Calvi
 
 
 
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Berichte über Calvi

 

 

 

 

Calvi besichtigt man nicht; Calvi muß man betrachten. Die Lage ist von vollkommener Schönheit. Vollkommen durch die Proportionen des Golfes, die Ausgeglichenheit der Höhenzüge, die richtige Dosierung zwischen der unberührten Natur und den menschlichen Bauten, die Harmonie der Farben und die Reinheit der Linien, aus denen sich die Landschaft zusammensetzt. Vollkommen und ungewöhnlich, das heißt, fremdartig . . .

Gehört dieser Saum der Vegetation, deren Wurzeln und deren Schatten bis zum Sand des Strandes reichen, eigentlich zu unserem Klima?

Ist nicht dieses riesige runde Becken, das abwechselnd milchig oder indigoblau schimmert, am Abend von violetten Tönen überlagert, wenn es die vom Sonnenuntergang glühenden Berge spiegelt, eine Lagune aus einer anderen Welthälfte?

Und paßt überhaupt diese kriegerische Stadt, die wie aus Trotz dorthin gestellt ist, in diese Landschaft mit ihrer beglückenden Heiterkeit, es sei denn, daß man diese blinden Mauern, diese Schießscharten, diese Türme und diese vorspringenden Bollwerke einfach nur zum Vergnügen geschaffen hat, um auf dem sich verändernden blauen Hintergrund des Himmels und des Meeres die reinen harten Linien einer militärischen Geometrie einzuzeichnen? Calvi muß man betrachten . . .

Vom Kiefernwald zur Zitadelle, von der Höhe der Festungsmauern bis zum Berg, vom Aussichtspunkt der Madonna della Serra, der den ganzen Golf südöstlich der Stadt beherrscht (Straße nach Porto auf 4 km, dann befahrbarer Weg, der im Geröll bis zu 240 m Höhe ansteigt), und lange von den Terrassen der kleinen Cafes und der Restaurants in der unteren Stadt gegenüber den neuen Anlegestellen, die schon nicht mehr ausreichen, um die großen und kleinen Jachten zu empfangen, die längere Zeit an diesem ungewöhnlichen Ankerplatz liegenbleiben.

Calvi besichtigt man nicht...

Aber wie sollte man es unterlassen, einen Rundgang durch die Festung zu machen, die mit grobem Kies gepflasterten Treppen hinaufzusteigen, ihre Ausfallpforten zu durchschreiten und eine der Burgwarten im Bild festzuhalten ?

Dann muß man sich allerdings auch bemühen, den Schutt, der sich in den Ecken anhäuft, die zerbrochenen Flaschen, die auf den Wegen verstreut liegen, und das Abblättern der Häuser zu übersehen, wie man sich auch im Kiefernwald an das Pergamentpapier und die Häßlichkeit der Hütten, pompös Bungalows genannt, und an den größten Teil der neu geschaffenen Anlagen gewöhnen muß !

Die Fahrlässigkeit der Stadt findet eine Parallele nur noch in ihrer Habgier. Konzessionen wurden für den Gemeindegrund (den Kiefernwald und einen großen Teil des Hinterlandes) kreuz und quer vergeben, ohne ausreichend strenge Auflagen.

In den letzten Jahren wurden das Straßennetz und die Hygiene verbessert, aber die Gesamtheit der Bauten ist - mit wenigen Ausnahmen - erbärmlich und zumindest einer solchen Umgebung unwürdig.

Im Monat August drängen sich überall die Menschen, und Lautsprecher verbreiten in der ganzen Bucht das gerade modische Geheul. Trotz allem wäre es unverzeihlich, wenn ein Tourist Korsika verließe, ohne sich in Calvi (und sei es nur auf der Durchreise) aufgehalten zu haben, sogar im August . . . wobei er sich das Versprechen gibt, im April, im September, im Juni dorthin zurückzukehren.

Wer sich dort aufhalten, aber dem Massenbetrieb und dem Lärm entgehen will, kann einige Appartements, ein paar Campingplätze und ebenso viele kleine Pensionen am Fuß der von Macchia bedeckten Hügel, etwa 2 km von der Küste entfernt, finden.

In wenigen Jahren wird er auch das »Touristenzentrum« zur Verfügung haben, das, wie man verkündet, die lange, felsige Halbinsel Revellata einnehmen soll: Die Straßen sind bereits vorgezeichnet, aber es gibt nur wenige Bäume, und der Golf der Revellata besitzt, so hübsch er auch sein mag, nicht die Majestät der »Lagune« von Calvi.

Die Universität Lüttich hat am äußersten Ende der Landzunge eine ozeanogra-phische Station eingerichtet. Die Küste westlich der Landzunge der Revellata ist steil und vom Meer sehr ausgehöhlt.

Mehrere Grotten locken Unterwasserjäger und Neugierige an. Die größte Höhle ist die Grotte des Veaux marins, die man mit einem Boot besucht (von Calvi aus, Motorboote am Hafen), und wo einige Seehundfamilien zweifellos das warme Wasser des Mittelmeers genießen (ebenso wie ihre Stammesbrüder auf der Galite-Insel vor Tunesien) und ihren Wohnsitz aufgeschlagen haben.

Der Boden weist prächtige Färbungen auf.

Zu Füßen der Stufen, die zur Kirche führen, erhebt sich eine Art Hauptturm, der zum alten Palast der genuesischen Statthalter gehört, in dem heute die Fremdenlegion liegt.

Die Mauern dieser Gebäude, der Kirche und der benachbarten Häuser zeigen noch die Spuren einiger der viertausend englischen Kugeln, die Nelsons Geschwader 1794 abschoß; im Verlauf dieser Belagerung verlor der berühmte Admiral ein Auge.

Calvi rühmt sich (vielleicht widerrechtlich, mit größerer Wahrscheinlichkeit jedoch zu Recht), Christoph Columbus sei dort geboren, und im Mai 1793 den jungen Bonaparte beherbergt zu haben, der drei Monate bei seinem Patenonkel in einem Haus der Zitadelle (heute Gendarmerie, in der Nähe der Kirche) wohnte, bevor er sich zu seinem Abenteuer einschiffte ...