St-Victor in Marseille

In kunsthistorischer Hinsicht stellt die Abtei St. Victor auf der Anhöhe südlich des Hafenbeckens das bedeutendste Monument der Stadt dar.

Der hl. Victor, ein zum Christentum bekehrter römischer Offizier, soll unter Maximian in Marseille den Märtyrertod gestorben und auf einem Friedhof außerhalb der Stadt bestattet worden sein. Der Eremit Johannes Cassianus gründete Anfang des 5. Jahrhunderts hier ein Kloster, in dessen Nähe sich bald zahlreiche Christen begraben ließen.

Ende des 10. Jahrhunderts wurde das Kloster straff organisiert. Ab 977 unter der Benediktregel, bildete sich unter dem Schutz der Vizegrafen im 11. Jahrhundert eine der mächtigsten Abteien des Abendlandes heraus, die wesentlichen Anteil an der klösterlichen Reformbewegung dieser Zeit hatte.

Am Ende des Jahrhunderts verfügte die Abtei über Besitzungen im ganzen Abendland. Parallel dazu entstand unter den Äbten Wifried (1005-20) und Isarn (1020-47) eine neue Kirche.

Die frühchristliche Basilika Notre-Dame blieb auf der Südseite daneben zunächst erhalten. Erst während eines weiteren Neubaus im 13. Jahrhundert wurde sie überbaut und in die Krypta einbezogen. Von diesem Neubau ist noch das heutige Langhaus erhalten.

Papst Urban V. (1362-70), vormaliger Abt des Klosters, vergrößerte den Ostteil der Kirche und baute sie festungsmäßig aus. Nach der Revolution wurden bedeutende Teile der Architektur, etwa der romanische Kreuzgang und die Klausurbauten, abgetragen. Von diesen Anbauten befreit, bietet sich das Äußere deshalb heute kahl und schlicht.

Die Wehranlagen (Zinnenkranz, Wurfschächte) verstärken diesen Eindruck noch. Von der Kirche des 11. Jahrhunderts sieht man noch den Unterbau der Tour d'Isarn auf der Nordseite, der aus riesigen Mauerblökken besteht. Der Turm enthält eine Vorhalle, durch die man die Kirche betritt.