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José Bové aus Millau

 

 

 

 

80 Gendarmen kamen kurz vor 6 Uhr in der Frühe, mit einem Hubschrauber, mit schusssicheren Westen und schwerer Bewaffnung, um ihn aus dem Bett zu ziehen.

Ein solcher Aufzug ist normalerweise für affaires du grand banditisme, für Fälle schwerer Bandenkriminalität, sowie Terrorismusprozesse reserviert.

Doch wir befinden uns nicht im texanischen Waco, wo eine Selbstmordsekte sich in religösem Wahn verschanzt hat und Feuer zu legen droht. Nein, hier wird ein Gewerkschafter zu Hause abgeholt, um in eine Haftanstalt befördert zu werden. Wir schreiben den Sonntag, 22. Juni 2003 auf einem Schafzüchterhof in Potensac, auf dem französischen Larzac-Massivs.

José Bové ist seit 1999 das wohl bekannteste Gesicht der französischen linksalternativen Bauerngewerkschaft, der Confédération paysanne (kurz Conf‘ genannt), wo er Sprecher für internationale Kontakte ist.

Aufgrund zweier Gerichtsurteile, die in Montpellier gegen ihn gefällt wurden, soll er für zehn Monate hinter Gitter – als Strafe für öffentliche Aktionen, die sich gegen genetisch manipulierte Nahrungsmittel richteten.

Die Conf‘ ging 1987 aus dem Zusammenschluss zweiter linker Vorläuferorganisationen, darunter die Paysans travailleurs (ungefähr: Bauern als Arbeiter) des Bernard Lambert, hervor.

Von Anfang an hatte sie ein stark internationalistisches Profil und knüpfte Kontakte zu bäuerlichen Organisationen gerade auch in der so genannten Dritten Welt.

Heute ist sie Mitglied im internationalen Dachverband Via Campesina.

Während die FNSEA oft – geht es darum, Lobbyinteressen (etwa das Verlangen nach Subventionen auch für intensive und Umwelt zerstörende Produtkion) durchzusetzen – vor roher Gewalt und Zerstörungsaktionen nicht zurück scheute, machte die Conf‘ eher durch „Nadelstichaktionen“ auf sich aufmerksam.

Es handelt sich um weit weniger brutale, aber dafür öffentlichkeitswirksame Aktionen, durch welche auf breitere Zusammenhänge aufmerksam gemacht werden sollte.

Eine davon war die symbolische Demontage der im Bau befindlichen McDonalds-Filiale im südfranzösischen Millau, durch welche José Bové im Hochsommer 1999 bekannt und populär wurde.

Es handelte sich mitnichten um eine brutale Gewaltaktion: Die Demontage ging spielerisch vor sich, sie war vorher angekündigt, 400 Personen nahmen daran – am hellichten Tag und unter den Augen der Öffentlichkeit – teil, und zahllose Kinder turnten auf den säuberlich abmontierten Einzelteilen herum.

Die Aktion diente dazu, den Protest gegen den WTO-Gipfel in Seattle im November 1999 vorzubereiten und zugleich gegen die Handelsentscheidung der USA, durch Sanktionen die EU zum Einfuhr ihrer Hormonfleisch-Exporte zu zwingen, zu protestieren.

Sie war mitnichten anti-amerikanisch im pauschalisierend-chauvinistischen Sinne, sondern eine politisch-symbolische Aktion, die auch in den USA selbst viel Rückhalt fand:

Eine US-Bauerngewerkschaft zahlte die Kaution, die José Bové im September 1999 aus der Haft befreite, und eine Weinbar in Brooklyn (New York) trägt seit damals den Namen José Bovés.

Der mittlerweile durch die folgende brachiale Verhaftungsaktion prominent gewordene José Bové nahm auch bei den Protesten in Seattle, Ende desselben Jahres, in der ersten Reihe teil.