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Bericht über Cahors

 

 

 

 

Manhatten des Mittelalters
Ein Erfahrungsbericht von mnowak über Cahors (25.07.2001)

Malerisch auf einer vom Lot umschlungenen Halbinsel gelegen präsentiert sich Cahors dem Betrachter. Die Altstadt hat das mittelalterliche Flair zum großen Teil bewahrt und die Pont Valentre, eine erfolgreiche Mischung aus Festung und Brücke, ist einen Besuch wert.

Schon zu gallo-römischer Zeit war der Ort besiedelt, was er vermutlich einer bis heute als Trinkwasserspender genutzten Quelle zu verdanken hatte. Aus "Divona Cadurcorum" wurde "Cadurca", im okzitaischen "Caurs" und schließlich, französisiert, "Cahors".

Die etwa 20.000 Einwohner der Stadt nenne sich übrigens bis heute "Cadurciens".

Seine Glanzzeit erlebte Cahors im 13. Jahrhundert: Es ist eine der größten Städte Frankreichs (des heutigen Frankreichs, um genau zu sein.... aber den Exkurs erspare ich euch jetzt doch... ;-) und ein bedeutender Handelsplatz. Dies ist vor allem lombardischen Händlern zu verdanken, die sich in Südfrankreich ansiedeln. Nachdem nicht nur der Handel (nicht zuletzt mit dem berühmten Cahors-Wein!) sondern auch der Geldverleih prosperieren eröffnen auch die Templer (eine starke Wirtschaftsmacht des Mittelalters) eine Niederlassung und Cahors wird ein bedeutender europäischer Finanzplatz.

Die ganze Stadt profitiert von diesem Reichtum, daher rührt auch das hübsche Stadtbild, das man heute noch vorfindet.

Im hundertjährigen Krieg fällt das ganze Quercy an die Engländer, nur Cahors kann sich wegen seiner starken Befestigungsanlagen erfolgreich verteidigen, wird dann aber im Zuge von Friedensverhandlungen an die Engländer ausgeliefert.

Diese plündern die Stadt natürlich aus, wovon sich die Stadt bis zu den Religionskriegen im 16. Jahrhundert nicht recht erholen konnte. Heute ist Cahors Sitz der Präfektur und einiger anderer Behörden und die meisten Einwohner arbeiten (laut Michelin-Reiseführer) in der Verwaltung.

Als Tourist profitiert man natürlich davon, daß Cahors nach dem Mittelalter zu einem unbedeutenden Provinzstädtchen herabsank, denn so behielt die Altstadt, also das Viertel um die Kathedrale St. Etienne, sein mittelalterliches Flair mit engen Gassen und Gäßchen, die zwischen Häusern aus gelblichem Stein und Ziegeln hindurchführen.

Die Altstadt befindet sich auf dem östlichen Teil der Halbinsel. Heute unfaßt das "moderne Cahors" die ganze Halbinsel und auch einige der umliegenden Hügel. Dieser Teil ist weniger sehenswert, aber einige Fabrikhallen und die typischen großen Einkaufszentren zeugen davon, daß die Stadt heute durchaus wieder lebendig ist.

In den letzten Jahrzehnten wurde auch viel saniert und wo in der Altstadt neu gebaut wurde, behielt man Materialien und Farben meist bei, so daß der Eindruck eines geschlossenen Stadtbildes entsteht. Man kann einfach durch die Gassen streifen, trifft hier und einmal auf einen gepflasterten Platz und wenn man die Augen offenhält und vielleicht auch mal in einen Hof hineinblickt entdeckt man auch ohne Reiseführer gotische Bogenfenster oder Renaissanceverzierungen an den Häusern, genauso wie Fachwerkhäuser mit dem typischen "soleiho" unter dem Dach, der dem Trocknen von Wäsche oder auch von Lebensmitteln diente.

Die Kathedrale St.Etienne ist ein eher trutziger Bau, mit den für den Südwesten typischen Kuppeln und einem romanischen Tympanon am Nordportal, der einen Christus in der Mandorla im languedoc-Stil darstellt. In der Kirche gilt noch die Kapelle St-Gausbert mit ihren Wandmalereien aus dem 15. und 16. Jahrhundert als sehenswert. Ich selber habe halt schon ziemlich viele "letztes Gericht" Darstellung gesehen und... naja, ist halt noch eine. Nicht die schlechteste, zugegeben. Auch der Kreuzgang ist mir nicht mehr besonders intensiv in Erinnerung. Hinter der Kirche, auch vom Kreuzgang aus zu sehen befindet sich ein Innenhof mit einer sehr interessanten Renaissance-Fassade, die leider schon recht stark beschädigt ist.

Besonders gut hat mir der Platz vor der Kirche am Markttag gefallen (ich glaube, es war Mittwoch und Samstag, aber ohne Gewähr!), wenn alles mit Ständen vollgestellt ist (die Markthalle befindet sich am anderen Ende des Platzes) wo alle Spezialitäten der Region angeboten werden, von Wein über Melonen und Erdbeeren, Käse bis hin zu Würsten und Foie gras. Die Qualität auf französischen Märkten ist meist gut und die Preise unterscheiden nicht so sehr von denen in den Supermärkten. Und viele kleine Anbieter von regionalen Spezialitäten findet man auch nur auf dem Markt.

Zu den renovierten Gebieten der Altstadt ghört die "Illot Fouillac". Dieses ehemals übel beleumundete Viertel (die extrem schmalen Gäßchen und Durchgänge lassen es auch als idealen Ort für Heimlichkeiten erscheinen) wurde saniert und einige der verfallensten Gebäude abgerissen. Dort entstand ein kleiner Platz mit Fassadengemälden (teilweise natürlich schon wieder von Sprayern überdeckt) und einer "fontaine musical". Letzteres ist ein Brunnen, mit dem man musizieren kann!

Man blockiert mit dem Finger einen Wasserstrahl uns setzt dadurch schwächere Wasserstrahlen die wie eine Tastatur angeordnet sind in Gang. Diese wiederum produzieren Töne, wenn man den Wasserstrahl mit dem Finger unterbricht. Macht ziemlich viel Spaß, ich weiß aber nicht, wie die Anwohner des Hofes das sehen... Leider funktionierte bei unserem Besuch nur eine der beiden "Tastaturen". Nachts wird der Musikbrunnen übrigens abgeschaltet, die Anwohner wissen das sicher zu schätzen.

Auch der Boulevard Gambetta ist einen kleinen Bummel wert. Diese Nord-Süd-Achse ist ein "typischer" südlicher Boulevard, mit breiten Bürgersteigen zu beiden Seiten der (vielbefahrenen) Straße, mit Geschäften und Cafes mit Tischen auf der Terrasse oder unter den Alleebäumen. Hier kann man sie auch mit Souvenirs und Postkarten eindecken. Auf der anderen Seite des Boulevards schließt sich dann das moderne und weniger sehenswerte Cahors an. Dieses sollte man allerdings durchqueren, denn auf der anderen Seite der Halbinsel befindet sich die Pont Valentre.

Diese Brücke (nicht weit vom heutigen Bahnhof gelegen) stellte im Mittelalter eine eigenständige Festung dar, die auch unabhängig von der Stadt verteidigt werden konnte. Jeweils zum Ufer hin waren Wehrtürme gerichtet (bei Renovierungen im 19.Jahrhundert mit freundlichen Toren versehen), der mittlere Turm, auch "Teufelsturm" (tour de diable) genannt, diente als Aussichtspunkt. (Warum Teufelsturm? Naja, wie bei allen großen Werken des Mittelalters ging die Sage um, der Baumeister habe seinne Seele dem Teufel verschrieben, um dieses unglaubliche Werk zu vollenden...) Und in der Tat ist die Brücke mit ihren trutzigen Bögen und den drei Türmen auch heute noch beeindruckend. Nachts wird sie (zumindest im Sommer) angestrahlt, was den Effekt noch verstärkt und wer zufällig am 13. Juli in Cahors ist, der sollte sich das Feuerwerk zum Bastilletag an der Pont Valentre auf keinen Fall entgehen lassen! (Ein bißchen kitschig... aber schön!)

Der Reiseführer listet natürlich noch einige weitere Sehenswürdigkeiten auf (Resistance-Museum, Wehrtürme,...), auch einige Clubs und Discos soll es geben, die wenigstens am Wochenende die Nacht zum Tage machen. Ausprobiert hab ich das nicht. Daneben gibt es im Sommer ein Blues-Festival, das wir leider verpaßt haben, da wir Mitte Juli schon wieder zurückgefahren sind, wo dort die Saison erst beginnt.

Wer nicht zu Fuß durch die Altstadt gehen möchte (oder kann), kann sich gegen einen entsprechenden Obolus auch mit einem "Petit Train", also einem kleinen Zug, der aber nicht auf Schienen, sondern auf Gummireifen fährt, durch die Altstadt schaukeln lassen.

Parkplätze in der Altstadt selber sind rar, aber am Boulevard Gambetta gibt es einen kostenlosen Großparkplatz, wo man außer an Markttagen ein freies Plätzchen finden dürfte. Von dort sind es zu Fuß so etwa zehn Minuten bis zur Kathedrale.

Im Internet informiert die Stadt Cahors unter www.mairie-cahors.fr über ihre Aktivitäten und speziell an Touristen richtet sich www.quercy-tourisme.com/cahors/ (auf französisch, versteht sich... )