Pilgern in Frankreich

 Poitiers

An der großen Pilgerstraße nach Santiago de Compostela spielte die Stadt Poitiers im Mittelalter eine bedeutende Rolle.

Sie war nicht nur ein wichtiger Stützpunkt der Pilger auf dem Weg nach Süden, sondern auch der Ort, an dem der Heilige Hilarius im 4. Jahrhundert gewirkt hatte und an dem er begraben wurde.

Der Legende nach lebte er um 340 als verheirateter Bürger und Vater einer Tochter namens Abre in der Stadt. Als er den christlichen Glauben annahm, begann er alsbald, mit glühenden Worten Enthaltsamkeit zu predigen.

Um den Anfechtungen zu entgehen, vereinbarte er mit seiner Frau eine räumliche Trennung und zog sich in ein Eremitendasein zurück, um sich ganz dem Wort Christi zu widmen.

Als seine Tochter ihn um die Erlaubnis zu heiraten bat, überredete er sie nicht nur zur Entsagung, ja, er ging soweit, den Himmel um ihren Tod zu bitten, damit sie vor der Anfechtung bewahrt bleiben möge.

Fest steht, dass sich der Klerus von Poitiers bald um den Heiligen Hilarius scharte und ihn in der Mitte des Jahrhunderts zum Bischof wählte.

In dieser Eigenschaft wurde er zu einem der mächtigsten Vorstreiter des Christentums, zum unerbittlichen Kämpfer des Glaubens und zu einem Prediger von großem Ruhm.

Die Grabstätte dieses Heiligen, der 368 neben seiner Frau und seiner Tochter bestattet wurde, war einer der Hauptanziehungspunkte der mittelalterlichen Wallfahrt in Poitiers.

Die Stadt gelangte unter dem steten Strom der Pilger rasch zu Wohlstand, der sich besonders im Bau zahlreicher Kirchen niederschlug, von denen Notre-Dame-la-Grande zweifellos die schönste ist.

In ihrer Nähe beginnt die Rue de la Cathedrale, die zur gotischen Kathedrale St.-Pierre fuhrt. Die Grundsteinlegung zur Kathedrale erfolgte 1166, 1271 war sie weitgehend fertig gestellt.

Die Türme und der obere Teil der Fassade wurden allerdings erst im 15. Jahrhundert vollendet. Der Innenraum der Kathedrale, der trotz der gotischen Bauweise noch der Tradition poitevinischer Hallenkirchen verpflichtet ist, beeindruckt durch seine gewaltigen Ausmaße: Länge fast 100 m, Höhe 27 m.

Sehenswert ist das frühe Glasgemälde aus der Zeit des Baubeginns mit der Kreuzigung Christi im Zentrum.

Poitiers