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Chartrons in Bordeaux

 

 

 

 

Aristokraten des Korkens

Religiöse Flüchtlinge gründeten das Viertel im 14. Jh., und nach ihnen wurde es benannt: Die Kartäuser, chartreux, wurden aus dem Perigord vertrieben und siedelten sich auf dem sumpfigen Land vor den Mauern des damaligen Bordeaux an.

Im 17. Jh. folgten ihnen Kaufleute protestantischen Glaubens aus Holland, England und Deutschland. Im Innern der katholischen Stadt duldete man sie nicht, so bauten sie ihre prachtvollen Wohnhäuser, Lager und Handelskontore im Chartrons Viertel. Bald hatten sie sich die führende Rolle im Weinhandel erarbeitet und kauften auch so manches Weingut auf - später mehrte der Handel mit Zucker, Kaffee und Ebenholz, sprich Sklaven, den Reichtum der Handelshäuser.

Nach ihrem Viertel wurden die eingewanderten Händler Chartrons genannt, und der Ausdruck pave des Chartrons (Chartrons-pflasterstein) wurde zum Synonym für Geldadel und Gediegenheit.

Diese Aristokraten des Korkens, wie man sie heute noch manchmal nennt, bildeten eine Klasse für sich, eine regelrechte Kaste, die das Wirtschaftsleben der Stadt beherrschte. Namen wie De Luze, Eschenauer, Calvet, Cruse, Schröder & Schyler, Lawton oder Johnston sind noch heute in Bordeaux legendär.

Lawton z. B. existiert seit 1742, und bei Johnston ist gerade die neunte Generation an der Arbeit.

Seit den Siebzigerjahren des letzten Jahrhunderts wurde die alte Chartrons-Herrlichkeit von Krisen gebeutelt: Immer mehr Winzer gingen dazu über, ihre Weine selbst abzufüllen und zu vertreiben. Die meisten Chartrons waren gezwungen, ihre alten Familienunternehmen in die sichere Obhut eines internationalen Distributeurs zu retten. Andere schlugen sich durchaus achtbar gegen die Konkurrenz.

Mit den wirtschaftlichen Problemen schwand der Glanz des Viertels. Die einst hochherrschaftlichen Fassaden begannen lepröse Verfallserscheinungen zu zeigen, bis sich die Stadtverwaltung zum groß angelegten Lifting entschloss: Alte Häuser erstrahlen heute wieder in frischen Farben, das Museum der modernen Kunst im alten Lagerhaus Entrepot Laine und das Weinmekka Cite mondiale des Vins et Spiritueux wurden im Quartier des Chartrons untergebracht.

Heute ist das Quartier des Chartrons wieder begehrt, seine Weinbars und Lager in Mode - nicht nur bei Reedern und Weinhändlern.