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Literatur in Lyon

 

 

 

 

Das über zweitausend jährige Lyon, unter Augustus die Hauptstadt Galliens, ist zu allen Zeiten ein geistiges Zentrum Frankreichs gewesen.

 

Unter den vielen, durch ihr Leben und Werk mit der Stadt verbundenen Dichtern und Schriftstellern sind besonders die Vertreter der sog. »Schule von Lyon« erwähnenswert.

Ihr berühmtestes Mitglied war Louise Labe, "die schöne Seilerin«, die Gattin des reichen Seilers Ennemond Perrin, die 1524 in Lyon geboren wurde.

In ihrem Hause trafen sich die bekanntesten Humanisten der Zeit. Das dichterische Werk Louise Labes, von dem zwölf Sonette, drei Elegien und das Prosawerk "Debat de folie et d'amour«, auf das La Fontaines Fabel "L'Amour et la folie« zurückgeht, erhalten sind, weist diese empfindsame und leidenschaftliche Frau noch heute als eine Dichterin von hohem Rang aus.

Die Rue de la Belle-Cordiere bei der Place Bellecour in der Nähe vom Hotel-Dieu, dem alten Krankenhaus, hält die Erinnerung an sie wach.

Rabelais kam 1532 von Montpellier nach Lyon. Im November des gleichen Jahres erfolgte seine Ernennung zum Hospitalarzt am Hotel-Dieu, das damals das »große Spital an der Rhone« genannt wurde, wo er sich bald einen Namen als Praktiker erwarb.

In Lyon veröffentlichte er die Lettres medicales von Manardi, einem Arzt aus Ferrara, und eine Übersetzung der Aphorismen von Hippokrates.

Ende 1532 und Anfang 1533 gab der Buchhändler Claude Nourry seinen Pantagruel - den Rabelais mit seinem Anagramm Alcofribas Nazier zeichnete - und bald darauf den Gargantua heraus. Das Werk Rabelais' enthält eine Fülle von Anspielungen auf Lyon.

Ende 1535 kam Clement Marot auf der Rückkehr von Venedig nach Lyon und schwor auf der Schwelle der Kathedrale Saint- Jean dem protestantischen Glauben ab.

1544 wurde in Lyon eine Gesamtausgabe seiner Werke veröffentlicht. Bevor er wieder nach Paris zurückging, schrieb er für die Stadt ein rührendes "Abschiedslied«, in dem er den Charme der Frauen Lyons besingt.

Im 17. Jahrhundert spielte Moliere mit seiner Schauspielertruppe mindestens zweimal in der Stadt. Während des ersten Aufenthalts in den Jahren 1652 und 53 wurde der Ehekontrakt zwischen einem seiner Schauspieler, Rene Berthelot, genannt Du Parc, und einer Schauspielerin, mit der Racine später ein Liebesverhältnis unterhielt, unterzeichnet. 1655 wurde Molieres "L'Etourdi« in Lyon aufgeführt.

Der berühmteste Lyoneser des 17. Jahrhunderts war zweifellos Claude Brossette. Im Jahre 1671 in Theize geboren, ließ sich Brossette zunächst als Rechtsanwalt in Lyon nieder, widmete sich dann aber der Literatur und gründete nach 1700 die Acaclemie des Sciences, Arts et Belles-Lettres de Lyon.

Er war ein enger Freund Boileaus , mit dem er eine ausgedehnte Korrespondenz unterhielt und dessen Werke er herausgab.

Im 18. Jahrhundert blühte das geistige Leben, das sich im Jahrhundert des Sonnenkönigs und im Schatten von Versailles nicht so recht entfalten konnte, in der Stadt wieder auf.

Salons, Privatbibliotheken, literarische Gesellschaften, Buchdruckereien ebenso wie die Akademien spielten im Jahrhundert der Aufklärung wieder ihre bedeutsame Rolle.

Das Theater, eine Leidenschaft der Lyoneser, erhielt 1754 ein neues Haus, bei dessen Einweihung im Jahre 1756 Meile Clairon, eine gefeierte Schauspielerin der Comedie Franscaise, in Voltaires "L'Orpheiin de la Chine« auftrat. Kurz vorher, im Jahre 1 754, war der Autor von seinen Anhängern in Lyon begeistert begrüßt worden.

Jean-Jacques Rousseau kam in seinen unsteten jungen Jahren des öfteren nach Lyon, zum ersten mal von Annecy aus im Jahre 1729.

Damals fand er in Notre-Dame de Pitie Quartier. Häufig übernachtete er im Freien. In seinen "Confessions« beschreibt er eine solche Nacht, die berühmte "Nuit a la belle etoile«, zu Ende des Sommers 1731 - "auf einem Hügel über der Saone, nicht weit von ihrer Mündung in die Rhone, beim Gesang der Nachtigall«. Man nimmt an, dass es sich bei diesem Hügel um eine Stelle zwischen den Kitchener- und Mulatiere Brücken handelt. Dieser Teil der Uferstraße heißt heute Quai Jean- Jacques Rousseau.

Von 1740 bis 1741 war Rousseau ein Jahr lang Privatlehrer im Hause des Herrn de Mably, königl. Vogt der Landschaft Lyonnais.

Er verliebte sich damals in die Lyoneserin Suzanne Serre. In späteren Jahren kam er wiederholt in die Stadt zurück, zum letzten Mal 1770 bei seiner Rückkehr von Monquin, bevor er sich endgültig in Paris niederließ. In Lyon ließ er seine Oper "Le Devin du Village« ("Der Dorfwahrsager«) und "Pygmalion« aufführen; in der Umgebung sammelte er zu Studienzwecken Pflanzen.

Zwei Abenteuer, so berichtet er in seinen Confessions, führten ihn dazu, Lyon als die Stadt anzusehen, die unter allen Städten Europas die abscheulichste Sittenlosigkeit aufweist.

Madame Recamier, die die große Freundin Chateaubriands und Vertraute seiner letzten Jahre werden sollte, wurde als Jeanne-Franscoise- Julie-Adelaide Bernard im Jahre 1777 als Tochter eines Bankiers in Lyon geboren.

Sie verbrachte ihre Kindheit in der Stadt. Als Fünfzehnjährige verehelichte sie sich mit dem um 27 Jahre älteren Pariser Bankier Recamier. Unter der Bourbonen-Restauration traf sich die brillanteste Pariser Gesellschaft in ihrem Salon.

Lamartine war 1801 ein aufsässiger Schüler des Internats Puppier in La Croix-Rousse, in dem er sich sehr unglücklich fühlte und das er fluchtartig verließ. Nach Absolvierung seiner Studien im College de Bellay kam er 1809 und 1810 wieder nach Lyon und entbrannte in leidenschaftlicher, aber schnell verglühender Liebe zu Henriette Pommier.

Chateaubriand hielt sich im Jahre 1803 in Lyon auf, bevor er sein Amt als Attache an der französischen Botschaft in Rom wieder aufnahm.

Die Dichterin Marceline Desbordes- Valmore wirkte längere Zeit als Schauspielerin am Lyoner Theater (1821 bis 23, 1827 bis 1832, 1834 bis 1837)

Sie wohnte an der Place des Terreaux, am Quai Saint-Clair und am Quai des Augustins (heute Quai Saint­Vincent) und erlebte die Aufstände von 1831 und 1834 mit. Zweifellos hat die geistige Atmosphäre der Stadt einen bedeutsamen Einfluss auf ihr dichterisches Schaffen ausgeübt.

Die Mutter des Dichters Charles Baudelaire heiratete eineinhalb Jahre nach dem Tode ihres ersten Gatten im Jahre 1827 Major Aupick, der bald nach der Hochzeit mit seiner Familie aus dienstlichen Gründen von Paris nach Lyon übersiedelte.

Charles kam als Elfjähriger in das Internat des College Royal der Stadt. In seinen autobiographischen Notizen findet sich die Bemerkung: »Nach 1830 das Gymnasium in Lyon, Schläge, Streit mit Lehrern und Kameraden, tiefe Schwermut« .

Musset und George Sand, die im Dezember 1833 von Paris zu ihrer romantischen Liebesreise nach Italien aufgebrochen waren, fuhren auf der Rhone von Lyon nach Avignon - zusammen mit Stendhal, der nach einem Urlaub in Paris wieder auf seinen Posten als Konsul nach Civitavecchia zurückkehrte.

Stendhal war wiederholt in Lyon. So besuchte er im Verlauf einer Reise durch Frankreich im Jahre 1837 die Stadt und übernachtete im Hotel d" Provence "neben der Briefpost«.

In seinen Memoires d'un Touriste schreibt er, dass seine Geschäfte ihn fünf- oder sechsmal nach Lyon geführt hätten - »immer mit der Postkutsche« - und dass er bei seinem Vetter in der Rue Bat-d'Argent abgestiegen sei. Er sei aber derartig mit Geschäften überlastet gewesen, dass er nicht einmal Zeit fand, ins Museum zu gehen. Ironisch spricht er von einer »reizvollen Charaktereigenschaft der Lyonesen: sie nehmen leicht übel«.

Der Staatstheoretiker und Sozialist Proudhon kam im Jahre 1843 von Besanscon nach Lyon und arbeitete hier mehrere Jahre als Angestellter einer Fluss-Schifffahrtsgesellschaft »zwischen Saone und Rhone«.

Alphonse Daudet war Schüler des Staatlichen Gymnasiums der Stadt; seine in Lyon verbrachten Jahre haben in »Le Petit Chose« ihren literarischen Niederschlag gefunden.

Auf einer Fahrt von Bordeaux nach Genf im Jahre 1850 unterbrach Richard Wagner seine Reise in Lyon und erinnerte sich bei einem Spaziergang durch die Stadt der Beschreibung der Belagerung und der Einnahme der Stadt in der Konventszeit in Lamartines »Histoire des Girondins«.

Wenn auch nicht in Lyon geboren, so war der Politiker und Schriftsteller Edouard Herriot (geb. 1877 in Troyes), Mitglied der Academie franscaise, doch eng mit der Stadt verbunden. Hier begann zu Anfang des Jahrhunderts seine Laufbahn als Studienrat. Von 1905 bis zu seinem Tode im Jahre 1957 war er Bürgermeister der Stadt. Von seinen Werken sind erwähnenswert »La Foret normande«, "La Porte oceane«, »Beethoven«, "Sous l'olivier«, "Orient« sowie eine Geschichte der Stadt zur Zeit der Revolution in drei Bänden mit dem Titel »Lyon n'est plus« (»Lyon gibt's nicht mehr«).

Antoine de Saint-Exupery, der sich mit seinen Romanen » Vol de nuit« (»Nachtflug«), "Terre des Hommes« (»Wind Sand und Sterne«), Le Petit Prince« (»Der kleine Prinz«), »Citadelle« (Die Stadt in der Wüste«) einen Namen gemacht hat, wurde am 29. Juni 1900 in der Rue Peyrat Nr. 8 als Sohn eines Grafen in Lyon geboren.

Er nahm als Pilot am Zweiten Weltkrieg teil und wurde bei der Rückkehr von einem Aufklärungsflug in der Bucht von St. Raphael im Mittelmeer am 31. Juli 1944 von einem deutschen Jagdflieger abgeschossen.

Zu seiner Vermählung reiste Claudel von Paris nach Lyon, dem Wohnort seiner Verlobten, und stieg im Hotel de I'Europe in der Rue Bellecour ab.

In der Kapelle eines Hospitals für junge unheilbare Kranke in der Rue Janet fand am 5. März 1906 die kirchliche Trauung Claudels und Reine Sainte-Marie Perrins, einer Tochter des Architekten der Kirche von Fourriere, statt.

Der in Mondovi in Algerien im Jahre 1913 geborene Schriftsteller Albert Camus ging aus Gesundheitsgründen im Jahre 1943 ins Zentralmassiv und verbrachte einige Zeit in Lyon.

Zahlreiche Söhne der Stadt haben Lyon und ihre Einwohner zum Thema ihrer Werke gemacht, wie der im Jahre 1876 geborene Claude Farrere in »Mademoiselle Dax, jeune fille«.

Der im Jahre 1885 als Sohn eines Bäckers im Haus zur Goldenen Garbe (La Gerbe d'Or) in der ehemaligen Rue Ferrandiere geborene Henri Beraud in seinen Romanen »La Gerbe d'Or« (1928) und »Cie! de suie«, wie

Jean Dufour in »Calixte ou I'introduction a la vie Lyonnaise« oder wie der 1887 geborene Joseph Jolinon in »Dames de Lyon« (1932).