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Historie von Orange

 

 

 

 

Die Stadt der Prinzen von Oranje-Nassau

Diese Stadt, die uns heute so ungeheuer französisch anmutet und die außerdem sehr südlich und einladend wirkt, gehörte durch eine Erbfolgeregelung in vergange
nen Jahrhunderten, von 1559 bis 1713, überhaupt nicht zu Frankreich, sondern war eine holländische Enklave.

Orange war die Hauptstadt eines winzigen Fürstentums, das durch verschiedene politische Ereignisse und familiäre Winkelzüge im 16. Jahrhundert in den Besitz von Willem von Nassau überging.

Dieser Mann, bekannt als großer Schweiger, ragte in einer bewegten Zeit als Persönlichkeit heraus: Seine bedeutenden Fähigkeiten hatte als erster Kaiser Karl V. erkannt.

In der wechselhaften europäischen Politik mußte sich Orange mitunter gegen das gesamte französische Umland behaupten. Darum ließ Moritz von Nassau die Stadt stark befestigen — mit Steinen aus den alten Römerbauten.

Auf Dauer konnten die Befestigungsmauern die Oranje-Prinzen aber nicht vor ihren Feinden schützen. Als Ludwig XIV. die Stadt in Besitz nehmen wollte, blieb den Nassauern nichts anderes übrig, als auf der bis heute so bezeichneten Route des Princes d‘Orange zu fliehen.

Diese Strecke kann man noch heute mit einiger Geschicklichkeit befahren und dabei feststellen, daß eine Verfolgertruppe im 17. Jahrhundert hier wohl ernsthaft in Schwierigkeiten geraten wäre.

Auf dem höchsten Punkt von Orange lag, wie es sich gehört, das Schloß der Grafen und Fürsten von Nassau-Oranien. Der Hügel ist nach dem heiligen Eutropius benannt, und die Besucher aus den Beneluxstaaten sprechen darum nicht selten von dem Europahügel.

Der angenehme Park, der sich auf der Hügelkuppe erstreckt, ist die größte Grünfläche der Stadt. Er hat dort oben eine herrlich freie Lage und eignet sich zu einem erholsamen Spaziergang. Von hier kann man sogar die Aussicht bis zum Mont Ventoux und zu den charakteristischen Dentelles de Montmirail genießen.

Der Blick ins Tal aber fällt auf den im Dunst der Stadt manchmal nur vage erkennbaren Arc de Triomphe am Nordeingang von Orange und auf das Römische Theater, das zu Füßen des Hügels liegt.

Das Römische Theater
Der Unterschied zwischen einem griechischen und einem römischen Theaterbau besteht darin, daß das griechische Theater den Ausblick in die Landschaft ermöglichte, während das römische Theater durch eine Bühnenwand nach außen abgeschlossen war. Dadurch sollte es den Zuschauern besser möglich sein, sich auf das Theatergeschehen zu konzentrieren.

Diese Typenunterschiede werden an dem antiken Theater von Orange besonders deutlich, weil hier die Bühnenhinterwand vollständig erhalten geblieben ist.

Man kann verstehen, daß diese imposante senkrecht aufragende Wand, die das Theater von der Stadt trennte, immer besonders gefährdet war. Diese Mauer besaß keinen dazugehörenden und sie stützenden Bau, sondern sie ist eigentlich eine Bühnenrückwand — allerdings 2000 Jahre ohne Bühne — und steht mitten in einer Stadt, in der man die alten, behauenen Steine aus der Römerzeit immer wieder für andere Bauten verwendet hat. Die Erhaltung des Theaters grenzt also an ein Wunder, und man möchte tatsächlich meinen, daß es Göttinnen oder Musen gewesen sind, die diese Stätte des Geistes und der Schauspielkunst über die Jahre hinweg beschützt haben.

Auf den oberen Rängen des Theaters wehte meistens ein scharfer Wind, der den Zuschauern die Tränen in die Augen trieb. Es war der Mistral, der kein Zeitalter und keine Theaterepoche verschont.
Weiter unten, wo die Honoratioren oder wohlhabende Kaufleute die Ränge füllten, schützte die über 100 Meter breite und 36 Meter hohe Bühnenwand vor den Winden der Provence.

Spielpläne oder Theaterzettel sind uns nicht erhalten geblieben, aber da hier wieder Theater gespielt wird und der klassische Ort sich mit neuem Leben erfüllt hat, fehlte es vorher nicht an Überlegungen, was man wohl früher hier aufgeführt haben mochte von dem, was uns an antiken Tragödien und Komödien heute noch bekannt ist. Das Ergebnis, soweit die Fülle der Spekulationen als ein solches zu bezeichnen ist, überrascht kaum.
Die altgriechische Klassik, die Stücke mit den feierlich schreitenden Mimen, die auf ihren Kothurnen, den Bühnenschuhen mit besonders hohen Sohlen, zu feierlichen Bewegungen angehalten waren und pathetisch ihre Texte deklamierten, scheinen sich im Theater von Orange keines besonderen Zulaufes erfreut zu haben.
Die Komödien oder aufwendige Inszenierungen mit vielen Personen, mit Tieren und großem Apparat, waren beliebt — und besonders gefragt waren Pikanterien. Und so waren es dann auch nicht etwa die räuberischen Barbaren aus dem Norden, die den Theateraufführungen von Arausio-Orange ein Ende bereiteten, sondern die christlichen Gemeinden von Marseille und ihre Oberhirten, die wegen der gezeigten Obszönitäten das Theaterspielen überhaupt verboten hatten.

Obwohl diese einzigartige Spielstätte eigentlich zu ständigen Aufführungen und Auftritten einlud, hat sich doch erst in diesem Jahrhundert eine neue Aufführungstradition in Orange etablieren können. Sie knüpfte zunächst an die Antike an und ging darauf ins Französische und dann ins Europäische über.

Alljährlich in den Monaten Juli und August ist das Theater von Orange Schauplatz eines Festivals. Dann können die 10 bis 11.000 Besucher, die an den Sommerabenden auf den harten Steinstufen sitzen, in einer unvergleichlichen Atmosphäre die Aufführungen von Opern, Balletten oder Dramen verfolgen.