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Formel 1 in Monaco, im Stadtteil Monte Carlo

 

 

 

 

Der Grandprix

Seit 1929 herrscht einmal im Jahr in Monte Carlo der Ausnahmezustand. Stahlzäune werden aufgestellt, Gruben gegraben, Fenster vernagelt, Fangnetze gespannt. Über 100.000 Menschen belagern vier Tage lang die Stadt und verwandeln das Fürstentum in einen Rummelplatz.

Sie trampeln Grünflächen nieder, reißen Büsche heraus und ziehen grölend durch die Straßen. Wenn der Großvater von Fürst Rainier 1929 geahnt hätte, was die Menschenmassen mittlerweile anrichten, hätte er wohl kaum den ersten Startschuss für das spektakulärste Autorennen der Welt, den Grandprix von Monaco, gegeben.

Nach der Fußballweltmeisterschaft und den Olympischen Spielen handelt es sich um das drittgrößte Sportereignis der Welt. Über eine Milliarde Zuschauer starren weltweit in die Bildschirme, wenn die Rennwagen in Monaco ihre 78 Runden drehen. Wer selbst dabei sein will, auf einem der 40.000 Tribünenplätze, muss tief in die Tasche greifen. Eine Eintrittskarte ist nicht unter 150 Euro zu haben.

Ein Wochenende im Hotel de Paris, das schon ein Jahr im Voraus ausgebucht ist, kostet gar rund 2000 Euro, ein Menü mit Blick auf die Rennstrecke kaum unter 400 Euro.

Viele Fans begeben sich mit Chianti-Flaschen im Rucksack auf den Felsen unter dem Fürstenpalast und sehen die Flitzer in Matchboxgröße vorbeidonnern. Die Monegassen ertragen die Invasion der Anhänger des Rennsports mit Gelassenheit. Fast eine Woche lang leben sie mit dem Gestank von verbranntem Gummi und Benzin. Doch zieht mancher einen beträchtlichen Gewinn aus dem Grandprix-Wochenende: Wer eine Terrasse mit Aussicht hat, vermietet sie für einige tausend Euro, wer einen Laden besitzt, verdreifacht die Preise.

Die Zeiten haben sich geändert. Früher konnte man die Fahrer nach dem Rennen in der Chatham Bar treffen. Heute sieht man hier allenfalls die Mechaniker und Service-Leute in verschmierten Overalls und zerschlissenen Jeans, während sich die Stars der Szene im Casino vergnügen.

Wer einen Blick auf die Ben Hurs von heute erhaschen will, muss am Renntag schon in Boxennähe stehen. Die Motorhelden rasen in feuerfesten Anzügen über die Strecke; alles was man von ihnen normalerweise sieht, ist ein Helm.

Ziel aller Fahrer ist es, einmal in Monaco zu gewinnen. Der Spaß an der Sache spielt keine zentrale Rolle mehr. "Mir wird ständig schlecht und schwindelig", sagte einst der Österreicher Gerhard Berger. "Ich sehe nur Strecke, Drehzahlmesser, Leitplanken. Immer und immer wieder. In Monaco bekomme ich schon am Start Platzangst."

Eines Tages, so prophezeien die Experten, werde es auf dem verwinkelten Straßenkurs von Monaco den Super Gau der Formel l geben. Im langen Tunnel am Hafen erreichen die Boliden fast 300 Stundenkilometer. Um das Schlimmste zu verhindern, sind über 80 Ärzte mit 40 Wiederbelebungsgeräten und 30 Krankenwagen auf dem Kurs. Im Hafen wartet sogar ein Rettungsboot mit Taucherbesatzung, seit 1955 Alberto Ascari samt Rennwagen aus der Kurve vor dem Yachthafen ins Meer flog.

Aber gerade wegen des unvergleichlichen Risikos treten die Fans jedes Jahr wieder ihre Wallfahrt nach Monte Carlo an, obwohl sie von dem Spektakel nur wenig sehen. Kaum brummt ein Wagen heran, ist er auch schon hinter der nächsten Kurve verschwunden. Deshalb gleicht die Haupttribüne einem Schauraum der Hightech-Industrie: Zuschauer-Profis bringen tragbare Fernseher oder zumindest ein Radio mit. Zur unverzichtbaren Ausrüstung gehören ferner eine Stoppuhr sowie untertassengroße Lärmschützer auf den Ohren.

Wer seinen Freunden am Grandprix-Wochenende etwas Besonderes bieten will, gibt auf einer Yacht oder in einem Penthouse eine Party. Livrierte Ober muss man sich dann allerdings mitbringen: Die Monegassen sind restlos ausgebucht.