen Zeitschriften und Zeitungen.

Das bedeutet, dass pro Jahr 40 Bücher, 200 Aufsätze, Essays, Kommentare und Erzählungen in der neuen kulturellen Umgebung des Gastlandes publiziert wurden.

Grund für die Publikationen zahlreicher deutscher Schriftsteller in ausländischer Sprache, unter ihnen Heinrich Mann, Joseph Roth, Lion Feuchtwanger und auch Anna Seghers, war vor allem der materielle Vorteil, der sich aus der größeren Leserschaft ergab, denn Veröffentlichungen in den Sprachen der Exilländer bedeuteten höhere Absatzmöglichkeiten und damit auch die Möglichkeit, Einnahmen aus der schriftstellerischen Tätigkeit direkt zum Lebensunterhalt ausbezahlt zu bekommen.

Die exilierten Schriftsteller waren fast ausnahmslos engagierte Antifaschisten, die sich aber ihren politischen Ansichten nach in zwei Gruppen mit jeweils eigenen Publikationsmöglichkeiten einteilen lassen.

Das bürgerlich-linksliberale Lager, das sich an der Mittelmeer-Küste niedergelassen hatte und dem u.a. Thomas und Heinrich Mann, Stefan Zweig, Alfred Kerr angehörten und das kommunistische mit E.E. Kisch, B. Frei, F.C. Weiskopf, A. Kantorowicz, R. Leonhard und Anna Seghers selbst in Paris, wobei die Produktivität an Publikationen der bürgerlichen wesentlich höher war.

Begründet werden könnte dies mit deren politischer Unabhängigkeit. Im Gegensatz zu ihren kommunistischen Kollegen hatten sie keinen Weisungen einer übergeordneten Stelle Folge zu leisten. Diese hatten den Vorgaben des Bundes Proletarisch-Revolutionärer Schriftsteller (BPRS) zu folgen.