Arbeitszeit in Frankreich
 
 
 
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35-Stundenwoche schafft in Frankreich Arbeitsplätze

 

 

Der Wechsel der französischen Regierung im Sommer 1997, der vor allem auf die schlechte Arbeitsmarktlage zurückzuführen war, hatte einen Kurswechsel in der französischen Politik zur Folge. Mitterrand hatte noch auf die Entlastung von Arbeitgeber gesetzt in der Hoffnung, diese Politik führe zu höheren Investitionen und damit auch zu mehr Wachstum und Beschäftigung ; das war nicht der Fall. Die neue Regierung unter Jospin ging von Beginn an neue Wege und hat die Beschäftigungspolitik zum obersten Ziel erklärt.

Dabei wollte man nichts den Arbeitgebern überlassen. Konsequent setzt die Regierung auf die Schaffung von neuen Arbeitsplätzen. So führte sie als erstes Land der Welt per Gesetz die 35-Stundenwoche ein. Damit sollte einerseits die Arbeit umverteilt werden, andererseits sollte – über die neuen Arbeitsplätze – die Binnennachfrage angeregt werden. Denn wer Geld in der Tasche hat, gibt es auch aus und die Unternehmen können ihre Produkte absetzen.

Voller Lohnausgleich
Deshalb wurde die Arbeitszeitverkürzung auch bei vollem Lohnausgleich verfügt. Dadurch haben die Angestellten für die gleiche Arbeit 10 Prozent mehr Lohn in der Tasche. Sicherlich wurde die Maßnahme von den Unternehmen zunächst nicht begrüßt, jedoch hat sich seither die binnenwirtschaftliche Nachfrage sehr positiv entwickelt. Die Rechnung der Regierung ging auf: Das kräftige Wachstum brachte sowohl eine umfassende Besserung auf dem Arbeitsmarkt als auch gute Gewinne der Unternehmen.

Bis jetzt sind durch die 35-Stundenwoche direkt 495.000 Arbeitsplätze geschaffen worden. Durch den Wachstumsschub der Binnennachfrage sollen weiter Hunderttausende Arbeitsplätze entstanden sein. Insgesamt ging die Arbeitslosigkeit binnen vier Jahren von 12,6 auf 8,5 Prozent zurück – von über 3 Millionen auf knapp 2 Millionen Menschen. Dabei ist zu bedenken, dass in Frankreich – im Gegensatz zu Deutschland – immer mehr Menschen auf den Arbeitsmarkt drängen, weil die Bevölkerung in Frankreich nicht ab-, sondern zunimmt.

Staat gibt Zuschüsse
In diesem Jahr ist mit weiteren neuen Arbeitsplätzen zu rechnen, weil zunächst nur Betriebe ab 20 Mitarbeitern auf die 35-Stundenwoche umstellen mussten. Für Kleinunternehmen und im öffentlichen Dienst gilt die Reform erst von diesem Januar an. Der Staat unterstützt die 35-Stundenwoche auch finanziell, indem er den Unternehmern Zuschüsse zu den Lohnnebenkosten zahlt:

Diese Zuschüsse sind auf fünf Jahre gestaffelt. Pro Arbeitnehmer schießt der Staat im ersten Jahr 1.000 Euro zu, im fünften noch 760 Euro. Außerdem gibt es Beihilfen zur Arbeitsplatzgestaltung dort, wo die 35-Stundenwoche neue Arbeitsabläufe erzwingt. Insgesamt subventioniert die Regierung die Arbeitszeitverkürzung mit rund 15 Milliarden Euro im Jahr. Das ist 1 Prozent des Bruttoinlandproduktes.


Die Rechnung geht auf
Allerdings erklärt das Pariser Wirtschaftsinstitut OFCE (Observatoire français des conjonctures économiques), dass sich die 35-Stundenwoche bislang selbst finanziert, nämliche durch die Schaffung neuer Arbeitsplätze. Das heißt: Der Staat hat zum Beispiel mehr Steuereinnahmen und weniger Ausgaben für Arbeitslose. Mit anderen Worten: Bislang hat sich die 35-Stundenwoche in Frankreich gerechnet.