Figeac
 
 
 
Paris
Nizza
Marseille
Burgund
Tal der Loire
Alpen
Wandern
Bücher Fotos
Hotel
Ferienhaus
Mietwagen
Flüge
Pauschalreisen
Reisepartner
 
 
 

 

Bericht über Figeac

 

 

 

 

 

Erfahrungsbericht von mnowak über Figeac
7. August 2001

 

Figeac ist mit seinen etwas über 9000 Einwohnern bereits einer der bedeutenderen Orte des Quercy und wie viele andere Orte dieser Gegend lag die wirtschaftliche Blütezeit im Mittelalter, was dem heutigen Besucher eine malerische Altstadt beschert.

Wie häufig im Mittelalter war eine Abtei im 9. Jahrhundert der Ausgangspunkt der Entwicklung. Diese zog, auch auf Grund ihrer Lage, weitere Siedler an: An der Grenze von Auvergne und Quercy (mit unterschiedlichen Produkten), an einem Pilgerweg nach Santiago de Compostela und an einem Fluß, der Cele: Optimale Bedingungen für eine Handelsstadt.

Im 11. und 12. Jahrhundert entwickelte sich ein geschäftiger Ort mit wohlhabenden Bürgern der vom Abt und sieben Konsulen geleitet wurde. Allerdings waren so alle Verwaltungseinheiten in der Abtei konzentriert und als ein Streit zwischen Abt und Konsulen ausbricht nutzt 1302 der französische König (Philippe der Schöne) die Gunst der Stunde und bringt die Stadt unter seine Verwaltung.

Die Bürger macht er sich erfolgreich gewogen, indem er ihnen das selten Recht zuerkennt, Münzen prägen zu dürfen. Der Besucher verdankt diesem Umstand das "Hotel de Monnaie" (eigentlich die Münze, aber heute weiß man, daß dort wohl nur Geld gewechselt wurde und sich die eingentliche Prägeanstalt in einem benachbarten Gebäude befand), das den typischen Baustil der Gegend und der Zeit aufweist: Erbaut aus hellem Sandstein mit schönen gotischen Arkaden im Erdgeschoß und weiteren Bogenfenstern darüber.

Unter dem flachen Dach der "soleiho", eine ort "offener Dachboden" auf dem man Wäsche trocknen, Holz lagern, Blumen ziehen,... konnte. Das Dach ruht also bei dieser Bauweise nicht auf der Mauer sondern auf Säulen oder Pfählen aus Holz oder Stein.

An dem sehenswerten Gebäude kommt man schon deswegen kaum vorbei, weil sich das "Office de Tourisme" (Fremdenverkehrsbüro) darin befindet. (Auch ein Heimatmuseum, das ich aber nie besucht habe) Damit Eltern sich von den freundlichen Angestellten in Ruhe beraten lassen können gibt es auch eine Spielecke für Kinder, kein übler Service, wie ich finde... Der große Parkplatz davor ist allerdings nicht kostenlos...

Schöne Häuser in der typischen Bauweise aus dem 13. bis 15. Jahrhundert findet man überall im "Vieux Figeac" (so ist ein Rundgang durch die Altstadt ausgeschildert).

Größtenteils blieb der mittelalterliche Eindruck erhalten mit engen Gassen und Gäßchen, Durchgängen und Höfen (etwa der kleine "Cour des Miracles" in dem mehrere Antiquitätenhändler einen Teil ihrer Ware ausstellen) und den alten Häusern, teils Sandstein, teils Fachwerk.

An einigen Stellen hat man im 18. und 19. Jahrhundert die "verrufensten" Häuser abgerissen und dadurch kleine Plätze im Gassengewirr geschaffen. In dieser Zeit erlebte Figeac übrigens einen zweiten Aufschwund, als sich am Fluß Gerbereien und Mühlen ansiedelten.

Neben dem ziellosen Bummeln durch die Altstadt sollte man den Place Carnot nicht verpassen. Hier steht eine große Markthalle (bzw. ein Dach auf Pfählen) in der Samstags Markt gehalten wird und die die restliche Woche von den Bars und Cafes als Terrasse genutzt wird. Der schönste Ort für einen Vin de Noix, einen Eisbecher oder ein Mittagessen. (Man muß nur darauf achten, welche Tische zu welchem Lokal gehören, denn die Bar hat nunmal keine Eisbecher...). (Auch sind die Preise nicht die billigsten der Gegend, aber doch noch "Provinzpreise", nicht "Parispreise"... also nur um die FF 13 für ein Bier statt FF 24). Und wird man von einem Regenschauer überrascht bleibt man überdies trocken.

Interessant ist auch der "Place des Ecritures": Umgeben von mittelalterlichem Gemäuer aus ockerfarbenem Stein ist der Boden mit einer großen Platte (7m x 14m) aus schwarzem Granit bedeckt, in die verschiedene Schriftzeichen eingemeißelt sind. Dieses Werk des amerikanischen Künstlers Joseph Kossuth von 1991 bildet einen faszinierenden Kontrast zu den Bogenfenstern der Häuser, die den Platz an zwei Seiten begrenzen und erinnern an einen berühmten Sohn der Stadt, Jean-Francois Champollion, der am 23. Dezember 1790 in Figeac geboren wurde.

Diesem wohl überaus sprachbegabten Menschen gelang es nämlich, ein Rätsel zu lösen, das die Menschen damals beschäftigte. Er entzifferte die Hieroglyphen! Er entdeckte, daß der "Stein von Rosette" den man inder Nähe der gleichnamigen Stadt in Ägypten gefunden hatte den gleichen Sachverhalt in drei verschiedenen Sprachen schilderte.

Griechisch war bekannt und so gelang es Champollion, trotz erschwerter Bedingungen (er konnte nur mit Kopien des Steines arbeiten, denn das Original war und ist in britischer Hand und zu dieser Zeit waren die Beziehungen zwischen Frankreich und England, nun ja... gespannt, um es vorsichtig zu formulieren....) das Rätsel der ägyptischen Bilderschrift zu lösen.

Die große schwarze Steinplatte stellt also den berühmten Stein von Rosette dar und man kann sie besonders gut von oben betrachten, von einem kleinen "hängenden Garten" oberhalb des Platzes.

Und natürlich hat man Champollion ein Museum gewidmet, das ebenfalls an den Place des Ecritures angrenzt. Hier findet man sowohl eine Nachbildung des berühmten Steins in Originalgröße (oder "Originalkleine"), Andenken aller Art an Champollion und seinen Bruder (z.B. Schriftstücke) als auch Exponate, die das Leben und die Schreibkunst im alten Ägypten verdeutlichen. Vieles davon sind Nachbildungen, aber die Mumie ist echt... Wir haben uns allerdings den Eintritt gespart (FF 20), denn nach der ägyptischen Sammlung des Louvre sollte nicht mehr viel Neues kommen können (und die hab ich vor zwei Jahren erst besichtigt) und den Raum der an die Brüder Champollion erinnert sieht man durchs Fenster auch ganz gut und da riß es mich nicht gerade vom Hocker...

Ein typischer "Erinnerungsraum" mit einigen Bildern und vielen Papieren. Andererseits ist der Eintritt nicht allzu teuer und zumindest bei Regen sollte dieses Museum auf alle Fälle einen kleinen Besuch wert sein. Kostenlos sind hingegen die Ausstellungen moderner Kunst, die von Zeit zu Zeit in den den Platz umgebenden Gebäuden stattfinden. Dieses Jahr im Juli war die eine recht witzig, die andere eher langweilig.

Alles in allem ist die Altstadt von Figeac ein Ort, an dem man für einen Nachmittag bummeln kann. Wer ein bißchen mehr Zeit übrig hat kann auch noch die drei Kirchen besichtigen (von der einen aus hat man einen netten Blick in die Stadt hinein), die Museen, die Komturei der Templer und die Fassaden der Gebäude mit dem Reiseführer in der Hand abgrasen, wo dann noch auf bestimmte Details bestimmter Gebäude aufmerksam gemacht wird.

In den engen Gäßchen gibt es Lokale unterschiedlicher Preisklassen (von der Creperie bis zum Sternerestaurant), die im Sommer bei schönem Wetter auch fast alle Tische im Freien stehen haben und ein Blick in die Auslagen der Antiquitätenhändler lohnt sich, denn hier ist von Kunst bis Trödel beinahe alles zu bekommen und die Preise sind nur etwa halb so hoch wie auf den bekannten Pariser Flohmärkten!

Wer noch mehr wissen möchte: natürlich gibt es eine Webseite, unter www.ville-figeac.fr Informiert die Stadt Figeac über Sehenswürdigkeiten und das Veranstaltungsprogramm, die Seite des Office de Tourisme findet man unter www.quercy-tourisme.com/figeac/index.html.