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Allgemeines zu Grasse

 

 

 

 

Grasse, die Hauptstadt des Parfüms

Recht spät, um das 10. Jahrhundert, entstand hier auf dem steilen Felsen ein Dorf am Kreuzungspunkt von Verkehrswegen, die in die Alpen bzw. am Fuß des Gebirges entlang führten.

Das Machtvakuum in dieser Gegend erleichterte eine weitgehende Autonomie der Stadt, die sich unter den Schutz der Genuesen stellte und erst 1227 der Grafschaft Provence einverleibt wurde.

Mit dieser ging die Stadt 1481 an Frankreich. Das 16. Jahrhundert war eine Zeit des Schreckens: 1536 wurde Grasse von den Truppen Kaiser Karls V., ein weiteres Mal während der Religionskriege 1589 geplündert.

Weil im bergigen Umland vor allem Viehzucht betrieben werden konnte, entwickelte sich Grasse ab dem Mittelalter zu einem Zentrum der Gerberei und der Handschuhmacherei.

Hierin sollte die Zukunft der Stadt liegen. Als im 17. Jahrhundert die Mode der parfümierten Handschuhe aufkam, verfügte die Stadt reichlich über alle zur Herstellung notwendigen Rohstoffe — die Essenzen von Rosen, Jasmin, Orangen usw. lieferten reichlich der Boden und das Klima der Provence.

Die Parfümerie entwickelte sich ab dieser Zeit zum wichtigsten Wirtschaftszweig der Stadt. Als Anfang des 19. Jahrhunderts die Pariser Parfümerien ihre Produktion steigerten, reagierte Grasse, indem es sich auf die Herstellung der Duftessenzen konzentrierte, die auch heute noch in alle Welt exportiert werden, um dort weiterverarbeitet und verfeinert zu werden.

Früher bediente man sich zur Gewinnung der Essenzen der Destillation, heute werden sie mit Hilfe eines Lösungsmittel aus den Blüten extrahiert.

Für drei Kilogramm Jasminextrakt benötigt man etwa eine Tonne Blüten.

Die florierende Stadt hat sich heute Ungehemmt in die Umgebung ausgedehnt, so daß die mittelalterliche Altstadt beinahe etwas fremd wirkt. Diese Entwicklung wurde noch gefödert, ohne daß man sich um die Sanierung der engen Häuser und Gassen gekümmert hätte.

Seit einigen Jahren allerdings ist man sich der Bedeutung dieser Hinterlassenschaft bewußt: Teile der Altstadt sind nun zu fein herausgeputzten Fußgängerzonen geworden.

Auf einem Felsenvorsprung erhebt sich die aus leuchtend weißem Kalkstein erbaute Kathedrale. Errichtet wurde sie 1244 mit der Verlegung des Bischofssitzes von Antibes nach Grasse. Das Innere, eine dreischiffige Basilika ohne Querhaus, folgt Bautypen aus Ligurien und überrascht durch eine extreme Nüchternheit, die durch deutliche Spuren eines verheerenden Brandes während der Revolution an den Rundpfeilern einen weiteren Akzent erhält.

Die Kathedrale ist mit starken Bandrippen gewölbt und erinnert somit etwa an die Bischofskirche von Frijus. Der Chor wurde Anfang des 18. Jahrhunderts rechteckig ausgebaut. Die wahrlich spektakuläre Ausstattung besteht aus einem Gemälde der Fußwaschung Christi, einem Frühwerk des aus Grasse gebürtigen Rokokomalers Jean-Honore Fragonard, sowie insbesondere drei Gemälden von Peter Paul Rubens, die im Südseitenschiff hängen.

Die Dornenkrönung Christi, die hl. Helena und die Kreuzaufrichtung wurden 1599 von Erzherzog Albert für die Helenakapelle von S. Croce in Gerusalemme in Rom in Auftrag gegeben und 1601/02 gemalt.

Nach wenigen Jahren waren die Gemälde durch die Feuchtigkeit in der Kapelle bereits so stark beschädigt, daß sie 1614—15 restauriert werden mußten. Von der Kreuzaufrichtung wurde eine Kopie angefertigt. Anfang des 19. Jahrhunderts wurden die Kopie und die beiden originalen Bilder verkauft und von einem Bürger aus Grasse, M. Perolle, erworben, der sie 1827 dem Hospiz der Stadt vermachte.

Seit 1972 hängen die Bilder in der Kathedrale. Bei diesem Zyklus handelt es sich um nichts Geringeres als den ersten öffentlichen Auftrag an Rubens. Seine italienischen Erfahrungen sind den Bildern klar zu entnehmen; vor allem bei der Dornenkrönung kann man studieren, wie Rubens in den Lichteffekten und der Komposition Vorbilder von Tizian weiterentwickelte.

Direkt neben der Kathedrale erhebt sich der ehemalige Bischofspalast, in dem heute das Rathaus untergebracht ist. Die Bausubstanz ist im wesentlichen mittelalterlich; in der Bischofskapelle aus dem 13. Jahrhundert befindet sich heute das Standesamt.

Die Parfümherstellung kann in Grasse ausgiebig besichtigt werden. Zum einen gibt es das Musee international de la Parfumerie, das sehr anschaulich die über 3000 Jahre alte Geschichte der Erzeugung von Düften verfolgt.

Zum anderen laden verschiedene Parfümerien — Fragonard, Molinard, Galimard — zum Besuch ihrer Betriebe. Die Villa-Musee Fragonard ist ein ansehnliches Haus vom Ende des 17. Jahrhunderts. Alexandre Maubert, der Cousin des Malers Jean-Honord Fragonard, erwarb es im folgenden Jahrhundert. Heute sind hier Originalwerke oder auch Kopien des berühmten Künstlers und seiner Familie ausgestellt (z. B. der Zyklus «Fortschritte der Liebe im Herzen eines Mädchens«).