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Pilgern in Frankreich

 

 

 

 

  Treguier-Minihy

 

 

St. Ivo gilt als Schutzpatron der Bretagne. Als Yves Helory wurde er am 17. Oktober 1253 in Minihy-Treguier geboren, studierte Theologie und Kanonisches Recht in Orleans und wirkte als Advokat in Rennes und Treguier.

1284 empfing er die Priesterweihe, zog sich aber nach seiner Tätigkeit als Landseelsorger auf seinen väterlichen Landsitz Kermartin zurück und trat als Advokat der Hilflosen und Unterdrückten auf.

Er starb am 19. Mai 1303. Er wurde auf dem Friedhof von Minihy in einem Hochgrab beigesetzt. Es ist wie ein Tisch geformt und bietet einen Durchschlupf, unter dem die Pilger besonders während des Hauptwallfahrtstages am 19. Mai hindurch kriechen, obwohl der Leichnam im 15. Jahrhundert in die Kathedrale transferiert wurde.

Heute steht eine neugotische Nachbildung des von Herzog Jean V. gestifteten Freigrabes in der im 14. Jahrhundert errichteten Kathedrale, weil das Original während der französischen Revolution zerstört worden war.

Verehrt wird außerdem das in einem Reliquienschrein hinter Türflügeln gezeigte, in der Art eines Ziboriums gearbeitete Ostensorium mit dem Schädel des Heiligen.

Am 19. Mai, dem Tag der Heiligsprechung im Jahr 1347, wird der große »Pardon« veranstaltet; die Prozession zieht auf den Friedhof von Minihy.

Dort wird an diesem Tag die sonst im spätgotischen Kreuzgang der Kathedrale angebrachte berühmte Holzfigurengruppe »Saint Yves zwischen Armen und Reichen« auf den Kenotaph gestellt.

Diese Figurengruppe ist Vorbild für zahlreiche volkstümliche Arbeiten in der Bretagne. Sie zeigt den Heiligen im Talar auf dem Richterstuhl mit dem Barett auf dem Kopf und einer Gesetzesrolle in der Hand.

Seitlich steht der Reiche frontal den Betrachter anblickend in eleganter Kleidung und Stiefeln, ihm gegenüber - dem Richter leicht zugewandt - der barhäuptige und barfüßige Bettler im schlichten Bauerngewand mit Bettelstab.

Während der Reiche in die Tasche greift, um Bestechungsgeld hervorzukramen, hat der Richter seine Aufmerksamkeit dem Armen zugewendet. Diese wohl ins 16. Jahrhundert zu datierende Gruppe hat weit drastischer den Konflikt zwischen Arm und Reich gestaltende Nachfolger gefunden.

An der Prozession beteiligen sich auch Rechtsgelehrte im Talar aus Frankreich, England und Deutschland. Unter den Votivgaben finden sich zahlreiche historische Buddelschiffe vornehmlich aus dem 18. und 19. Jahrhundert.

Den eigentümlichsten Wallfahrtsbrauch, eine ganz auf unchristlichen Vorstellungen basierende Fluchwallfahrt, haben die offiziellen kirchlichen Stellen zu Recht als anstößig empfunden und inzwischen unterbunden.

In Tredarczec gegenüber von Treguier wallfahrteten die Sucher nach der Gerechtigkeit. Der Brauch verlangte, zunächst eine Hand voll Nägel durch eine Lukarne zu werfen, rückwärts die Kapelle zu betreten, die Türe zu schließen, eine Kerze anzuzünden und ein Geldstück zu Füßen des Heiligen niederzulegen.

Dabei war die Formel zu sprechen: »0 du lieber Heiliger der Wahrheit, ich weihe Dir den und den. Ist das Recht auf seiner Seite verdamme mich; ist es aber für mich, mache, dass er unverzüglich stirbt«. Dann musste man neun Monate auf die Einlösung des Urteils warten.

Da sich viele nicht selbst die Ausübung des Brauches zutrauten, schickte man eine berufsmäßige Bitterin, die stellvertretend das Ritual vollzog. Die Kapelle wurde abgerissen, aber noch lange suchten Menschen die Stelle auf, wo sie gestanden hatte.