Paul Gauguin
7.6. 1848 - 8.5. 1903
Gauguin war einer der Wegbereiter der modernen Kunst.
Im Jahre der Revolution, im Juni 1848, wird er als Sohn eines Franzosen und einer peruanischen Mutter in Paris geboren.

Vier Jugendjahre verlebt er in Peru, der mütterlichen Heimat, und diese Jahre der ersten starken Eindrücke genügen, um die Sehnsucht nach Wärme und Sonne, nach fernen tropischen Ländern, sein ganzes Leben hindurch wach zu halten.
Schul- und Lernjahre in Frankreich folgen, unbefriedigend, grau und trübselig.
Mit 17 Jahren bricht er aus der Enge aus und geht als Matrose zur See.

Heimgekehrt, erfüllt er den letzten Wunsch der verstorbenen Mutter und schafft sich eine bürgerliche Existenz als Bankbeamter; bis er eines Tages Beruf und Arbeit, Sicherheit und Bürgerlichkeit wie eine lästige Verkleidung abwirft und sich ausschließlich dem Dienst der Kunst widmet.
Wanderjahre führen ihn durch die Provinzen Frankreichs, hungernd, dem Elend der Existenzlosigkeit preisgegeben, mit Gleichgesinnten wie Vincent van Gogh um die neuen Formen der Malerei ringend.
Angeekelt von der Scheinzivilisation, der leeren Kunst-Barbarei der Zeit, geht er nach Tahiti und entdeckt dort im Sehnsuchtsland der ewigen Sonne und des Frühlings die Schönheit der tropischen Natur und ihrer Menschen.

Auf Tahiti bildet sich sein eigener Malstil mit breiten Flächen, mit glühenden, noch nie gesehenen Farbmischungen.
Die Zeit um die Jahrhundertwende aber ist noch nicht reif für den Wandel der Kunst, den diese Bilder ankündigen.
Gauguin teilt das Schicksal vieler Wegbereiter neuer Ideen - er wird abgelehnt, verhöhnt und verlacht. Schwere materielle Not und Krankheiten zerbrechen seinen Lebenswillen.
Gauguin stirbt, einsam und verlassen, im Alter von 55 Jahren auf dem kleinen Südseeatoll La Dominica.
Der Staatsstreich von 1851 veranlaßt den Vater Gauguins, aus Frankreich nach Südamerika auszuwandern, wo er Verbindungen hat.
Seine Ehefrau ist die Tochter von Flora Tristan, entstammt also einer peruanischen Patrizierfamilie. Obwohl sein Vater bald stirbt, erlebt der junge Paul einige glückliche Jahre bei einem reichen Onkel.
1855 muß er nach Frankreich zurück und wird Internatsschüler des „Petit Séminaire d'Orléans", eine unglückliche Zeit, die noch durch die Verpflichtung des Siebzehnjährigen zur Marine verlängert wird. Beim Tod seiner Mutter (1867) wird Gustave Arosa sein Vormund, der ihm 1871 die Stellung als Agent eines Börsenmaklers beschafft.
Bei Arosa, einem reichen Kunstfreund, beginnt Gauguin die zeitgenössische Malerei kennenzulernen, das um so leichter, als sein Vormund der Freund Nadars ist, bei dem 1874 die erste impressionistische Ausstellung organisiert wurde.
Da er über einen gewissen Wohlstand verfügt, baut Gauguin eine bedeutende Kunstsammlung auf, und nachdem er Pissarros Freund geworden ist, beginnt er zu malen und zu bildhauern.
Modellieren und skulptieren lernt er bei Bouillot, aber seine ersten Bilder erinnern weniger an die Impressionisten als in Corot oder Bonvin („Die Seine bei Pont d'lena", 1875, Paris, Louvre).
Bald ist es der Einfluß Pissarros, der ihn mitreißt, bald der Cezannes, dem er 1881 in Pontoise begegnet („Garten im Schnee", 1883, Kopenhagen, Ny Carlsberg Glyptotek).
Seite Harmonien sind schon hervorstechend, und er mtwickelt einen Sinn für das Monumentale, den ihm nicht die Impressionisten vermitteln konnten.
1883 beschließt er, sich ausschließlich seiner Kunst zu widmen, es beginnt eine Zeit der äußersten Armut. Er gibt seine Pläne aber nicht auf, 1888 reist er lach Pont-Aven, wo er Emile Bernard, den Theoretiker des „cloisonnisme", trifft, der von den japa-lischen Drucken angeregt ist. Er greift diese flache vlalweise mit den eingegrenzten Farbflächen auf and malt „Vision nach der Predigt oder Der Kampf Jakobs mit dem Engel" (1888, Edinburgh, Natio-lalgalerie).
Aber er überwindet den „cloisonnisne", indem er seinem Bild großen, epischen Atem verleiht und damit den „Synthetismus" erfindet, die bildhafte und geistige Synthese der Kunst.
Ende 1888 richtet er sich in Arles bei Van Gogh ein („Les Alyscamps in Arles", Paris, Museum des Impressiontismus). Aber Gauguin, der hauptsächlich um Gleichgewicht und Harmonie bemüht ist, kommt mit dem holländischen Maler nicht zurecht.
Als er wieder in Paris ist, malt Gauguin Keramiken mit sonderbar anthropomorphem Dekor, dann fährt er wieder nach Pont-Aven und schließlich nach Pouldu. Hier malt er „Bonjour Monsieur Gauguin" 1889, Prag, Galerie Narodini), „Der gelbe Christus" (Albright-Knox-Kunstgalerie, Chikago) und das Porträt „Marie Lagadu" (1890, Chicago, Kunst-nstitut).
Außerdem macht er Holzskulpturen „Liebt euch, und ihr seid glücklich", Boston, Museum of Fine Art).
Trotz des Mißerfolgs der Ausstellung im Cafe Voipini im Jahre 1889 gelingt es Gauguin, auf einer Versteigerung (1891) einige Bilder zu verkaufen. Da er Paris und die Schwierigkeiten leid hat, kann er so nach Tahiti flüchten, vielleicht in Erinnerung an die exotischen Erlebnisse seiner Kindheit.
Er ist von der Landschaft und der Schönheit der Eingebohrenen begeistert und erlebt eine glückliche Zeit.
Die kräftigen Harmonien, zu denen die Farben der msel ihn anregen, können sich in seinen einfachen, monumentalen Kompositionen frei entfalten („Na-ea Faaipoipo?", 1892, Basel, Kunstmuseum).
Zugleich schreibt er illustrierte Erzählungen: „Noa-Moa", „Der alte Mahori-Kult" (Paris, Museum der Impressionisten). Da er bald wieder ohne Geld ist, muß er nach Frankreich zurück. In Paris malt er aus der Erinnerung an Tahiti „Mahana no Atua" Chicago, Kunstinstitut).
Bei einem Aufenthalt in Pont-Aven fertigt er Holzschnitte mit Darstellungen der alten Kulte Tahitis. Aber durch den Mißerfolg seiner Ausstellung bei Durand-Ruel (November 1893) und einer Versteigerung (1895) entmutigt, reist er wieder in den pazifischen Raum.
Verbittert, ohne Geld und durch den Tod seiner Tochter Aline im Jahre 1897 getroffen, erlebt er eine Krise, in welcher er „Woher kommen wir? Wer sind wir? Wohin gehen wir?" malt (1897, Boston, Museum of Fine Art), dann versucht er Selbstmord.
Er wird gerettet, ist aber vielen polizeilichen Schikanen ausgesetzt, weil er die Eingeborenen gegen die Kolonisatoren verteidigt. Die großen Formate seiner Bilder, die Feinheit der grünen, violetten und rosa Farbtöne zeugen allerdings von großer innerer Ruhe („Pferde an der Küste", 1902, Paris, Sammlung Niarchos).
Er stirbt, von Syphilis zerstört, im Alter von fünfundvierzig Jahren im Gefängnis, nachdem er seine romanhafte Autobiographie „Vorher und nachher" fertiggestellt hat.
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