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Sehenswertes in Montreal

 

 

 

 

 

Die Stiftskirche unserer Lieben Frau von Montreal

Als Anseric III, Herr von Montreal aus dem 2. Kreuzzug zurückkehrte, den St Bernhard 1146 in Vezelay gepredigt hatte, begann er mit dem Bau der Stiftskirche von Montreal. Sein Sohn, Anseric V, beendete um 1170 die Kirche, die bis zur Französischen Revolution einem Kanonikerstift unterstand.

Mitte des 19. Jahrhunderts war der berühmte Architekt Viollet le Duc von diesem Bau so beeindruckt, dass er ihn ein "wahres Juwel der Architektur'' nannte und die Kirche in die Liste der "Historischen Monumente" aufnahm und einen Fond zu ihrer Restaurierung gründete.

Das halbkreisförmige Portal nimmt ein Drittel der ganzen Fassade ein. Es ist ein gutes Beispiel der « blumenreichen (floralen) Romanik von Burgund ».

Man beachte den Mittelpfeiler und die beiden Türen mit ihren Flügeln, die ihre schmiedeeisernen Angeln des 11 Jahrhunderts bewahrt haben. Die Skulpturen und Malereien des Tympanons wurden während der Französischen Revolution zerstört; zurückgeblieben ist aus dieser Zeit nur die fast verwischte Inschrift "Die Französische Republik erkennt ein Höchstes Wesen an und die Unsterblichkeit der Seele" (Anmerkung : nach dem von Robbespierre einefuhrten Kult des "Höchsten Wesens", der nur knapp ein Jahr herrschte, bis die Kirchen wieder geöffnet wurden, insofern höchst bemerkenswert).

Die Fensterrose Über dem Portal ist eine der ältesten noch existierenden in Krankreich. Man beachte die wunderbare Steinlegung : die Wand, von eindrucksvoller Dicke, muss eine schwere Gallerie tragen.

Die Gallerie über der Fassade verdient besondere Aufmerksamkeit; Sie steht auf dünnen Zwillingssäulen mit kühnen Balken (=Trägera), die beweisen, dass die Gallerie höchstwahrcheinlich originär ist.

Die Seitenwände besitzen abgeschrägte Fenster mit vier unterschiedlichen Kreuzen, die leicht auf den vier Giebeln aufsitzen.

Es gibt keinen Glockenturm und ursprünglich war auch keiner geplant. Verschiedene Versuche, einen Turm zu errichten, scheiterten. Zuletzt hatte man einen Turm im frühen 19. Jahrhundert erbaut, den Viollet le Duc niederlegen lies, als er die Kirche restaurierte.

Da die Kirche drei Fuss unter der Erdoberfläche liegt, fuhrt der Eingang über Stufen hinab. Der Baustil ist auffallend einheitlich, denn die Kirche wurde in einem Zug während der Übergangszeit vom Romanischen zum Gotischen Stil in der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts errichtet.

An den einfachen Säulen erkennt man verschiedene Marken (Blätter, Sterne...), die von den Steinmetzen stammen, die an der Kirche bauten. Die Kapitelle sind alle unterschiedlich gestaltet; sie zeigen Blumen und Blätter bis auf eines an der linken Seite, das einen hockenden Mann darstellt (Anmerkung : ein häufiges Motiv, meist einen Araber oder Mauren darstellend in erniedrigender Position, vgl. Entstehungszeit).

Die quadratische APSIS der Kirche endet in einer steinernen Bank, auf der sechs Blendarkaden aufsitzen. Eine dieser Arkaden enthält das Lavabo, das Becken zur Händewaschung der Priester während der Messe. Teile des Riegelwerkes der Tür zur Sakristei gehen zurück ins 12. Jahrhundert.

Das Chorgestühl wurde wahrscheinlich Dank einer grosszügigen Spende über König Franz I nach Montreal gebracht, der diesen Ort mehrmals besuchte.

Um 1522 wurde es von den beiden Brüdern Rigolley aus Nuits-sur-Armanfon, einem Ort der Umbegung, geschnitzt. Es zeigt Szenen aus dem Alten und Neuen Testament, sowie einige allegorische Darstellungen.

Die Schnitzereien illustrieren sehr realistisch das Leben in Burgund im 16. Jahrhundert, teils mit einem ironischen Akzent.

Im Weg zum Altar sehen wir zunächst
Rechts : die Taufe Jesu. Wie im Evangelium berichtet, zeigt sich Johannes der Täufer erstaunt beim Auftreten des « Gotteslammes ».

Darüber : Die Magier aus dem Osten, nach den drei damals bekannten Rassen, die kommen, dem Christkind zu huldigen. Jesus, in den Armen seiner Mutter, versucht, die Geschenke zu ergreifen. Die Kleidung entspricht der Tracht des 16. Jahrhunderts.

Links : Adam und Eva im Paradies : sie werden von einer Schlange mit Frauenkopf versucht und essen die verbotene Frucht. Adam scheint bereits seinen Fehler zu erkennen und greift mit der Hand an die Kehle, als könne er den Bissen nicht schlucken.

Darüber : Maria und Josef bei der Darstellung Jesu im Tempel. Der alte Simeon, gekleidet wie ein Bischof, erkennt Jesus als den Messias. Die Prophetin Hanna, kommt hinzu (vgl.Lukas 2,22-38). Rechts. Anfang der folgenden Reihe : David, der Hirte. ehe er König über ganz Israel wird, bekämpft einen Löwen (I.Samuel- 18, 34-36). Dies ist eine traditionelle Darstellung des Steges des Guten über das Böse.

Vorne links : ein Allegorie zum gleichen Thema : Die Tugend in Gestalt eines Klerikers, der ein Buch in der Hand hält, möglicherweise die Bibel, besiegt das Laster, hier dargestellt durch einen abstossend hässlichen Dämon.

Darüber : Zwei Männer an einem einzigen Lesepult, vielleicht die Darstellung der beiden Testamente.

Am Ende der rechten Reihe : Josef in seiner Schreinerwerkstatt in Nazareth, Maria, lieblich und friedvoll, an einer Näharbeit. Ein Engel bringt dem Jesuskind das Laufen bei, wobei er es in einem Gestell schiebt. Diese Szene ist typisch für einen Handwerkerhaushalt im Burgund des 16. Jahrhunderts.

Darüber : Zwei Trinkende, vielleicht die Holzschnitzer selbst, Symbol der burgundischen Lebensfreude.

Vorne, am Ende der linken Riehe : Die Heimsuchung nach Lukas 1,39-45. Maria legt die Hand auf den Schosss der schwangeren Elisabeth und fühlt, wie sich das Kind in ihrem Schoss bewegt. Die Landschaft mit Mühle und Burg ist typisch für das lö.Jhdt. in Burgund.

Darüber : Zwei Löwen kämpfen um einen Knochen. Vielleicht soll hier der Streit zwischen Arm und Reich wiedergegeben werden im Kontrast zu den friedlichen beiden Trinkern, die gleichsam in Symmetrie dazu stehen.

Vorn am rechten Pfeiler : Jesus und die Samariterin am Jakobsbrunnen nach Johannes 4,6-21.

Vorne am linken Pfeiler : Verkündigung an die Hirten von Bethlehem.

Die Miserikorden (=unteren Sitzflächen) des Gestühls sind ebenfalls alle unterschiedlich gestaltet. Die Chorherren nutzten sie zur Stütze, wenn sie sich während der langen Gottesdienste ausruhen wollten. Die Armlehnen zeigen ebenfalls lustige Motive.

Links im Chor steht ein Altarbild aus Alabaster, das leider 1971 (in Teilen) gestohlen wurde. Es stammt aus dem 15.Jahrhundert und gehört zur englischen Schule von Nottingham.

Wahrscheinlich kam es während des Hundertjährigen Krieges nach Montreal. Es ist ein Tryptichon zum Leben der Jungfrau Maria mit sichtbaren Scharnieren.

An beiden Seiten zeigt es die beiden Diakone Stephanus und Laurentius mit den Instrumenten ihres Martyriums, der erste mit den Steinen, der zweite mit dem Rost.

Links die Verkündigung : die Taube des HI. Geistes kommt aus dem Mund von Gottvater und hält in ihrem Schnabel eine Hostie, die den Sohn vertritt.

Daneben die Geburt und Anbetung der Könige. Josef ist links schlafend dargestellt. Diese Szene wurde 1971 gestohlen und wird ersetzt durch eine schwarz-weiss Fotografie.

Die Mittelszene, ebenfalls nur im Foto erhalten, zeigt die Gregormesse. Während der Wandlung erscheint dem hl. Papst Gregor dem Grossen (540-604) der gekreuzigte (Anmerkung : hierzu gibt es eine reiche Literatur).

Die beiden Szenen auf der rechten Seite stellen Himmelfahrt und Krönung Mariens dar, Maria ist als alte Frau abgebildet, entsprechend der Legenda aurea (Goldenen Legende), nach der sie bis zum 60. Lebensjahr in Ephesus gelebt habe.

Über dem Tryptichon ein Gemälde des 16. Jahrhunderts aus der niederländischen Schule; es zeigt ebenfalls die Krönung der Gottesmutter.

An der rechten Seite des Chores ein hölzernes Tryptichon des 16. Jahrhunderts : Christus mit St Peter und Maria, die mit dem Jesuskind spielt.

Das Lesepult und die Kanzel, sehr feines Schnitzwerk, sind schöne Beispiele des Kirchengestühls des 15. Jahrhunderts.

Das Kruzifix im südlichen Querschiff wurde auf dem Friedhof vor etwa 50 Jahren gefunden. Es stammt aus dem 16.Jahrhundert und ist beschädigt. Auf der Rückseite ist eine weitere Krönung Mariens eingearbeitet.

emerkenswerte Grabsteine aus verschiedenen Epochen sind im Fussboden verlegt oder an der Kirchenwand eingebaut.