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Wein und Dijon

 

 

 

 

Cote de Nuits

Der erste Teil der Reise führt von Dijon durch die Cote de Nuits, eine Gegend, die sich bis kurz vor Nuits­Saint-Georges erstreckt und in der hauptsächlich Rotweine produziert werden.

Noch im Stadtbezirk von Dijon, aber ein passender Startpunkt für eine Wein-Reise, liegt in Chenove der große Weinkeller aus dem 13. Jahrhundert, die Cuverie des ducs de Bourgogne.

Innen stehen die enormen Weinpressen aus dem 13. Jahrhundert, die bis 1924 benutzt wurden.

Die erste Gemeinde mit einer appellation communale ist Marsannay, zu der einige Weinberge in den Vororten von Dijon gehören.

Bis zum Zweiten Weltkrieg versorgte Marsannay Dijon mit Unmengen billigen Gamays und kelterte praktisch den einzigen Rose Burgunds.

Vor einigen Jahren fing man an, auch gehaltvollere Rot- und Weißweine zu produzieren, die 1987 zur Verleihung des Prädikats führten.

Dann kommt Fixin, eine der weniger bekannten appellations in Burgund mit eigenen premiers crus.

Hier entsteht ein erdiger Rotwein, der an seinen berühmteren südlichen Nachbarn Gevrey-Chambertin erinnert, allerdings mit weniger Rasse.

Im Dorf Fixin gibt es eine Kuriosität: den Parc Noisot und das angeschlossene Museum.

Claude Noisot, einer der Hauptleute Napoleons, ließ 1847 eine Statue des Erwachenden Napoleon auf dem Hang über seinem Chateau aufstellen und sich selbst gegenüber begraben.

Gevrey war das erste Dorf an der Cote d'Or, das (1847) den Namen eines berühmten Weingutes auf seinem Gebiet an seinen eigenen anfügte.

Das ist verständlich, da die neun grand crus der Chambertin-Lage, die tiefrote, wunderbar intensive Weine produzieren, schon damals gefeiert wurden.

Der bekannteste grand cru ist der Clos de Beze, vermutlich das älteste Weingut an der Cote d' Or, das einen eigenen Namen trägt.

Chambertin ist einer der berühmtesten Weine der Cote d'Or, zum Teil deshalb, weil Napoleon ihn zu seinem Tafelwein erhob, nachdem seine Ärzte ihn empfohlen hatten.

Auf zahlreichen Feldzügen nahm er ihn mit, nach Ägypten, Deutschland, Spanien und Moskau.

Für den modernen Weinliebhaber wirkt es vielleicht wie ein Sakrileg, aber er trank ihn mit Wasser vermischt. Auch Thomas Jefferson, E. T. A. Hoffmann und Alexandre Dumas waren große Chambertin- Trinker.

Wie wir aber noch sehen werden, war keiner der drei so kurzsichtig, seine Verehrung für Burgunder-Weine auf den Chambertin zu beschränken.

An der Straße nach Süden liegt als nächstes das hübsche Dorf Morey­Saint-Denis.

Obwohl der Name nicht sehr bekannt ist, gibt es doch nicht weniger als fünf grands crus auf dem Gebiet der Gemeinde, die je nach Höhenlage robuste oder delikate Rotweine produziert, von einer Eleganz, die mancher höher bewertet als jene des berühmteren nördlichen Nachbarn.

Gleich südlich von Morey-Saint-Denis liegt Chambolle-Musigny, ein weiteres unverdorbenes und ansehnliches Dorf.

Seine Weinberge ziehen sich majestätisch zu den Kalksteinfelsen hinauf. Dies ist insofern bedeutsam, als der hohe Kalkgehalt des Bodens den beiden bemerkenswert feinen grands crus der Gemeinde einen zusätzlichen gout de terroire verleiht.

Wenn man sich von Chambolle-Musigny den Hang hinab nach Clos de Vougeot bewegt, so ist das wie der Übergang von einem Kammermusikkonzert zum Lärm einer amerikanischen Wahlkampfveranstaltung.

Alle Merkmale sind zu erkennen: perfekte Organisation, Auswahl, Skrupellosigkeit und Komplexität.

Jedes Jahr werden Tausende von Touristen durch das Chateau du Clos de Vougeot gekarrt - das ist der Höhepunkt ihrer Tour durch die Cote d'Or.

Mit den richtigen Beziehungen kann man auch eine Einladung zu dem Bankett bekommen, das alljährlich am dritten Samstag des Novembers im Schloss abgehalten wird, und dort am Vorabend der berühmten Auktion in Beaune mit der Prominenz auf Tuchfühlung gehen.

Das Chateau ist das Hauptquartier der Confrerie des Chevaliers du Tastevin, einer Genossenschaft, die hauptsächlich aus Händlern und Winzern besteht, aber auch einige prominente Mitglieder hat, die gegen reichlich Gratis-Burgunder ihren Namen zu Werbezwecken hergeben.

Als sie im Jahre 1934 gegründet wurde, hatte die Confrerie hohe Ziele und verglich sich nicht nur mit den Zisterziensern, die das Weingut gegründet hatten, sondern auch mit den Vereinten Nationen: Sie unterstützte friedvolle Beziehungen und verkündete die frohe Botschaft.

Heute fungiert die Genossenschaft als Werbeagentur und Wachhund für den burgundischen Wein.

Und was ist mit dem grand cru Clos de Vougeot, vermutlich dem bekanntesten Rotwein der Cote d'Or?

Die 50 Hektar des Weinguts sind unter 70 Besitzern aufgeteilt, von denen manche nur handtuchgroße Parzellen besitzen.

Das führt natürlich zu immensen Qualitätsunterschieden. In seiner besten Form ist der Clos de Vougeot ein körperreicher Wein mit einem bemerkenswerten Nachgeschmack.

Die geringen Traubenmengen, die auf den kleinen Parzellen geerntet werden, können nur schlecht getrennt zu Wein gekeltert werden, deshalb werden sie zum Teil mit Früchten anderer Güter gemischt.

Angeblich wird dann eine der Quote des Besitzers entsprechende Menge Wein dieser Mischung unter dem Namen Clos de Vougeot verkauft.

Die Geschichte von Clos de Vougeot ist interessanter als sein Wein.

Das Weingut wurde im 12. Jahrhundert von den Zisterziensermönchen des nahe gelegenen Klosters Clteaux gegründet.

Im Jahre 1371 schickte einer der Mönche 30 Faß Wein an Papst Gregor XI. in Avignon.

Dieser belohnte den Spender, indem er ihn vier Jahre später zum Kardinal ernannte.

Es überrascht kaum, daß Petrarca 1366 behauptete, die Päpste würden den Wein aus Clos de Vougeotso sehr lieben, dass sie nur ungern nach Rom zurückkehren würden, wo sie diesen "olympischen Nektar" entbehren müssten.

Das Chateau wurde 1551 von Dom Jean Loysier gebaut, dem 48. Abt von Citeaux.

Die große Weinpresse der Mönche kann noch besichtigt werden.

Schloss und Weingut blieben bis 1790 in den Händen der Zisterzienser, bis sie von einem jungen Offizier namens Napoleon für den Staat beschlagnahmt wurden.

Um von ihrem östlich der Cote d'Or liegenden Kloster, der Abbaye de Citeaux, das Weingut Clos de Vougeot zu erreichen, mussten die Zisterzienser 13 Kilometer durch eine damals sumpfige Ebene reisen.

Also bauten sie in der Nähe des Gutes, in Gilly-les-Citeaux, eine Festung, in der sie ihre Weine lagerten.

Als das Gebäude während des Dreißigjährigen Krieges zerstört wurde, ersetzten sie es durch ein wohlproportioniertes Chateau, in dem sie aufwendige Feste veranstalteten.

Heute ist das Chateau de Gilly ein Luxushotel.

Das Kloster Citeaux wurde 1098 gegründet. Es ist ein karger und öder Ort von riesigen Ausmaßen, dem nach den Verwüstungen der Revolution die Harmonie der Proportionen fehlt.

Von der Kirche aus dem 12. Jahrhundert ist nichts erhalten, und die meisten noch vorhandenen Nebengebäude sind nicht zugänglich.

Es gibt aber ein kleines Geschäft, in dem man Bücher, Postkarten und den exzellenten (und seltenen) Citeaux-Käse kaufen kann.

Auch wenn man nicht weiß, dass die Mönche Käse herstellen, wird einem das nach Betreten des Geschäftes wegen des kräftigen Aromas sehr schnell klar.

Nicht nur Touristen, sondern auch interessierte Fliegen huschen durch die Tür, aber der Mönch hinter dem Verkaufstresen ist ein Meister der Fliegenklatsche.

Die karge, bedürfnislose Gemeinschaft der Zisterzienser ist Welten entfernt vom reichen Vosne-Romanee, in dessen Kirche die prachtvollen Holzschnitzereien aus der Kirche von Abbaye de Citeaux untergebracht sind.

Dieses kleine Dorf zwischen Clos de Vougeot und Nuits-Saint-Georges hat eine sehr diskrete Aura von Wohlstand.

Auf dem kleinen Gemeindegebiet gedeihen nicht weniger als acht grand crus, von denen mehrere zu den allerbesten Rotweinen Burgunds gehören: der erdige, würzige und atemberaubend raffinierte Romanee-Conti mit seinem unglaublich dauerhaften Nachgeschmack, der tief schmeckende La Tache und der samtige Richebourg.

Einige dieser Weine sind nicht nur beängstigend teuer, sondern auch fast nicht zu erhalten: Der Romanee-Conti, der teurer ist als jeder andere Burgunder mit Ausnahme des Montrachet, stammt von einem Weingut, das nur wenig größer ist als zwei Fußballfelder, und kann mit seiner kümmerlichen Produktion von jährlich 6.000 Flaschen niemals die Nachfrage decken.

Die Qualitäten des Romanee-Conti sind den gierigen Augen (oder sollte man besser sagen, den geifernden Geschmackspapillen?) von Königen und Päpsten nicht entgangen.

Angeblich hat auch dieser Wein, wie Clos de Vougeot, im 14. Jahrhundert fast den Umzug der Päpste von Avignon nach Rom verhindert: Papst Urban V. soll bei dem Gedanken, von seiner Weinquelle abgeschnitten zu werden, untröstlich gewesen sein.

Wenn Vosne-Romanee die Prinzessin unter den burgundischen Dörfern ist, dann ist Nuits-Saint-Georges das hässlche Entlein.

Es hat seinen Namen der Cote de Nuits geliehen; obwohl es selbst keine grands crus aufweist, so ist es doch ganz natürlich das Handelszentrum für die Weine dieses Gebietes.

Insofern kann man sich eigentlich nicht über die ausufernde Industrie, unansehnlichen Lagerhäuser und traurigen Schienenstränge beschweren.

Aber dennoch ist es schade, dass ein so bekannter und wohlhabender Ort meint, sich in solch vulgärem Schmuck zeigen zu müssen, während einige seiner öffentlichen Gebäude langsam verfallen.

Die Eglise Saint Symphorien aus dem 13. Jahrhundert lohnt aber einen Besuch ebenso wie das kleine archäologische Museum mit den in der Nähe gefundenen gallisch-römischen und merowingischen Objekten.

Ein großer Freund des Ortes war E. T. A. Hoffmann.

Er liebte es, den Keller seines Freundes Kunz zu besuchen, wo man sich an den Nuits- Weinen gütlich tat (damals hieß der Ort noch nicht Nuits­ Saint-Georges).

Sie achteten darauf, dies zur Nachtzeit zu tun (wegen des Namens nuit), saßen manchmal rittlings auf einem Weinfaß und "tranken ganz außergewöhnliche Mengen".