Radfahren in Frankreich - Tour de France

Der dritte Todesfall

1967: Tom Simpson war ein lustiger Geselle - lustig und beliebt. Viel zu lustig eigentlich für einen, der als tragische Verkörperung des neuzeitlichen Sportbetrügers in die Geschichte eingegangen ist.

Es ist der 13. Juli 1967, der heißeste Tag des Jahres, als Simpson am Anstieg zum Mont Ventoux kollabiert und trotz Mund-zu-Mund-Beatmung und schneller ärztlicher Versorgung nicht mehr aus seiner Ohnmacht aufwacht.

Später wird bekannt, dass der Brite randvoll mit Amphetamin und Alkohol war, als er in völliger Erschöpfung aus dem Sattel kippte. Simpson war zum Zeitpunkt seines Todes 29 Jahre alt, Weltmeister (1965) und Sieger bei Mailand-San Remo (1964) und der Flandern-Rundfahrt (1961).

Der Nachwelt in Erinnerung geblieben ist nur sein Sterben. Zu sehr glich der Verlauf dieses Tages der dramatischen Zuspitzung einer antiken Tragödie.

Da war der Held, der die letzte Chance auf den Toursieg keinesfalls verstreichen lassen wollte. Da war der Berg inmitten der Provence, der seit Menschengedenken die Erzähler fesselte. "Ein Gott des Bösen, dem man opfern muss", hat etwa der französische Philosoph Roland Barthes den "windigen Berg" ("Mons ventosus") genannt. Da war die Hitze.

"Man kletterte keinen Berg hinauf, sondern einen brennenden Kohlenhaufen",

wurde der Franzose Poulidor später zitiert. Und da war die Art und Weise, in der Simpson starb: Schlangenlinien fahrend, einmal stürzend, sich aufrappelnd, zum zweiten Mal stürzend.

"Put me back on my bike", sollen seine letzten Worte gewesen sein. Stoff genug für Legendenbildung, Material für die Verehrung eines Helden, der keiner war. Sondern lediglich ein begabter Radfahrer und ein Betrüger, der für das Risiko, das er nahm, sehr teuer bezahlte.

Die abschreckende Wirkung, wenn es denn je eine gegeben haben sollte, hielt unter den Fahrern nicht lange vor. 18 Tage nach Simpsons Tod starb bei den Spanischen Meisterschaften ein gewisser Valentin Uriona. Der Grund: eine Überdosis Amphetamin.