Dijon
 
 
 
Paris
Burgund
Tal der Loire
Alpen
Wandern
Bücher Fotos
Hotel
Ferienhaus
Mietwagen
Flüge
Pauschalreisen
Reisepartner
 
 
 

 

Camping in Dijon

 

 

 

 

Saint-Benigne

ZUM KLOSTER SAINT-BENIGNE
gehörten nacheinander mehrere Kirchen. Kloster und Kirchen wurden über dem Grab des HEILIGEN BENIGNUS erbaut, den die Tradition als den Verkünder des Evangeliums in Burgund betrachtet.

Schon im VI. Jahrhundert begann man diesen Heiligen in einem weiten, zum galloromanischen Dijon gehörenden Friedhof zu verehren. In der Krypta der Kirche ist ein stark beschädigter Steinsarg erhalten, den eine ehrwürdige Ueberlieferung als den Sarkophag dieses Märtyrers bezeichnet.

Über diesem Grab liess Bischof Gregor von Langres im VI. Jahrhundert eine Basilika errichten, in deren Nähe eine religiöse Gemeinschaft gegründet wurde.

DIE HAUPTSTADT DES HERZOGTUMS BURGUND

Unter den grossen französischen Kunststädten nimmt Dijon eine hervorragende Stelle ein. Als Hauptstadt einer Provinz, die einen französischen Mikrokosmus darstellt, ist Dijon gewissermassen eine Landeshauptstadt im kleinen, und vom Mittelalter bis zum Ende des Ancien Regime hörte es nicht auf, die Entwicklung der französischen Kunst entscheidend zu beeinflussen, während es eine stark ausgeprägte Eigenart behielt.

Burgund und seine « Grossherzöge des Abendlandes » wagten es, mit Frankreich und dessen Königen zu rivalisieren, und gefährdeten dadurch die Einheit des Königreiches.

Die Stadt Dijon hat einen Abglanz jener Macht bewahrt, an die vor, unter und nach der Herrschaft ihrer berühmten Fürsten der Name Dijon erinnerte.

Die Bauten von Dijon übersteigen niemals das menschliche Mass ; trotz ihrer reichen Ausschmückung erinnern ihre bescheidenen Ausmasse an die kraftvolle und malerische Architektur burgundischer Dorfkirchen.

Sie haben nichts gemein mit den herrschaftlichen Prachtbauten der glanzvollen Städte des mittelalterlichen Flanderns oder der italienischen Renaissance.

Frankreich ist das Land des Masses. In Dijon, einer in dieser Hinsicht typisch französischen Stadt, kann man sich davon überzeugen. Hier findet man keine schwindelhohen Kirchenschiffe, keine übermütig prunkenden Paläste ; hier will man keine Rekorde brechen.

Die ehemalige Hauptstadt Burgunds, in der hundert und ein kleine Meisterwerke entstanden sind, bewahrt noch immer die freundlich trauliche Anlage ihrer Strassen, ihre hohen, bunten, ländlich gemütlichen Dächer, ihre gediegenen, geschmackvollen und unauffälligen Kirchen, ihre hinter hohen Mauern bescheiden verborgenen Patrizierhäuser.

DIE ROMANISCHE KIRCHE
An der Ostseite der jetzigen Kirche liegen die Reste eines ehrwürdigen romanischen Rundbaues von seltener Schönheit, der 1001 erbaut, 1792 von den Revolutionären zum Zeitvertreib ausgeplündert und halb zerstört und im vergangenen Jahrhundert wiederhergestellt wurde.

Die Rotunde ist eine Schöpfung des Abtes Guillaume de Volpiano und stellt nur den unterirdischen Teil eines dreistöckigen Gebäudes dar, das nach dem Vorbild des Domes Karls des Grossen in Aachen gebaut wurde.

Abt Guillaume unternahm es, das in Verfall geratene Kloster und seine Kirche wiederherzustellen, oder richtiger, neu aufzubauen.

Er liess Handwerker, die berühmten lombardischen Maurer, aus Italien kommen, liess Baumaterial und Säulen aus fernen Gegenden herbeischaffen.

Ein Mönch, Raoul Glaber, ein Schüler des Abtes, hat das Bauwerk ausführlich beschrieben, er spricht mit Begeisterung von der herrlichen Wiedergeburt der Basiliken — und besonders jener von Dijon — nach den Schrecken um das Jahr tausend.

Im Jahr 1272 stürzte die mehrmals renovierte romanische Kirche zusammen. An ihre Stelle trat die jetzige Kirche. Nur die vorromanische Rotunde blieb erhalten ; sie behielt noch eine Zeitlang ihre drei Stockwerke ; heute besteht nur noch ein einziges.

DIE KIRCHE ST-PHILIBERT
« Ein Novize », so lesen wir im Wörterbuch, « ist derjenige, der eine Arbeit noch nicht geschickt verrichtet ». Novizen gibt es im Kloster wie anderswo.

Man hat vermutet, die Sankt-Philibert-Kirche, jene prächtige Tochter der grossen Klosterkirche, habe ursprünglich den angehenden Mönchen dieses Klosters gedient.

Diese Kirche ist ein romanisches Bauwerk aus dem XII. Jahrhundert; 1513 erhielt sie, entsprechend der Bau-Tradition von Autun, ihren steinernen Turm. Leider sind im achtzehnten Jahrhundert die Kapellen auf der linken Seite hinzugekommen.

Im Laufe der Jahrhunderte sind Kirchen oft an derselben Stelle übereinander gebaut worden. Das bestätigten unlängst durchgeführte Ausgrabungen, die in der Mitte des Querschiffes die Reste der Apsis einer Basilika aus frühchristlicher Zeit ans Licht brachten.

EIN ECHT BURGUNDISCHES KLOSTER
Wie könnte man das Leben in Dijon, sogar das religiöse Leben, schildern, ohne den Wein zu erwähnen ?

Der Wein, wie ihn selbst der strenge Poincare in einer lyrischen Anwandlung pries, « jenes Elixier gallischen Humors, jener heilkräftige Extrakt, in dem sich Frankreichs Milde spiegelt », der Wein ist ja das hygienisch, eugenisch, energisch, euphorisch wirkende Stärkungsmittel, dem ein Humorist — Gott möge es ihm verzeihen ! — sogar eine theologische Wirkung zuzuschreiben wagte.

Wo wurde er denn besser und richtiger gewürdigt als in der Bibel ?

Kaum war Noa aus der Arche gestiegen, so pflanzte er Reben. Natürlich trank er von seinem Wein. Und... doch breiten wir schnell einen Schleier — die Bibel sagt sogar : einen Mantel — über diesen urväterlichen Rausch ! So etwas kann ja einem unerfahrenen Neuling passieren.

Noas Nachfolger versäumten es niemals, ihre Söhne um ihr Sterbebett zu ver sammeln, um sie mit einem Glückwunsch zu segnen, der in ihren Augen alles umfasste : « Gott gebe euch immer Wein in Fülle ! ».

Soll ein glückliches Land bezeichnet werden, so gebraucht die Bibel ein anderes Wort als : « Es ist ein Land guten Weines ». Und im Buch der Sprüche steht geschrieben : « Guter Wein erfreut des Menschen Herz. Der Wein macht das Leben froh ».

Wenn man sich die Weinkeller der burgundischen Klöster ansieht, lässt sich annehmen, dass man in diesen Klöstern ein glückliches Leben führte.

Wie dankbar sind wir noch immer den Mönchen von Citeaux, die die Reben in Burgund pflanzten und das Clos de Vougeot bebauten. Die Mönche von Saint-B6nigne und Labussiere bauten ihre Weinkeller — und was für Keller ! — ganz in die Nähe der Klosterpforten, während berühmte, doch weitab gelegene Klöster, wie Clairvaux, in der Stahlt selbst Weinkeller anlegten.

DIE GOTISCHE KIRCHE
Grundriss und Ausmass der jetzigen gotischen Kirche erlauben keinen Vergleich mit den grossartigen romanischen Klosterkirchen oder den riesigen gotischen Kathedralen, die an Burgunds Grenzen Wache stehen.

In ihr, wie in den Palästen und den anderen Kirchen der Altstadt prägt sich derselbe Sinn für Gleichgewicht, Mass und schmucklose Eleganz aus.

Ihre Fassade weist stämmige, hervortretende Strebepfeiler auf ; ihre Türme haben bunte kegelförmige, an Hauben erinnernde Dächer. Dahinter erheben sich die drei Schiffe im Stil der burgundischen Gotik, die für Mönche errichtet wurden und gar nicht auf Wirkung berechnet sind. Keine übergrossen Rosetten, keine riesigen Fenster, die die Wände verschlingen.

Dieses stilreine und geschmackvolle, nüchterne und phantasielose Bauwerk bleibt seines romanischen Ursprungs — das Portal der Fassade gehört noch zur früheren romanischen Kirche — und seiner klösterlichen Vergangenheit eingedenk.

Der Bau der Kirche wurde 1281 in Angriff genommen und nach 40 Jahren vollendet. Sie blieb lange Zeit eine Klosterkirche und wurde 1792 zur Kathedrale.

ZAUBER DER KATHEDRALE
"In Stunden der Ermüdung, wenn die Last des Tages drückend wird und man nach Ruhe, Stille und Frieden dürstet, lohnt es sich wohl, im Schatten der verzauberten Kathedrale (von Dijon) lauschend und erwartend zu sitzen... » (J. Samson).

Es ist in der Tat nichts Alltägliches, in der Kathedrale von Dijon den Sängerknaben und der Orgel zuzuhören. Seit zwei Jahrhunderten setzt sich dort der Wechselgesang zwischen Orgel und Chor unermüdlich fort.

Als die letzten Mönche am Anfang der Revolution aufhörten, Gottes Lob zu singen, wurden sie von der Singschule abgelöst. Im Jahr 1895 trat als Kapellmeister ein Mann auf, der auf das musikalische Leben in Frankreich einen noch nie erlebten Einfluss ausübte : Prälat Rene Moissenet. « Wenn die Kirche Gesang verlangt, so kann sie nur schöne Gesänge meinen ». Das war seine Idee ; er verwirklichte sie in eifrigem Streben nach Vollkommenheit.

Joseph Samson, der 1930 zu seinem Nachfolger wurde, setzte 25 Jahre lang seine Tätigkeit fort. Unter seiner Leitung erwarb dieser Sängerchor einen internationalen Ruf, der sich bis auf den heutigen Tag glanzvoll behauptet hat.

Einer Laune irgendeines veränderungslustigen Sonderlings ist es zuzuschreiben, dass der Lettner, der den Chor von dem Langhaus trennte, im Jahr 1740 entfernt wurde. Die darauf befindliche Orgel wurde demontiert und zerstört.

Zwei deutsche Orgelbauer, die Gebrüder Riepp, errichteten auf der zu diesem Zweck eingefügten Empore die jetzige Orgel, die Albert Schweitzer als « eine der schönsten Frankreichs » bezeichnet hat.

Ihr erster Organist war Claude Rameau, ein Bruder des berühmten, aus Dijon stammenden Tonkünstlers. Als die Kirche zum « Tempel der Vernunft » geworden war, rettete der Organist Parin das Instrument vor der Zestörung, indem er oft bei revolutionären « Liturgien » die Marseillaise darauf spielte.

Diese Empore ist jetzt noch eine bevorzugte Stätte der französischen Orgelkunst. In Saint-Benigne kennt man keine Kunst des « l'art pour l'art ». Klänge und architektonische Formen dienen all dem einen Zweck, die Seele mit Schönheit, mit Anmut und schliesslich mit GOTT zu erfüllen.

Dank der Grosszügigkeit der Fürsten und der Frömmigkeit der Gläubigen zählt die « Stadt mit den hundert Kirchtürmen » in den alten Teilen von Dijon noch siebzehn andere Kirchen und Kapellen im romanischen, gotischen oder Renaissance-Stil.

Viele davon sind säkularisiert.