Oppede-le-Vieux
 
 
 
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Jean-Paul Clebert in Oppede-le-Vieux

 

 

 

 

 

Ein Februartag in Oppede

Man hat den Winter nicht vorbeiziehen sehen. An diesem 10. Februar des Jahres 1977 blühen die Mandelbäume und die gelben Lilien kommen aus der Erde, der wilde Lauch verströmt starke Düfte, und die ersten Boules-Partien gehen dem abendlichen Aperitif voraus, der - genau gesagt - gegen fünf Uhr beginnt.

Eine Rose erblüht langsam vor meinem zur Terrasse hin geöffneten Fenster; da schreit ein Rothuhn, das seit einigen Tagen dort seinen Wohnsitz genommen hat und sich von den Körnern ernährt, die ich meinen Hennen und Hähnen streue; diese ihrerseits leben in größter Freiheit, hausen in den Feigenbäumen und zeigen dem Nachbarshund, der sie aus traurigen Augen ansieht, die kalte Schulter. Morgen wird man draußen frühstücken - kleines Privileg des aufs Land gezogenen Städters.

Trotzdem - noch haben wir nicht überwintert.

Die Bauern fürchten Fröste für die Blüten der Obstbäume. Der Mont Ventoux, genau eingerahmt durch das andere Fenster meiner Bibliothek, ist noch von Schnee bedeckt, mehr Fudschijama denn je. Weißes, vollkommenes Dreieck, das jeden Morgen durch die rosenholzfarbenen Flocken der imposanten Ulme hindurchschimmert, die dem Platze dieses Dorfes von zwanzig Einwohnern, Oppede-Ie- Vieux, seine Würde gibt.

Im Augenblick (drei Uhr nachmittags) ist der Platz leer. Nur drei Wagen sind diskret so nahe wie möglich an den Wällen geparkt. Der abschüssige, mit groben Kieselsteinen gepflasterte Weg, der noch nicht mit der üblichen Makadamdecke belegt ist, begrünt sich mit den Kräutern des Frühlings.

Ein Nachbar sucht hartnäckig, sehr langsamen Schrittes und mit der Nase am Boden, zwischen den Steinen nach Patars - das sind Sous-Stücke aus der Zeit der Päpste in Avignon, die hier nach den großen Regengüssen auftauchen.

Die Häuser, die den viereckigen Platz begrenzen, mit Fassaden aus freiliegenden Steinen, mit geschlossenen Fensterläden (die meisten sind zweiter Wohnsitz ihrer Eigentümer) bilden eine unwirkliche Theaterdekoration. Ein Hund muss den Platz überqueren oder meine Tochter mit dem Fahrrad darüber fahren, um ihm seine Realität zu geben. Vollkommenes Schweigen.

JEAN-PAUL CLEBERT

Jean-Paul Clebert, 1926 in Paris geboren und zunächst dort sowie in Asien als Journalist tätig, entschloss sich mit dreißig Jahren, die Großstadt mit dem einfachen Leben im Luberon zu vertauschen.

Sein Werk "Provence Antique" enthält dichtes Quellenmaterial.

Der Text hier ist seinem Buch "Viv re en Provence" entnommen.