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Berichte über Cognac

 

 

 

 

Der Himmel über Cognac

Nirgends ist die Luft betörender als in der Kapitale des Weinbrands, wo pro Jahr Millionen Liter Cognac verdunsten - als "Anteil der Engel"

Von Franziska Pfeiffer

Tief unten im "Paradies" der Cognac-Keller vollzieht Monsieur Raguenaud höchst geheim Vermählungen aller Art. Er schnuppert und schmeckt, mischt und testet, schwenkt und haucht, bis er den besten "Hochzeits-Termin", zu dem ein neuer Cognac geboren wird, gefunden hat. Patrick Raguenaud ist "Maître de Chais", Kellermeister bei Martell, Chef-Vorkoster, Hohepriester des Tropfenmischens. Sein Vater war es, sein Sohn wird es auch sein. Die Supernase ist ein Erbstück. Cognac, das weltberühmte Städtchen im Südwesten Frankreichs, rund 100 Kilometer nördlich von Bordeaux, lebt von Leuten wie ihm. Hinzu kommen die guten Böden, die Meeresnähe und das Klima, die die Region zu einem weltweit einmaligen Weinanbaugebiet machen - nur hier wird der echte Cognac gemacht.

In sechs verschiedenen Anbaugebieten - jedes hat sein eigenes Aroma - ernten die Winzer 400 Millionen Liter Most pro Jahr. Den destillieren sie nach einer Jahrhunderte alten Tradition auf offenem Feuer. Dann lagern die Destillate ihrer Vervollkommnung entgegen, eben bis zu jenem Tag, an dem sie in einem Mischbottich vermählt werden.

"Cagouillard", langsam, nennt man die Leute aus Cognac. So langsam wie die Schnecken, die sie essen, und so langsam wie der Fluss Charente, an dem sie leben. Er zieht sich in weichen Kurven durch das Hügelland. Ihre Schätze liegen verborgen hinter hohen Mauern. In kalten, dunklen und geheimnisvollen Kellern. Dort reifen sie Jahrzehnte, manchmal Jahrhunderte lang. Das "braune Gold" hat Cognac reich gemacht, aber nicht gerade schön. Denn überall, wo die kleinen Eichenholz-Fässer lagern, verdunstet der edle Tropfen und hinterlässt schwarze Spuren auf den Wänden.

"Torulla Cognacensis" ist dafür verantwortlich, ein schlauer Pilz, der von Cognac-Dämpfen lebt - sozusagen der Gourmet der Pflanzenwelt. Je mehr Fässer in den Kellern lagern, desto schwärzer sind die Mauern. Hier entgeht dem Finanzamt kein heimliches Lager. Jahr für Jahr verflüchtigt sich jeweils der Inhalt von 20 Millionen Flaschen in den Himmel über Cognac, der die Stadt in einen süßen Duft hüllt. Die Einheimischen sprechen vom "Anteil der Engel".

Und sie glauben fest daran, dass dieser Duft dafür sorgt, dass über Cognac besonders viele himmlische Heerscharen unterwegs sind. Nur wenige irdische Gäste kommen in die Stadt, um Urlaub zu machen. Die meisten sind auf der Durchreise von Paris nach La Rochelle oder Bordeaux, um den "Likör der Götter" zu probieren - so, wie man Espresso am besten in Italien trinkt und Sherry in Andalusien.

Die großen Häuser wie Hennessy oder Martell lassen sich professionell in die Karten respektive Keller gucken, führen die Gäste durch die scheinbar endlosen Lager voller Fässer und wirrer Spinnennetze. Dass die Netze nicht akribisch symmetrisch gesponnen sind, soll daran liegen, dass die Spinnen von der alkoholhaltigen Luft so benommen sind, als wären sie betrunken. Ihre Aufgabe als Fresser einer für die Fässer gefährlichen Larvenart erfüllen sie aber auch im Rausch.

Die Holzfässer werden selbst heute noch in Handarbeit gefertigt - ausschließlich aus 70 bis 90 Jahre alten Eichen. Darin verbringt ein Cognac 50 oder 60 Jahre, bis er in Korbflaschen ins "Paradies" kommt, die Schatzkammer. Und von dort ist der Weg nicht weit in eine der vielen gutsortierten Bars der Stadt: Einige haben bis zu 70 Cognac-Varianten im Angebot.