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Victor Vasarely in Gordes

 

 

 

 

Wer von Aix-en-Provence oder von Marseille kommend in Richtung Avignon unterwegs ist, dem sei empfohlen, bei Cavaillon Autoroute oder Nationale 7 zu verlassen und einen Ausflug ins nahe Gordes zu unternehmen.

Schon nach etwa zehn Kilometern beginnt die Landstraße allmählich in Serpentinen bergan zu steigen — auf einem gewaltigen Felsmassiv zeigt sich das alte Schloß von Gordes, verschwindet in einer Kurve, wird wieder sichtbar. Vom Fuß des Felsabhangs klettern die kleinen Häuser der Bauern und Handwerker beidseits steiler Gäßchen zum Schloß hinauf, um es in respektvollem Abstand zu umringen.

Oben, vom Platanen bestandenen Schloßplatz aus, bietet sich ein weiter Blick über das Plateau de Vaucluse - bis zu den Kuppen des Luberon und Mont Ventoux, bis in die Täler von lmergue und Coulon, bis über die Ockerfelsen von Roussillon.

Jahrhundertelang haben die Geschlechter der d‘Agoult, der Simiane, der La Tour d‘Auvergne von Gordes aus das Land ringsum beherrscht. Sie alle haben am Schloß weitergebaut, die wesentlichsten Partien seiner jetzigen Gestalt aber verdankt es Bertrand de Simiane, einem kunstsinnigen und streitlustigen Renaissance-Fürsten.

Die Jahreszahl 1541, die wir über dem Kaminsims der Salle d‘honneur lesen können, datiert genau den Abschluß der Umbauten. Später ging das Schloß von Gordes in die Hände anderer Familien über, die es als Wohnsitz aufgaben und verfallen ließen. Nach der Französischen Revolution, 1793, kam es in den Besitz der Gemeinde, die nicht die Mittel für eine Erhaltung oder gar Renovierung aufbrachte.

So wird es Justin Bonfils, der Bürgermeister von Gordes, für einen glücklichen Zufall genommen haben, als ihm eines Tages Victor Vasarely den Vorschlag machte, das Schloß, dessen obere Stockwerke bereits ganz zerstört waren, auf eigene Kosten instand zu setzen und hier ein Didaktisches Museum seiner Arbeiten einzurichten.

Schnell wurde man handelseinig: Vasarely pachtete das Schloß auf 33 Jahre zu einem symbolischen jährlichen Pachtzins von 1 Franc und begann mit den kostspieligen Restaurierungsarbeiten.

Am 5. Juni 1970 fand die feierliche Eröffnung statt: Außer den regionalen Honoratioren waren aus Paris die offiziellen Repräsentanten französischer Kultur erschienen, Minister, Museumsleute, Mitglieder der Akademie, und das ganze Dorf feierte mit, aus der Vernissage wurde ein Volksfest.

Innerhalb des ersten Jahres kamen an die 40.000 Besucher nach Gordes, um das Museum im Schloß zu sehen.

Vasarely ist nicht zufällig auf das Schloß von Gordes gekommen. Seit der ersten Nachkriegszeit hat er regelmäßig die Sommermonate am Rande des kleinen Provence-Dorfes verbracht.

Gordes hat ihn gefesselt, seit er diesen Ort zum ersten Mal sah. Hier fand er nicht nur Muße und Erholung in einem Sommerquartier, hier wurden ihm auch einige entscheidende optische Erfahrungen zuteil, nach denen er in seinem Werk eine eigene Periode „Gordes“ (oder „Cristal“) datiert, die etwa von 1948 bis 1960 seine Arbeit bestimmt hat.

Die Periode »Gordes“ war so etwas wie die Summe aller visuellen Erfahrungen, die Vasarely an der Wende der vierziger zu den fünfziger Jahren verfügbar waren: Auf ihrer Grundlage hat sich sein weiteres Werk entfaltet.

So ist es verständlich, daß sich Vasarely — zu wie vielen neuen Untersuchungen er inzwischen auch fortgeschritten ist — gerade mit diesem Ort und der ihn umgebenden Landschaft untrennbar verbunden fühlt.

Zunächst hatte er Gordes auch zum Sitz der von ihm gegründeten Fondation bestimmt, die außer dem Didaktischen Museum im Schloß auch ein modernes Kongreß- und Ausstellungszentrum errichten wollte. Doch der Gemeinderat winkte ab, Vasarely hatte schon genug Betriebsamkeit in das stille Dorf gebracht.

So wurde sein Institut, dessen Architektur, eine endlos fortsetzbare streng sechseckige Wabenform, er selbst entworfen hat, eine knappe Autostunde weiter in Aix-en-Provence gegründet.

1997 musste die Stiftung Konkurs anmelden, und die Ausstellung wurde geschlossen.