Vogelfang
 
 
 
Paris
Burgund
Tal der Loire
Alpen
Wandern
Bücher Fotos
Hotel
Ferienhaus
Mietwagen
Flüge
Pauschalreisen
Reisepartner
 
 
 

 

Vogelfang in Frankreich

 

 

 

 

Vogelfang in Südfrankreich
Während in ganz Europa von der Europäischen Union vorgeschriebene Mindeststandards für den Zugvogelschutz zunehmend respektiert werden, wehren sich in Frankreich 1,5 Millionen Jäger und Vogelfänger erbittert gegen jegliche Einschränkung des während der französischen Revolution erstrittenen Jagdrechts für jedermann.

Vogelfang, Frühlingsjagd auf heimkehrende Zugvögel, Jagd selbst während der Brutzeit – in vielen französischen Departements ist dies bis heute eine Selbstverständlichkeit.

Insbesondere durch den in den Ardennen und Südfrankreich immer noch massiv betriebenen Vogelfang werden viele Arten wie Feldlerche, Kiebitz und Ortolan zunehmend bedroht.

Gegrillte und mit Gin flambierte Singvögel werden selbst von französischen Spitzenpolitikern als herbstliche Delikatesse geschätzt. Mit Unterstützung des Europäischen Parlaments und der EU-Kommission wollen Naturschützer aus ganz Europa die Pariser Regierung zwingen, die bereits seit 1981 gültige EU-Vogelschutzrichtlinie in nationales Recht umzusetzen. Auch Frankreichs Umweltbewegung faßt zusehends Mut; während die Zahl der Jäger seit Jahren langsam aber kontinuierlich sinkt, findet sie immer mehr Zulauf.

Bereits vor einem halben Jahrhundert verpflichtete sich Frankreich durch Unterzeichnung der Pariser Vogelschutzkonvention, den Vogelfang mit Netzen, Fallen und Leimruten zu verbieten. In der Folgezeit ratifizierte die Nationalversammlung zahlreiche ähnliche Abkommen wie die Berner Konvention und die Europäische Vogelschutzrichtlinie – geändert hat sich trotzdem bis heute nur wenig. Großzügige Ausnahmeverordnungen erlauben nach wie vor Fangmethoden, die in allen anderen europäischen Ländern verboten sind.

Neben Kiebitzen und Drosseln werden in den Departements zwischen der Gironde und den Pyrenäen im Südwesten Frankreichs vor allem Lerchen mit Vorliebe verzehrt. Fast eine Million Feldlerchen dürfen von Anfang Oktober bis Mitte November mit riesigen Schlagnetzen und Fallen gefangen werden.

Die Feldlerchenpopulation ist in ganz Europa bereits seit Jahren rückläufig. In Deutschland haben die Bestände während der letzten 20 Jahre um mehr als 50% abgenommen, in den Niederlanden ist die Art stellenweise schon ganz verschwunden. An der Gironde dreht man sie trotzdem auch weiterhin durch den Fleischwolf und verarbeitet die Tiere anschließend zu Patét alouettes.

Zum wahren Volksfest gerät die Jagd mit riesigen Netzwänden auf den Pyrenäenpässen des französischen Baskenlandes, wo vor allem Wildtauben erbeutet werden. Jede dieser Fanganlagen besteht aus bis zu 10 m hohen und rund 200 m langen Netzen – die wohl größten Vogelfallen in ganz Europa überhaupt.

Der Flug über die Pässe ist damit praktisch unmöglich, entsprechend hoch sind die Fangzahlen: Bis zu 10.000 Tiere pro Fanganlage räumen selbst die Vogelfänger in guten Jagdjahren ein. Ein unglaubliches Geschäft, denn zu Preisen von umgerechnet 15-20 DM werden die frisch gefangenen Wildtauben in nahe gelegenen Berggaststätten den in Scharen herbeieilenden Touristen serviert.

Derweil kommen in der Provence und den französischen Alpen vor allem Leimruten zum Einsatz. Millionen Singvögel bleiben auf den mit einer zähen Paste beschmierten Ästen kleben. Die, die den Fang überleben, dienen dazu, als Lockvögel ihre Artgenossen vor die Schießstände der Jäger zu locken.

Offiziell dürfen 7.800 Vogelfänger rund 50.000 Lockvögel fangen. Das macht theoretisch noch nicht einmal fünf Vögel pro Fänger und Saison, eine Zahl die kaum glaubhaft erscheint, denn immerhin darf jeder Fänger zum Fang von "nur" fünf Drosseln vom 1. Oktober bis 15. November zahlreiche Leimruten in einem eigens dafür angepflanzten Fanggarten auslegen.

Beliebt sind daneben in weiten Teilen Südostfrankreichs auch Steinfallen, im Jägerjargon Trebuchet genannt. Sie sind offiziell seit Jahren verboten, werden aber in Lehrbüchern über die "Traditionelle Jagd" immer noch als effektive und billige Fangmethode angepriesen. Unter den Steinplatten werden wahllos Drosseln, Rotschwänze und andere Singvögel zerquetscht.

Die Angaben zur französischen Jagdstrecke beruhen ausschließlich auf Streckenmeldungen der Jäger und Vogelfänger. An ihrem Wahrheitsgehalt sind erhebliche Zweifel anzumelden, die Anzahl der tatsächlich getöteten Tiere ist wahrscheinlich wesentlich höher.

Glaubt man den Angaben der 1,4 Millionen französischen Jäger, würde jeder von ihnen während der mehrmonatigen Jagdsaison gerade einmal 3-4 Drosseln und Feldlerchen schießen; eine Strecke, die an guten Zugtagen bequem innerhalb weniger Stunden erbeutet werden kann.