Grotte Cussac
 
 
 
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Höhlen in Frankreich

 

 

 

 

Grotte Cussac

 

 


"Grotte Cussac " in der Dordogne

Kurzinfos

Adresse

Geöffnet
Nein

Führung

Beleuchtung

Länge der Höhle

Historie

Beschreibung

Frankreich hat eine neue Höhle mit spektakulären Steinzeitgravuren

Von Jacqueline Hénard

Einem Windhauch und seiner eigenen Waghalsigkeit hat Marc Delluc eine sensationelle Entdeckung zu verdanken: Bei einem Wochenendausflug in Bouisson-de-Cadouin bei Cussac in der Dordogne stieß der Höhlenforscher am 30. September 2000 auf einen zehn Meter tiefen Felsspalt.

Delluc kletterte hinunter. Der Gang endete vor einer Mauer aus abgestürzten Steinbrocken. Nur ein leichter Luftzug verriet ihm, dass hinter dem Steinwall eine tiefe Höhle liegen musste. Delluc grub sich einen Tunnel frei. Was er dann sah, verschlug dem Amateurforscher zunächst die Sprache. Er stand in einer kilometerlangen Galerie mit Hunderten von Steinzeitgravuren: Frauen, Tiere, Ungeheuer. Als er das Ausmaß seiner Entdeckung erkannt habe, sagt Delluc, habe er vor Freude laut geschrien.

Kurze Zeit später, am 8. Oktober 2000, führt der Höhlenforscher zwei Prähistoriker zu seinem spektakulären Fund. Norbert Aujoulat, der Leiter der Abteilung für Felsbildkunst im staatlichen Zentrum für Vorgeschichte in Paris, ist begeistert: "Die Gravierkunst von Cussac übertrifft alle früheren Entdeckungen." Um Steinzeittouristen und Abenteurer fern zu halten, lassen die Experten den Zugang zur Höhle sichern. Seit November 2001 steht sie unter Denkmalschutz.

Die Höhle von Cussac, knapp 40 Kilometer von der 1940 entdeckten Höhle von Lascaux entfernt, ist etwa 12 Meter hoch und 10 bis 15 Meter breit.

Die Gravuren sind 25 000 bis 27 000 Jahre alt, älter also als die Fresken von Lascaux (16 000 Jahre), jedoch jünger als die Malereien von Chauvet (32 000 Jahre) an der Ardeche.

Rechts von der Vorhalle, die Delluc mit seinem Stollen erschlossen hat, eröffnet sich eine rund 600 Meter lange Galerie mit nur 10 bis 20 Zeichnungen. "Die Verteilung der Gravuren stellt uns noch immer vor ein Rätsel", sagt Norbert Aujoulat, der inzwischen zum Leiter der Forschungen in Cussac ernannt wurde, "denn dieser Teil der Höhle ist besonders breit und relativ leicht begehbar. Warum haben die Steinzeitmenschen ihre Bilder vor allem in die Wände auf der anderen Seite eingeritzt, wo der Lehmboden teils so weich ist, dass man einsinkt, und wo außerdem hausgroße Gesteinsbrocken herumliegen?"

Der unwegsamere Teil der Galerie, links von der Vorhalle, ist etwa 400 Meter lang. Dort haben die Steinzeitkünstler ein halbes Dutzend Bildgruppen mit jeweils 10 bis 50 Figuren in den Fels geritzt - vor allem an den Wänden. Aujoulat hat aber auch schon vier Gravuren auf dem Lehmboden entdeckt. Ihre Tiefe läßt die Bilder ungewöhnlich plastisch erscheinen. Riesige Wisente und Nashornköpfe, Mammuts, Hirsche, Steinböcke und Pferde. Ungewöhnlich sind dagegen Zeichnungen von Vögeln und von seltsamen Wesen mit langen Schnauzen und aufgerissenen Mäulern.

Eher am Rande erwähnt Aujoulat jene Motive, die die deutsche Boulevardpresse in Cussac so reizvoll fand: die "Steinzeitluder" (Bild) - vier Frauengestalten mit üppigen Brüsten und Hinterbacken, dazu ungezählte stilisierte Schamdreiecke. Die einzigen Farbmalereien in der Höhle sind sieben bis acht Zentimeter lange, fingerbreite "Stöckchen" aus rotem Eisenoxyd.

 

Tödliches Höhlenklima

An den Höhlenwänden sind laut Aujoulat viele Kratzspuren von Bärenpranken zu erkennen, die älter sind als die Zeichnungen. Vermutlich von Bären stammt auch eine Kuhle im Lehmboden auf der linken Seite der Höhlengalerie. Dort sind menschliche Knochen gefunden worden, die offenbar nicht nur zu einem Skelett gehören. Der Boden unter einigen Knochen ist mit roter Ockerfarbe markiert.

Wenige Meter entfernt liegen zwei weitere Knochengruppen: Ein Erwachsenenskelett in einer ovalen Kuhle und, auf einem Lehmhügelchen, die Knochen von mindestens drei weiteren Erwachsenen - die Schädel fehlen. Ob die menschlichen Reste aus der gleichen Zeit stammen wie die Zeichnungen, ist noch nicht abschließend geklärt. Anthropologen von der Universität Bordeaux haben bei einer Besichtigung Ende Mai Knochenproben entnommen und ihre Analysen noch nicht abgeschlossen.

Die Luft in der Grotte von Cussac ist zum Ersticken schlecht, so dass die Forscher jeweils nur wenige Stunden in der Höhle bleiben können. Der Gehalt an Kohlendioxid schwankt je nach Jahreszeit und im Tagesverlauf. Länger als drei Stunden kann es niemand in der Grotte aushalten. Außerdem sollen aus konservatorischen Gründen nicht mehr als fünf Menschen am Tag die Grotte besuchen. Das Wandrelief, die Stalaktiten und Stalagmiten verraten, dass die Höhle jahrhundertelang nicht mehr betreten wurde. Norbert Aujoulat nimmt sogar an, dass der Zugang zu der Kultstätte kurz nach Vollendung der Gravuren von den Steinzeitkünstlern absichtlich versperrt wurde.

In den kommenden sechs Monaten wollen Aujoulat und seine Kollegen die Exploration der Höhle abschließen, eine topografische Karte und ein archäologisches Inventar anlegen.

Die Öffentlichkeit aber bleibt ausgeschlossen. Das Publikum wird die Grotte von Cussac wohl niemals betreten dürfen. Die Böden sind instabil und schwer begehbar, Besucher könnten das Höhlenklima verändern, eingeschleppte Mikroben die Felszeichnungen gefährden. Das Kulturministerium hegt aber die Absicht, in der Gegend eine Art Höhlen-Disney anzulegen mit originalgetreuen Nachbildungen von Cussac und Lascaux.

Die Höhle von Lascaux ist seit 1963 für das Publikum gesperrt. Und jene von Chauvet an der Ardeche, die 1994 entdeckt wurde, war nie für die Öffentlichkeit zugänglich. Die Landschaft um Lascaux, wo es ein gutes Dutzend vorgeschichtlicher Fundstätten und das Nationalmuseum für Vorgeschichte gibt, hat sich zu einer Pilgerstätte für Vorgeschichtstouristen entwickelt.

Inzwischen sei schon die Hälfte der Wirtschaftsaktivitäten in der Dordogne auf das leidenschaftliche Interesse von Touristen an den vorgeschichtlichen Entdeckungen zurückzuführen, meint Aujoulat. Vor allem Franzosen entwickeln für die Kunst der Steinzeitmenschen eine ausgeprägte Leidenschaft.

So wird die Website des französischen Kulturministeriums zur Grotte von Lascaux jeden Monat 500 000 mal angeklickt. Und ein neues Buch über die Malereien von Chauvet war innerhalb von zehn Tagen in ganz Frankreich ausverkauft.

www.culture.fr/culture/