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Sehenswertes in Munster

 

 

 

 

 

 

munster Die evangelische Kirche

Die immer wiederholenden Beschwerden der katholischen und evangelischen Pfarrer, die in der Sankt-Leodegarkirche den Dienst versahen, führten die Stadtbehörde dazu, nicht nur über Renovierung und Vergrößerung der bestehenden Kirche, sondern auch über den Bau eines neuen, ganz den evangelischen Gottesdienst gewidmeten Gotteshauses nachzudenken.

Die Protestanten waren in jener Zeit zahlreicher als die Katholiken und die Simultankirche diente auch für die Gemeinden Eschbach, Luttenbach, und Hohrod-Hohrodberg.

1858 beschloß der Gemeinderat, dessen Vorsteher der evangelisch-liberale große Industrielle Friedrich Hartmann war, eine rein evangelische Kirche zu bauen.

Der Schweizer Architekt Louis-Frederic de Rutte (1829-1903) wird mit dem Plan beauftragt. Er gibt 1860 die ersten Entwürfe heraus. Sein Prokekt, Metallgebälk in das Gewölbe des Hauptschiffes einzulegen, war eine technische Neuheit.

Zwei Pläne wurden der Stadtbehörde vorgelegt : der eine in gotischem, der andere im romanischem Stil. Die Wahl fiel auf den zweiten.

Das evangelische Konsistorium von Münster drängt auf schnellste Realisierung des Baues in Anbetracht "der unbedingten Notwendigkeit, in einem so bedeutenden Industrieort wie Münster für jede Konfession eine Kirche zu haben, da 10.000 Gemeindemitglieder (ungefähr 6.000 Protestanten und 3 bis 4.000 Katholiken - die Filialgemeinden inbegriffen) sich in einer kleinen Kirche, deren veralteter Zustand der Würde und sogar dem regelmäßigen Besuch des Gottesdienstes hinderlich ist, gegenseitig stören".

Aber bevor mit dem Bau begonnen werden kann, muß der Bauplatz bestimmt werden. Die Wahl fällt auf das Gelände am oberen Ende des Marktplatzes, wo seit 1589 ein evangelisches Pfarrhaus steht.

Mehrere ältere Gebäude mäßen entfernt werden : das alte Hotel "Zum Raben", das erwähnte Pfarrhaus, das ehrwürdige Gebäude der Laub, in dem sich der Rat des Tales und der Stadt Münster versammelte, und wo auch Markt gehalten wurde.

Dieser Bau wurde abgebrochen und an seinem heutigen Standort wiederaufgebaut. Der Freiheitsbaum, der 1793 gepflanzt wurde, mußte ebenfalls verschwinden.

Am 15. März 1862 erschien ein kaiserliches Dekret das den Bau der evangelischen Kirche genehmigte. Am 19. November 1867 werden Bauplan und Kostenanschlag geprüft.

Das geplante Gotteshaus soll 1000 bis 1200 Plätze bieten. Es wird darüber beraten, ob der Chor flach oder mit einer Chorhaube gebaut werden soll; man entscheidet sich für die zweite Lösung. Der endgültige Bericht wird am 5. Dezember 1867 an die Präfektur des Oberelsaßes geschickt.

Die Arbeit wird der Baufirma Buhler aus Mülhausen anvertraut; der Straßburger Künstler Eugen Dock (1827-1890) wird mit den Bildhauereien beauftragt. Die Bauperiode erstreckt sich vom Frühjahr 1868 bis Dezember 1873, mit einer längeren Unterbrechung wegen des Krieges (1870/71) und der darauffolgenden Annektion von Elsaß-Lothringen durch das neue deutsche Kaiserreich.

Der rote Sandstein stammt aus Steingruben beim Schratzmännele, Bärenstall und Hohnack.

Am 29. Dezember 1873 übergab der Bürgermeister Friedrich Hartmann den Vertretern der evangelischen Pfarrei feierlich die Schlüssel, und am 1. Januar 1874 um 10 Uhr 30 fand die offizielle Einweihung statt.

Bald treten akustische Probleme auf, verursacht durch Lage der Kanzel, Widerhall im Chor, sowie die übermässige Höhe des Hauptschiffes.

Im März 1876 macht Friedrich Hartmann dem Kirchenvorstand mehrere Vorschläge, um der Not abzuhelfen. Die hölzerne Wände unter der Orgeltribune werden durch Glaswände ersetzt.

Dann kommt der Erste Weltkrieg mit seinem Leid und Unheil im Gefolge. Die französische Artillerie lagert rings um die Stadt auf den naheliegenden Höhen. Der weithin sichtbare rosarote Turm der evangelischen Kirche dient als Zielscheibe.

Zu Beginn der kriegerischen Handlungen, als im August 1914 die französische Armee in Richtung Colmar vorstieß, diente die Kirche für eine oder zwei Nächte als Schlafquartier für die vorbeiziehenden Gebirgsjäger. Am 4. September 1914 erobert die deutsche Armee Münster zurück.

Am 18. Februar 1915 beginnt die deutsche Offensive um das obere Fechttal. Münster wird täglich beschoßen. Ab 20. Juni 1915 werden die Gottesdienste, der Gefahr wegen, früh morgens um halb sieben Uhr gehalten.

Am 20. Juli 1915 beginnt die Schlacht am Lingenkopf. Für die Einwohner von Münster wird die Lage unerträglich. Am 15. August 1915 feiern sie den letzten Gottesdienst vor der Evakuierung der Stadt. Was die Geschoße übrig gelassen haben, wird durch Wind und Wetter völlig ernichtet.

Bereits im Jahr 1919 im neu gewonnenen Frieden werden in der Kirche vier Gottesdienste, davon zwei in französischer Sprache, sowie eine Hochzeit gefeiert.

Wiederaufbau und Renovierung der Kirche erstrecken sich über lange Jahre hin bis zum 11. Dezember 1927. Während dieser Zeit finden die Gottesdienste im großen Ehrensaal des Gymnasiums statt.

Ende September 1924 unterzeichnen die verschiedenen Partner ein Abkommen über die vorzunehmenden Veränderungen. Der Innenraum wird in eine Basilika verwandelt. Unter den hohen Bögen des Hauptschiffes wird eine schöne bemalte Decke angebracht.

Man erwägt die Frage der Beseitigung des Chores. Im August 1925 beschließt der Kirchenrat, daß er erhalten bleiben soll. Später werden noch im 1. Stockwerk eine Kapelle und verschiedene Versammlungsräume eingerichtet.

Die Orgel der evangelischen Kirche

Die erste Orgel aus dem Jahr 1873 stammte von der Firma Walker aus Ludwigsburg. 1915 wurde sie abgebaut, aber in Colmar und Illkirch Graffenstaden unter schlechten Bedingungen gelagert.

1927 baute die Firma Haerpfer und E. Schwenkedel, eine neue Orgel, die 1953 durch den Sohn, Curt Schwenkedel wesentlich umgebaut und vergrößert wurde.

1983 beschloß eine Gemeindeversammlung, die alte Orgel, deren pneumatisches System abgenutzt war, durch ein neues, mit mechanischer Struktur versehenes Instrument, zu ersetzen.

Die Firma Muhleisen aus Straßburg-Kronenburg wird mit dem Umbau beauftragt. Die neue Orgel wird am 2. Juni 1985 eingeweiht. An der äußeren Südseite des Kirchenschiffes stehen Grabsteine. Sie erinnern an David Oesinger, ehemaliger Bürgermeister (1703-1765) und seine Gemahlin Catharina Agathonia (17131770), Johann Karl Eccard, Pfarrer in Münster (1695-1760) und Matern Jaeglin, ehemaliger Bürgermeister von Münster (1712-1789).