Montbazon
 
 
 
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Historie von Montbazon

 

 

 

 

GESCHICHTE. Sie beginnt im Jahr 991 als sich die Mönche von Cormery beim König beschwerten, der Graf von Anjou, "Foulque Nerra" (altfranzösisch für Schwarzer Falke), raube ihnen ihr Land in Montbazon, um eine Burg zu bauen.

Es war der erste Burgbau in Frankreich.

Um 994 stand die Burg und beherrschte den strategisch wichtigen Punkt über der Indre. Der Schwarze Falke, er war 987 mit 17 Jahren Graf geworden wollte damit im wortwörtlichen Sinne seine Anspruche auf die Touraine untermauern, die er in zahlreichen blutigen Kämpfen von den mächtigen Grafen von Blois zu erobern versuchte.

Der streitbare Foulque Nerra -er soll seine erste Frau verbrannt haben -baute am Ende des 10. Jahrhunderts insgesamt 20 Wehranlagen, als guter Christ allerdings auch 20 religiöse Bauten und pilgerte 4 mal nach Jerusalem, um für Ausschweifungen zu büßen.

Seine Burg in Montbazon gehört zu den ersten und mächtigsten Bauwerken dieses frühmittelalterlichen Kriegers.

Er hatte sie auf einem bereits seit gallo römischer Zeit befestigten Berg (franz.Mont) anlegen lassen, der früher einem gewissen Bazon gehörte; daher der Name der Stadt.

Ursprünglich war der rechteckige Bergfried mit seinen meterdicken Grundmauem in drei Stockwerke unterteilt und erreichte eine Höhe von 28 Metern.

Bereits 3 Jahre nach ihrer Fertigstellung muss Foulque Nerra die Festung räumen und im Jahr 997 seinen Feinden überlassen. Erst vierzig Jahre später nimmt er sie wieder in Besitz.

Der unermüdliche Krieger stirbt 1040 im damals erstaunlich hohen Alter von 70 Jahren.

Sein Sohn Geoffroy Martel ließ 1050 einen kleineren rechteckigen Turm an den großen Bergfried anbauen. Im 11. Jahrhundert ging die Dynastie der Plantagenets aus dem Haus Anjou hervor.

Sie wurden Könige von England und Heinrich II. Plantagenet veranlasste 1175 den Bau des runden Wehrturms am Eingang der Burg (in ihm ist das zukünftige Foulque Nerra Museum geplant).

Er umgab die Festung mit dicken Mauem und baute auf der Südseite den massiven "Tour de l'Ane" (Eselsturm) mit direkt aus dem Fels gehauenen Steinen. Dadurch wurde auf der Südseite ein steil abfallender Felsabhang geschaffen.

Bis Anfang des 13. Jahrhunderts gehörte die Burg den englischen Königen und erst Philippe Auguste nahm sie wieder für Frankreich in Besitz.

Danach waren berühmte französische Adelsfamilien, wie die Mirabeaux, die Savary, die Craon und die La Rochefoucauld ihre Eigentümer, bis sie schließlich in die Hände der Rohan, der Herzöge von Montbazon, gelangte und bis zur Revolution 1789 blieb.

Auch die Stadt Montbazon entwickelte sich und wurde schließlich 1588 eines der zwölf Peer-Herzogtümer Frankreichs, mit 1.800 km² gebietsmäßig das größte und nach dem Herzogtum Orleans das zweitreichste.

Die Festung selbst erfuhr um 1425 ihre größten Veränderungen. Gegenüber dem alten Bergfried wird das groß angelegte Neue Schloss quer über den Burghof gebaut: im Westen schließt der Bau an den alten Wehrturm an und endet an der Ostmauer mit einer St. Georgs-Kapelle, von der noch einige Mauerreste sichtbar sind.

Das Schloss war damals berühmt für seine Eleganz und seinen Stil. Die französischen Könige Karl VII. (der seine Krönung Johanna von Orleans verdankte) und Ludwig XI. waren regelmäßige Besucher.

Karl VII. hat hier in einem historischen Moment die Ehrbezeigungen des Herzogs der Bretagne entgegengenommen und Ludwig XI. besuchte einen berühmten Gefangenen, Kardinal Balue, seinen früheren Premierminister, den er wegen Verrats hier hatte einsperren lassen, dessen wertvollen Rat er allerdings immer noch schätzte.

Dieses außergewöhnliche Schloss, das von vielen Königen besucht wurde und ein Symbol des Reichtums der Touraine darstellte, erlitt ein trauriges Schicksal.

Es wurde bereits 1746 zerstört und abgetragen. Der Bauschutt wurde für die Befestigung der königlichen Straße nach Spanien verwendet, der heutigen Route Nationale N 10, die nach wie vor durch Montbazon führt.

Wie durch ein Wunder entging der Bergfried dem gleichen Los. Er war bis 1782 bewohnt, dann stürzten die innere Stockwerksunterteilung und der angebaute kleine Turm ein und die Gemeinde erhielt 1791 die Genehmigung, das schwer beschädigte Gebäude abzutragen.

Glücklicherweise kam es dazu niemals, die Revolutionäre beschränkten sich ­1794 darauf die Spuren des "Ancien Regime" zu beseitigen.

Nur drei Jahre später schlug ein Blitz in den nunmehr hohlen Turm ein. Der dadurch hervorgerufene Riss im Mauerwerk ist heute noch zu sehen.

Anfang des 19. Jahrhunderts ging es mit dem einst so stolzen Bau weiter bergab: ein Käufer benutzte ihn, um seine Weinfässer darin zu lagern; später, von 1823 bis 1852, war auf der Südwest-Ecke der Turmruine ein sog. Chappe Telegraph installiert, eine Art optisches Nachrichtenübermittlungssystem mit schwenkbaren Signalbalken. Das Geländer des Signalmasts ist heute noch zu sehen.

1860 kaufte Joseph de la Ville le Rollix, ein reicher Wohltäter, den Turm und ließ ihn befestigen. Er übergab ihn Etienne Chauvin, dem damaligen Gemeindepfarrer, der 1866 auf die Ost-Ecke des Turms eine 9,50 m hohe, weithin sichtbare Bronzestatue der heiligen Jungfrau stellte.

Die Kaiserin Eugenie, Frau von Napoleon III., hatte dieses Vorhaben finanziell großzügig unterstützt.

Die eigentliche Rettung des Bergfrieds verdanken wir allerdings einem Zufall der Geschichte. Ein nach Frankreich abkommandierter junger Leutnant der US Marines war in den Schützengräben des 1. Weltkriegs verletzt worden und kam zur Genesung in die Gegend von Montbazon.

Er sah die Turmruine und verliebte sich sofort in sie. Zurück in den USA wurde er ein erfolgreicher Landschaftsarchitekt, so dass er 1922 nach Frankreich zurückkommen und die Ruine kurz vor ihrer endgültigen Zerstörung kaufen konnte.

Zusammen mit seiner Partnerin, der bekannten amerikanischen Malerin Lilian Whittecker, unternimmt er umfassende Restaurierungsarbeiten, die lediglich durch den 2. Weltkrieg unterbrochen wurden.

Ende der 50er Jahre sind die meisten Mauern wieder befestigt oder wiederhergestellt Das alte Herrenhaus wurde vergrößert und renoviert und der inzwischen fast tausend Jahre alte Bergfried erhielt zur Stabilisierung einen inneren Verstärkungsring aus Stahlbeton.

Der Retter des Bergfrieds von Montbazon hieß William Perry Dudley. Seiner Leidenschaft für alte Steine und seiner Begeisterung für europäische Geschichte verdanken wir die Erhaltung dieses Baudenkmals.

Als neue Eigentümer der Anlage möchten wir seinen Wunschtraum weiterführen und dieses einmalige Beispiel frühmittelalterlicher Baukunst für die Nachwelt konservieren.