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Rugby in Frankreich

 

 

 

 

Ein Jahr nach dem Erfolg der französischen Fußballer, die 1998 Weltmeister wurden, hat die französische Rugbymannschaft die Fans des ovalen Balls in Erstaunen versetzt: sie sind in das Finale der Weltmeisterschaft eingezogen. Das französiche Rugby stand lange Zeit im Schatten des französischen Fußballs, doch dieses Mal hat es gezeigt, dass auch es auch das Publikum mitreißen und ihm ein sportliches Spitzenereignis bieten kann.

In Frankreich hat die beispiellose Leistung der französischen Mannschaft "ein Wahnsinnscoup", wie der Kapitän der Blauen, Raphael Ibañez sagte - eine noch nie dagewesene Begeisterungswelle ausgelöst, die weit über die treue Fangemeinde der französischen Nationalmannschaft hinausging. Eine Woche später, am 6. November, verfolgten 14 Millionen Franzosen das Finale der Weltmeisterschaft im Fernsehen - ein Rekord.

Sie hofften, die Spieler von Jean-Claude Skrela und Pierre Villepreux, ehemalige Trainer der französischen Mannschaft, würden denselben Erfolg nach Hause tragen, wie 15 Monate zuvor die Fußballmannschaft von Trainer Aimé Jacquet.

Australien, das im Finale erwartet wurde, gewann überragend (35-12). Doch die sportliche Chronik, die nicht mit starken Bildern geizt, kommt immer wieder auf DAS Spiel der Weltmeisterschaft zurück. Während die britischen Beobachter noch überlegten, ob sie hier nicht an einem "Jahrhundertmatch" teilgenommen hatten, ging für das französische Publikum das Halbfinale der Blauen bereits als eine der größten Leistungen in Frankreichs Sportgeschichte ein.

Trotz der Leistung und der grenzenlosen Freude, die dieses bereits historische Spiel ausgelöst hat, gibt es viele, die sich, so wie Bernard Laporte, der neue Nationaltrainer, fragen, ob das französische Rugby mit dem Titel des Vize-Weltmeisters wirklich seinen Platz gefunden hat.

Das Jahr vor der Weltmeisterschaft war für das französischen Rugby katastrophal. Im Januar hatten sich die französischen Clubs den Europapokal von einer unbekannten irischen Mannschaft aus Ulster wegschnappen lassen.

Etwas später wurde die Nationalmannschaft im Fünf-Nationen- Turnier wegen einer Serie schlechter Spiele mit dem Holzlöffel, Symbol für den letzten Platz, ausgezeichnet. Die katastrophale Tournee der Blauen auf der südlichen Halbkugel endete am 26. Juni in Wellington mit einer totalen Pleite (54-7) durch die All Black.

Diese Tournee war zwar sportlich gesehen eine totale Niederlage (von den vier Begegnungen endeten drei mit einer Niederlage), doch erfüllte sie andere Erwartungen. Auf Bitten des Außenministeriums hatten die Verantwortlichen des französischen Rugby einen Abstecher akzeptiert, der für die Hauptnationen des internationalen Rugby völlig unüblich war: sie sollten im westlichen Samoa und im Königreich Tonga spielen.

Im Vorjahr hatten Jean-Claude Skreal und seine Spieler bereits die Fidschi-Inseln auf ihrem Rückweg von einer Argentinien-Reise besucht. Sie waren bereits in "Mission". Dreißig Jahre nach der "Ping-Pong-Diplomatie" von Richard Nixon, die die chinesisch-amerikanischen Beziehungen wieder beleben sollten, haben die Blauen in den südlichen Pazifikinseln die "Rugby-Diplomatie" eingeführt, mit dem Ziel, das Bild Frankreichs in einer Region zu korrigieren, in der es durch die Atomversuche im Mururoa-Atoll beschädigt worden war.

Der Gesundheitszustand des französischen Rugby ist nicht nur auf internationaler, sondern auch auf nationaler Ebene bedenklich. Während die Anzahl der registrierten Mitglieder stagniert oder leicht sinkt (270 000 mit Spielern und Verantwortlichen), leidet das Dorfrugby, eine französische Besonderheit, unter dem sogenannten "neuen Rugby". Die Anzahl der Clubs nimmt regelmäßig ab (1 720 im Jahr 1999).

Die großen französischen Clubs, die Elite, die in der nationalen Rugby-Liga (LNR), vereint sind und an deren Spitze Serge Blanco steht, haben vier Jahre nach der Professionalisierung des Rugby-Sports ebenfalls große Schwierigkeiten. In drei Jahren haben die Verantwortlichen des Berufsrugby dreimal die Regeln der französischen Meisterschaft geändert.

Dies geht oft auf Kosten der Gesundheit der Spieler, vor allem der internationalen, da man ihnen keine wirkliche Erholungsphasen in den wettkampffreien Zeiten zugesteht.

Dieser Mangel an Kontinuität und Klarheit - eine neue Regelung der Meisterschaft dürfte in der nächsten Saison, die im August 2000 beginnt, verabschiedet werden - zeigt sich im relativen Desinteresse des französischen Publikums.

Die Zuschauer haben die Stadien der französischen Meisterschaft 1998-1999 gemieden, denn sie waren enttäuscht von der Entwicklung des Berufsrugby, einem Spiel das immer mehr auf die körperliche Leistung des Spielers setzt. Zusammenstöße überwiegen und drängen die Kunst des Ausweichens in den Hintergrund. Auch die Spiele im Fernsehen erreichten keine Zuschauerrekorde.

Zumindest bis zum 31. Oktober 1999, dem Tag, an dem das französische Rugby stolz sein Haupt erhob, ohne zu wissen, ob es von der Wachstums- und Vertrauenskrise geheilt war. Der erste Wettkampf des Sechs-Nationen-Turniers1 wird nach diesem Aufstand ein neues Licht auf die Wirklichkeit des "Weltmeisterschaftseffekts"2 werfen.