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Sehenswertes in Avignon

 

 

 

 

  Papstpalast ( Palais des Papes )

Der in rund 30 Jahren unter dem Pontifikat dreier Päpste (Benedikts XII., Klemens' VI. und Innozenz' VI.) entstandene Palast der Päpste ist mit seinen 15.000 qm nutzbarer Fläche eines der größten und mächtigsten Feudalschlösser seiner Zeit.

Der äußere Anblick gleicht dem einer gewaltigen, uneinnehmbaren Festung: hohe Mauern, die hier und da von kleinen, schmalen Fenstern durchbrochen werden; mächtige Spitzbögen, die den massigen Baukörper gliedern, und große Pechnasen.

Das Innere gleicht dem eines vornehmen Palastes, Wanddekorationen, Fresken, Wandteppiche, und man kann sich leicht ausmalen, in welch würdevollem Glanz sich einst der päpstliche Hof präsentierte, als seine Säle von Kardinalen und Kirchengelehrten, von Fürsten und Königen, geistlichen und weltlichen Würdenträgern, von Künstlern und Dichtern belebt wurden.

Auch wenn Petrarca die Korruption am Hofe zu Avignon beklagte, so bleibt seine Bedeutung als führendes geistiges und kulturelles Zentrum an der Schwelle zur ersten Renaissance doch unangefochten.

Die Errichtung des Palastes lag in den Händen der französischen Baumeister Pierre Poisson, der von Benedikt XII. berufen wurde, und Jean de Louvres, der für Klemens VI. tätig war.

Die Dekoration der Innenräume hingegen wurde vornehmlich von italienischen Künstlern ausgeführt: Simone Martini, der hier von 1339 bis 1344 arbeitete, Giovanni Luca aus Siena, Matteo Giovanetti aus Viterbo, der den Beinamen « Maler des Papstes » trug, waren die führendsten Vertreter.

Der ganze Baukomplex wird praktisch von zwei untereinander verbundenen Gebäuden, dem Alten und dem Neuen Palast, gebildet. Der Alte Palast entstand zwischen 1334 und 1342 unter ßenedikt XII., während der Neue Palast in der Zeit von 1342 bis 1352 unter Klemens VI. errichtet wurde.

Innozenz VI. führte die Arbeiten zu Ende. Nur schwer lassen sich anderswo Bauten finden, die in ihrer Gestalt auf so eindrucksvolle Weise den Charakter ihrer Auftraggeber widerspiegeln.

Der asketische Strenge atmende Alte Palast ist der genaue Spiegel des genügsamen, mönchischen Temperaments Benedikts XII. (auch wenn man behauptet, daß er in der Schatzkammer der Tour St. Jean gut 40 Truhen voller Goldgeschirr, Juwelen, Edelsteinen und 600.000 Goldflorine zusammengetragen habe).

Demgegenüber trägt der Neue Palast die eindeutige Handschrift von Klemens VI., einem großen Kunstmäzen und im Hofleben erfahrenen Mann.

Die Säle sind reicher dekoriert und lassen einen gewissen Luxus verspüren. Fast möchte man sagen, daß die baulichen Unterschiede Ausdruck der verschiedenen Geisteshaltungen der beiden Päpste waren: der eine, noch mehr dem Geist der Romanik verhaftet, der andere, beseelt von der blühenden Phantasie der Gotik.

Im Laufe der Jahrhunderte hat sich das Innere des Palastes zum Teil erheblich verändert.

Die Jahre der Revolution brachten schwere Schäden; das Mobiliar wurde zerstört oder ging verloren; ebenso die Statuen und anderen Skulpturen.

Mit der Bestimmung zur Kaserne im Jahre 1810 erfuhr der Palast eine weitere Vergewaltignng, zahlreiche Fresken wurden abgenommen und an Antiqitätenhändler von Avignon verkauft.

Über das künftige Schicksal des Papstpalastes wurde 1969 im Rat der Stadt entschieden. Danach sollen die beiden Haupttrakte restauriert und zu einem modernen Kongreßzentrum ausgebaut werden, wobei die ursprüngliche Struktur intakt bleiben und lediglich durch zeitgemäße technische Installationen und Einrichtungen der neuen Zweckbestimmung angepaßt werden soll.

In dem großen Palasthof finden jedes Jahr die Vorführungen des Avignoner Theaterfestivals statt, das 1947 von Jean Vilar gegründet wurde.

Er war auch der erste Direktor des Festivals und verwirklichte hier, noch vor seiner Aktivität im T.N.P. (Theatre National Populaire) seine bedeutendsten Regiekonzepte.

PORTE DES CHAMPEAUX
Die Hauptfassade des Papstpalastes wird von dem eleganten fünfeckigen Eckturm und den schlanken Wehrtürmen geprägt, die mit ihren Krabben besetzten Fialen links und rechts über dem Hauptportal emporragen.

Letztere wurden bei der Belagerung Avignons durch Ludwig XV. im Jahre 1770 zerstört und konnten erst 1933 auf Grundlage einer außergewöhnlichen ikonographischen Dokumentation wieder rekonstruiert werden.

Man betritt den Papstpalast durch die Porte Saints Pierre e Paul, die jedoch unter dem Namen Porte des Champeaux geläufiger ist.

Diese Bezeichnung erinnert an die Rue des Champeaux, die antike «carriera de Champellis» (aus dem lateinischen «campelli», d.h. kleiner Platz), eine jener charakteristischen engen Gassen, die vor 1404 entlang der Westseite des Palastes verlief.

Über dem Eingang erkennt man das Wappen Papst Klemens' VI., ein blaues Band mit roten Rosen auf silbernem Grund.


KONSISTORIENSAAL
Dieser 34 Meter lange und 10,50 Meter breite Saal, der eigentlich aus zwei großen, übereinanderliegenden Räumen besteht, war einer der wichtigsten Säle des einstigen Papstpalastes.

Hier tagte im 14. Jahrhundert mit großem Prunk und Glanz das vom Papst einberufene Konsistorium, einst oberster Rat und höchstes Tribunal der Christenwelt.

Durch eine kleine Tür an der Südwand betraten der Pontifex und die Kardiinäle den Saal: hier wurden Könige, Fürsten und ihre Gesandten empfangen; hier verkündete der Papst die Namen der neuen Kardinale; hier wurde Brigitte von Schweden heiliggesprochen; hier wurde Cola di Rienzo prozessiert und verurteilt (er blieb länger als ein Jahr in der Tour de Trouillas inhaftiert).

Nicht verurteilt werden konnte hier hingegen die Königin Johanna von Neapel, Gräfin der Provence, weil sie sich dem richterlichen Verhör durch Flucht entzog; sie war der Komplizenschaft bei der Ermordung ihres ersten Gatten, Andreas von Ungarn, angeklagt.

Hier wurde sie später aber von Klemens VI. empfangen, der ihr die Legalisierung ihrer zweiten Ehe mit ihrem Vetter, Ludwig von Tarrent, erlaubte.

Genau während dieses Aufenthaltes der Königin in Avignon kam es zu dem berühmten Verkauf der Stadt an den Papst, da die Königin gerade eine große Summe Geld benötigte.

Es ist überliefert, daß die jetzt mit schönen Gobelins geschmückten Wände des Saals ursprünglich Wandmalereien von Matteo Giovannetti enthielten, die Darstellungen von Gott und Heiligen und eine Krönung der Madonna mit vier Päpsten, vermutlich der ersten vier, die sich auf dem Heiligen Stuhl zu Avignon gefolgt waren, zeigten.

Leider ließ der große Brand von 1413, der den ganzen Trakt des Konsistoriums zerstörte, die Fresken des Malers aus Viterbo nicht verschont. Im Gegenteil, der Saal brannte so vollständig aus, daß er in der Folgezeit den bezeichnenden Namen «sale brulee» erhielt.

Noch heute haftet dem Stein der Ostwand jene typische rötliche Patina an, die an das tragische Ereignis von 1413 erinnert. An der hinteren Wand des Saals befinden sich zwei schöne Holzstatuen, die aber ziemlich gelitten haben, sowie zwei Türen und drei Schranktafeln aus der Tour de la Livree d'Albane.

Darüber, neun Bilder mit Papstporträts. Eine der Türen führt zu der Chapelle St. Jean.

GRAND TINEL
Über dem Konsistoriensaal liegt das antike «magnum tinellum» (Großer Speisesaal), mit seinen 48 Metern Länge und 10 Metern Breite einer der größten Säle des Palastes.

Er wird von sechs großen Kreuzfenstern mit Blick auf den Garten und von fünf weiteren kleinen Fenstern in der oberen Wandzone erhellt.

Seine Decke hatte ursprünglich eine Sternhimmeldekoration, die bei dem Brand von 1413 aber ebenso zerstört wurden wie die Fresken des Konsistoriensaals. Auch von den Wandmalereien, die Matteo Giovannetti hier 1345 geschaffen hatte, ist nichts mehr erhalten geblieben.

An dem großen Kamin an der Nordseite wurden die Speisen zubereitet und gewärmt, bevor sie zur päpstlichen Tischtafel an der Südseite des Saals gebracht wurden. Die Gasttafeln waren parallel zu den Längsseiten angeordnet.

An der Ostseite des Grand Tinel öffnet sich eine kleine Gebetsstätte, wo die Beratungen und geheimen Abstimmungen der Kardinale stattfanden. Von einem Balkon führt ein Gang zur Haute Cuisine, der oberen Küche.

HAUTE CUISINE
Es handelt sich um die von Klemens VI. erbaute große Küche mit quadratischem Grundriß und einem pyramidenartigen Gewölbe. Mit ihrem hohen, auffälligen Kamin in Form eines umgedrehten Trichters ist sie einer der eigentümlichsten und interessantesten Teile des Bauwerks.

Die gewaltigen Ausmaße des Schornsteins entsprachen dem soliden, uneinnehmbaren Charakter der Papstfestung. Einmal aber in der Geschichte des Palastes, und zwar während der Belagerung von 1398, diente eben dieser Kaminschacht einer Handvoll feindlicher Soldaten unter der Führung eines gewissen Geoffroy Boucicaut als Durchschlupf in das Innere des Gebäudes.

Das Geräusch einer zu Boden fallenden Leiter aber erregte die Aufmerksamkeit der Palastwache, die nach kurzem Gefecht die kleine Schar der Eindringlinge gefangennahm.

CHAPELLE ST. MARTIAL
Diese kleine Gebetsstätte von 6 mal 5,25 Meter befindet sich im ersten Geschoß der Tour St. Jean und verdankt ihren Namen einem Freskenzyklus von Matteo Giovannetti mit Episoden aus dem Leben des hl. Martial, Apostel und Schutzpatron von Limoges; einer Legende zufolge soll dieser Heilige sogar ein Zeitgenosse Christi gewesen sein.

Die Wahl dieses Motivs rührte zweifellos daher, daß Klemens VI., in dessen Auftrag Giovannetti die Malereien ausführte, gebürtiger Limogeser war.

Der 1344/45 entstandene Zyklus beginnt im Gewölbe, um dann auf dem oberen bzw. unteren Register weiterzuführen, jede Szene wird von einer lateinischen Inschrift erläutert.

Entlang der Wände, unterhalb der beiden Register verläuft ein Sockel aus Scheinmarmor, der mit einem Band gotischer Blendarkaden abschließt. Die Kapelle birgt einen schönen Flügelaltar, den viele Kunsthistoriker dem Meister aus Viterbo persönlich zuschreiben.

Der Freskenzyklus veranschaulicht die Geschichte des Heiligen, dem die Kapelle geweiht ist, mit Episoden aus seiner Kindheit, seiner Mission in Gallien, der Wunder, die er in Tülle und Limoges vollbrachte, bis zu seinem auf der Ostseite des unteren Registers beschriebenen Tod mit der von zwei Engeln getragenen Seele des Heiligen, der sich die Tore zum himmlischen Hofe öffnen.

In diesen Fresken kommt auch das große Talent dieses Malers in der Porträttechnik zum Ausdruck. Ebenso wie Simone Martini, von dem er sich die elegante spätgotische Linienführung aneignete, übte auch Giovannetti einen starken Einfluß auf die französische Kunst des 14. Jahrhunderts aus.

PRUNKZIMMER
In diesem auch 'Vorzimmer des Papstes' genannten Saal warteten die Audienznehmer, auf den Moment, zum Pontifex vorgelassen zu werden.

Die Wände sind heute mit fünf großen Wandteppichen geschmückt, deren Darstellungen die Fresken Raffaels in den vatikanischen Stanzen wiedergeben. Von den ursprünglichen Wandmalereien sind nur noch ganz schwache Spuren erhalten geblieben.

Das Gewölbe war einst mit Holz verkleidet, und der Fußboden bestand wie in den ändern Sälen aus mehrfarbigen Terrakottafließen, deren Musterung sich im Laufe der Zeit jedoch verloren hat.

DAS PÄPSTLICHE SCHLAFZIMMER
Das in der Tour de Pape, dem mächtigen, auch «grande tour» genannten Papstturm gelegene Schlafzimmer ist ein großer quadratischer Raum von 10 Metern Seitenlänge mit einem Eckkamin und zwei Fenstern.

Es ist gut möglich, daß Klemens VI. bei seinem Amtsantritt die für seinen Geschmack zu bescheidene Wanddekoration seines Vorgängers ersetzt hat.

Die Wände des Zimmers sind in der Tat mit lebendigen farbenprächtigen Malereien ausgestattet, die inmitten rankender Weinreben flatternde Vögel und zwischen den Ästen von Eichenbäumen hin und her springende Eichhörnchen zeigt.

Das ganze ist mit satten Temperafarben direkt auf den Stein der Wand gemalt. In jüngerer Zeit ist der Fußboden mit handbemalten Platten neu verlegt worden, wobei man sich an dem 1963 wiederentdeckten Originalbelag des «Studium», des Privatzimmers Bene-dikts XII., orientierte.

DAS HIRSCHZIMMER
Das im dritten Geschoß der Tour de la Garde-Robe gelegene Zimmer quadratischen Grundrisses trägt infolge seiner besonderen Wanddekoration einen sehr viel heitereren und lebendigeren Ton als die vorangegangenen Säle, die ausschließlich mit Malereien religiösen Inhalts geschmückt sind.

Dieser Raum hingegen zeigt ein weltliches Dekorationsmotiv, das damals in großer Mode war: die Jagd in ihren verschiedenen Gattungen, von der Falkenjagd bis zur Jagd mit den Hunden.

Seinen Namen erhielt das Zimmer von einer Darstellung an der Westseite, die einen jagenden Windhund zeigt, wie er einen Hirsch mit den Zähnen packt.

Ein Motiv der Falkenjagd mit zwei Personen, von denen eine in charakteristischer Haltung den Falken hält, ist an der Ost wand dargestellt.

Die Nordwand hingegen schmückt eine Szene der Angeljagd mit vier an einem Fischweiher gruppierten Personenfiguren.

Es handelt sich dabei sicher um das «piscarium», jenes große Wasserbassin, das tatsächlich am päpstlichen Hof zu Avignon existierte. In diesem Reservoir wurden die andernorts gefangenen Fische weiter am Leben gehalten, bis sie frisch zu den üppigen päpstlichen Mahlzeiten serviert wurden.

Der Autor dieser 1343 entstandenen Malereien ist unbekannt. Von ihrer Art her scheinen sie an die Tradition der flämischfranzösischen Wandteppiche anzuknüpfen, die jäufig ähnliche Motive darstellen, und man ist daher geneigt, sie dem Franzosen Robin de Romans zuzuschreiben, der in jener Zeit am päpstlichen Hofe tätig war, wenn auch nicht in führender Position.

So glaubt man, daß zwar die Wahl des Bildgegenstandes, seine Komposition und Eleganz von ihm stammen, d.h. 'französischer Herkunft' sind, daß aber die sichere Anwendung der Perspektive und die Plastizität einzelner Figuren zweifellos italienische Techniken verraten.

NORDSAKRISTEI
Der auch päpstliche Sakristei genannte Priesterraum, durch den man die Grande Chapelle erreicht, trägt ein gotisches Gewölbe und enthält zahlreiche Gipsmasken von Päpsten und Bischöfen.

Im östlichen Gewölbefeld endet die sogenannte «Brücke von Innozenz VI.», die dieser Papst im fahre 1360 zur Verbindung des Petit Tinel mit der Grande Chapelle anlegen ließ.

GRAND CHAPELLE
Die von einer imposanten einschiffigen Halle von 52 Metern Länge gebildete Kapelle hieß ursprünglich Chapelle Neuve. Zuweilen wird sie auch «la Clementine» genannt, da ihr Erbauer Papst Klemens VI. war.

Der in reinster südländischer Gotik erstrahlende Bau gliedert sich in sieben Joche mit Spitzbogengewölben, deren Rippen sich in den schlanken Bündelpfeilern vereinen.

Auf der Südseite öffnen sich vier große Fenster. Die leeren Wände wurden zu feierlichen Anlässen mit Wandteppichen und reichen Draperien behängt. An einer der Saalseiten ist der päpstliche Altar rekonstruiert worden, auf dem Klemens VI. 1352 die Allerheiligenmesse zelebrierte.

Original ist allerdings nur ein Fragment der monolithischen Altarplatte, die am Rand noch das Weihkreuz zeigt. In der Mitte, eine Aushöhlung, in der während der Messefeierlichkeiten die Reliquien abgelegt wurden.

SÜDSAKRISTEI
Durch einen Gewölbegang aus der Grande Chapelle gelangt man zur Südsakristei in der Tour Saint-Lau-rant, wo die kostbaren päpstlichen Paramente aufbewahrt wurden; hier wechselte der Pontifex im Verlauf des Gottesdienstes die Messegewänder.

In jüngster Zeit ist der Saal mit den Gipsgüssen einiger Papstgräber ausgestatet worden, darunter das von Klemens V., dem ersten Papst in Avignon, von Klemens VI., Innozenz VI. und von Urban V.


Vergebungsfenster
Von diesem Fenster aus (es handelt sich um eine Neufassung aus dem 19, Jahrhundert) erteilte der Papst den auf der Place du Palais versammelten Gläubigen den dreifachen Segen. An diesem Fenster wurde der Papst am Tag seiner Amtseinsetzung auch mit dem «triregnum » oder der Tiara gekrönt.

Portal der Grande Chapelle.
Das Portal der Grand Chapelle besaß einen außergewöhnlich reichen plastischen Bildschmuck, von dessen ursprünglicher Schönheit noch einige Spuren sprechen: auf dem Architrav erkennt man Reste eines Jüngsten Gerichts.

GROSSER AUDIENZSAAL
Im Erdgeschoß des Neuen Palastes öffnet sich der Große Audienzsaal, der von Jean de Louvres im Jahre 1345 erbaut wurde. Der 52 Meter lange, 15,80 Meter breite und 11 Meter hohe Raum wird von einer aus fünf Bündelpfeilern bestehenden Pfeilerreihe, welche die Hauptlast des gotischen Rippengewölbes tragen, in zwei Schiffe unterteilt.

Die Seitenschübe des Gewölbes werden über kunstvoll ausgebildete Kapitelle mit Tiermotiven auf die Wände übertragen. Die Dekoration des Gewölbes besteht aus einem blauen Sternhimmel, auf dem die Figuren der zwanzig Propheten und Gestalten des Alten Testaments dargestellt sind.

Autor des Werkes ist Matteo Giovannetti, der die Malereien in den Jahren 1352/53 für 600 Goldflorine ausführte. Jede der Figuren trägt eine Pergamentrolle (typisch für den hebräischen Kult) mit Sprüchen aus den Büchern des Alten Testaments.

Während man die gute Erhaltung und erstaunliche Frische dieser Fresken bewundert, hat man leider die vollkommene Zerstörung der grandiosen Malereien an der Nordwand im Jahre 1822 zu bedauern.

Der einzige Hinweis ist eine drei Jahre zuvor veröffentlichte Beschreibung, derzufolge es sich bei dem Bildmotiv um ein Jüngstes Gericht handelte, das in fünf übereinander gestaffelte Zonen unterteilt war und eine lange Prozession von Päpsten, Bischöfen und frommen Gläubigen darstellte.

Zwischen den beiden Fenstern an der Ostwand sind schwache Spuren einer Kreuzigung erkennbar, deren Autor aber leicht zu erraten ist: in den resignierenden, Schmerz und sanfte Menschlichkeit audrückenden Gesichtszügen der Hl. Jungfrau wird der unverkennbare Stil Giovannettis deutlich.

Ein Teil der auch « Saal der großen Prozesse» genannten Großen Audienz ist durch Schranken vom übrigen Bereich abgeteilt. Hier versammelten sich die dreizehn Kirchenrichter, die das Tribunal der Sacra Romana Rota oder einfach der Rota (Runde) bildeten.

Die Herkunft dieser Bezeichnung ist ungewiß: vielleicht rührt sie von den runden Sitzen her, auf denen die vom Pontifex berufenen und von einem Dekan, dem «Primus inter Pares», präsidierten Richter Platz zu nehmen pflegten.

Andere hingegen sind der Meinung, daß die Bezeichnung von dem Brauch komme, die Rechtssachen turnusmäßig zu behandeln, oder daß sie auf einen drehbaren Untersatz anspiele, auf dem die Rechtskodizes abgelegt waren.

Die Gründung dieses Tribunals muß weit zurückreichende Wurzeln haben: die ersten bekannten Statuten stammen von 1331, aus der Zeit des Pontifikats von Johannes XXII.

Rings um die Transennen gruppierten sich die Rechtsberater und Beamten des päpstlichen Hofes. Der übrige Bereich war für die Öffentlichkeit zugänglich, der einige Sitzbänke längs der Wände zur Verfügung standen.

KLEINER AUDIENZSALL
Die sich westlich an den Großen Audienzsaal anschließende Kleine Audienz wurde zu Beginn des 17. Jahrhunderts in ein Waffenarsenal umgewidmet; daher auch ihr Beiname «Saal der Wachen».

Zuvor diente sie als Verhandlungszimmer, in dem die während der Prozesse im Großen Audienzsaal aufgekommenen «Widersprüche» (oder Nebenklagen) behandelt wurden.

Den Vorsitz hatte der sogenannte «Auditeur des Contredits» inne, der auf der erhöhten Richterbühne an der Nordwand seinen Platz hatte.

Die Dekoration des Saals stammt aus der Zeit seiner neuen Zweckbestimmung zur Waffenkammer.

Die gotischen Gewölbe enthalten Grisaillemalereien mit militärischen Trophäen, Standarten und lateinischen Leitparolen (desiderio pacis, terrori hostium, publicae quieti).

Die Rippen sind mit Scheinmarmordekorationen bemalt. Entlang des Wandsockels verläuft ein schöner Fries mit Facettenmusterung. Das große Geschichtsbild an einer der Wände erinnert an die schwere Pest, die 1721 Tarascon befallen hatte: man erkennt den Erzbischof von Avignon, Monsignor Gonteri, der für die Rettung der Stadt betet.

SAAL DES KONKLAVE
Im Zuge der jüngsten Arbeiten zum Ausbau des Papstpalastes als Kongreßzentrum erhielt der Saal des Konklave die Funktion des Plenarsaals.

Er mißt gut 400 qm und bietet Platz für rund 500 Personen. Entsprechend seiner neuen Zweckbestimmung ist er mit modernsten audiovisionellen Einrichtungen ausgestattet, angefangen von automatischer Dia- und Filmprojektion bis zur Simultanübersetzung in vier verschiedenen Sprachen.

Das Projekt des Kongreßzentrums sieht für alle Bereiche neue Funktionen vor: so wird der Große Audienzsaal zum Beispiel für festliche Empfänge und Galaabende hergerichtet und wird bis zu 800 Personen aufnehmen können.