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Partnerstadt von Digne

 

 

 

 

 

"Uns verbindet die Liebe zur Freiheit" / Oktober 2001

Gemeinderatsdelegation besuchte das südfranzösische Heilbad und bekräftigte die Jumelage.

Zwei Jahre, bevor Charles de Gaulle und Konrad Adenauer in Paris den deutsch-französischen Freundschaftsvertrag unterzeichneten, hatten sich zwei kleine Landstädte angeschickt, die einstigen Barrieren zwischen den verfeindeten Nachbarstaaten zu überwinden und eine wegweisende Entscheidung getroffen: Bad Mergentheim und die südfranzösische Stadt Digne-les-Bains, fast 1000 Kilometer voneinander getrennt, schlossen 1961 eine Partnerschaft (jumelage).

"Mit der Unterzeichnung der Partnerschaftsurkunde ist etwas Großartiges geleistet worden," unterstrich Bad Mergentheims Oberbürgermeister Uwe Hülsmann anlässlich der 40-Jahr-Feier, die eingebettet war in den fünftägigen Besuch einer knapp 30-köpfigen Bad Mergentheimer Gemeinderatsdelegation in der Stadt im Herzen der Haute Provence. Das umfangreiche Programm, das die gastfreundlichen Dignoisen ihren deutschen Freunden boten, umfasste neben verschiedenen touristischen Punkten auch den Besuch einer Gemeinderatssitzung, die Eröffnung einer Ausstellung über die Geschichte der Partnerschaft und ein internationales Boule-Turnier. Zuletzt hatte sich eine offizielle Mergentheimer Abordnung vor vier Jahren nach Digne begeben.

Dignes Bürgermeister Serge Gloaguen betonte, es sei eine "sehr große Freude, hier vereint zu sein". Es sei beachtlich, welch langen Weg man schon miteinander zurückgelegt habe. Die Städte hätten mit ihren Partnerschaften dazu beigetragen, das heutige Europa mit aufzubauen. Die Europäische Union habe dank der Bestrebungen der Regierungen und der Bevölkerungen stetig Fortschritte gemacht, so Serge Gloaguen weiter. Der beste Beweis dafür sei die bevorstehende Einführung des Euro.

Deutschland und Frankreich lebten nun schon 56 Jahre friedlich miteinander, stellte Oberbürgermeister Uwe Hülsmann fest. Inzwischen gebe es zwischen den beiden Nationen über 1600 Verbindungen. Und zugleich seien diese Partnerschaften zwischen den deutschen und französischen Kommunen Vorbild für neue Verbindungen mit Städten in den Ländern Mittel- und Osteuropas.

"Heute verbindet uns Freundschaft, verbinden uns gleiche Werte, uns verbindet die Liebe zur Freiheit," so Hülsmann weiter. Dennoch sei er der Überzeugung, dass man die Partnerschaft noch enger leben und gestalten müsse. Man brauche darüberhinaus dringend ein vereinigtes Europa, mit einer gemeinsamen Wirtschafts-, Steuer-, Einwanderungs-, Sozial- und Sicherheitspolitik.

Ein gemeinsames Europa werde aber nur entstehen, wenn es gelinge, hierfür nicht nur die Köpfe, sondern die Herzen der Menschen und insbesondere der Kinder zu erreichen. Hülsmann: "Wir müssen lernen, ein gemeinsames Europa zu leben und zu lieben." Man brauche die Akzeptanz der Bürger aller europäischen Staaten. Dies könne nach seiner Überzeugung nur durch den Austausch von Menschen geschaffen werden.

Zum Besuchsprogramm der Bad Mergentheimer Delegation, die in einem Hotel am Rand des Heilbades untergebracht war, gehörte die Besichtigung eines ehemaligen Klosters im Städtchen Forcalquier. Außerdem wurde man in Quinson durch das erst in diesem Jahr eröffnete Museum zur Vorgeschichte geführt, dem größten seiner Art in Europa.

Schließlich konnte man auch einen Blick in das neue, privat gebaute Hallenbad in Digne werfen, das just an diesem Wochenende eröffnet wurde. Besucht wurde ferner das malerische Städtchen Moustiers.

Auf der langen Heimfahrt - die Strecke wurde, im Gegensatz zur Hinfahrt ohne Zwischenübernachtung zurückgelegt - hatten die Teilnehmer Gelegenheit, Resümee über die abwechslungsreiche und informative Fahrt zu ziehen. Oberbürgermeister Uwe Hülsmann vertrat die Ansicht, die Partnerschaft mit Digne sei so eng wie noch nie. Winfried Weber, der als dritter Bad Mergentheimer nach Hans-Dieter Henn und Alfons Effinger die Ehrenmedaille der Stadt Digne überreicht bekam, unterstrich die Bedeutung solch offizieller Kontakte: "In diesen Momenten wird der Blick auf das Ganze gerichtet."

Nach dem politischen Wechsel Mitte der 90-er Jahre in Digne sei nun auch die dortige neue Mannschaft da angekommen, wo schon deren Vorgänger gestanden hätten: Sie vermittle das schöne Gefühl, dass auch sie die Partnerschaft mit Bad Mergentheim wirklich wolle.

Der Besuch in Digne habe seiner Überzeugung nach Früchte getragen, neue Anregungen gebracht, auch im Hinblick auf den Fortgang der Partnerschaft. "Die Atmosphäre war sehr locker, das zeugt davon, dass man sich kennt und vertraut," lobte Winfried Weber die französischen Gastgeber. Diese wiederum hatten mehrfach ihre Freude über das Fortbestehen der Partnerschaft geäußert und diese auch durch die hervorragende Betreuung ihrer Gäste bewiesen. Was sie allerdings mit Verwunderung zur Kenntnis nahmen: Dass der ehemalige Bad Mergentheimer Ratsschreiber, der heute 81-jährige Alfons Effinger, nicht mit nach Digne gekommen war. Schließlich war er schon dabei, als 1961 in Bad Mergentheim die Vertragsunterzeichnung erfolgt war, und er war in der Folge stets ein Förderer der Jumelage. Womöglich hätte er ja die Strapaze der langen Busreise auf sich genommen. Allerdings: "Ich wurde gar nicht gefragt," wie Effinger mitteilte.

Arno Boas