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Historie von Avignon

 

 

 

 

ZUR STADTGESCHICHTE
Das Gebiet von Avignon ist seit frühester Zeit besiedelt gewesen. Im Bereich eines Felshügels, der als natürlicher Schutzwall diente, gründeten vor mehr als 2000 Jahren die Kavaren, ein rauhes Krieger- und Fischervolk keltischen Ursprungs, die erste befestigte Ansiedlung, die den Namen Aouenion trug.

Aouenion ist eine Verbindung der beiden keltischen Begriffe «aouen», Wasserstrudel, und «ion», die Herren, und bedeutet in der Zusammenfassung etwa soviel wie «Herren des Wassers».

Auch die Fokesen, die 600 v. Chr. Massalia, das heutige Marseille, gründeten, waren sofort von der günstigen strategischen Lage Aouenions beeindruckt und legten hier einen befestigten Flußhafen an, den die Römer später weiter ausbauten.

Unter römischer Herrschaft nahm die Stadt den Namen Avenio an. Aus römischer Epoche ist jedoch nur wenig erhaltem geblieben: die Ruinen eines Theaters, der Bogen eines Säulengangs und von einem Triumphbogen stammende Quaderblöcke.

Der Grund für die wenigen Überreste aus der Antike erklärt sich mit der Tatsache, daß Avignon wegen seiner günstigen Lage als wichtige Militär- und Handelsbasis an der Rhoneauffahrt von allen Völkern immer sehr umstritten war und von einer Hand in die andere fiel.

Von den Sarazenen besetzt und von den Franken wiedererobert, wurde es nach weiteren Invasionen durch die Burgunder, Ostgoten und erneut die Franken von den Mauren unterworfen, die bereits unumstrittene Herrscher auf der ganzen iberischen Halbinsel waren.

Die maurische Besatzung dauerte von 734 bis zum Eingriff Karl Martells in Jahre 737, der die Stadt nach einer denkwürdigen Belagerung befreite: es floß soviel Blut, daß seit diesem Datum eine der Straßen noch den Namen Rue Rouge trägt.

Im Verlauf dieser Belagerung gingen die meisten Monumente aus römischer Zeit zerstört.

Die nun folgenden Jahrhunderte haben für die Stadtgeschichte keine nennenswerten Ereignisse gebracht. Avignon scheint zu Beginn des 14. Jahrhunderts das unbedeutende oder zumindest anonyme Schicksal einer Provinzstadt zu erleiden, als plötzlich, im Jahre 1309, ein unerwartetes Ereignis seine Geschichte und sein Stadtbild entscheidend verändern sollte: Avignon wird zum Sitz des Pontifikats gewählt, nachdem es für die Päpste in Rom infolge zerfleischender Fraktionskämpfe unmöglich geworden war, zu regieren.

Nach dem kurzen Pontifikat Benedikts XL (gest. 1304) wurde vor allem auf Druck des französischen Königs Philipp des Schönen, der aus dem Pontifikat ein persönliches Machtinstrument zu formen gedachte, der Bischof von Bordeaux, Bertrand de Got, als Papst Klemens V. gewählt.

Der neue Pontifex weigerte sich, zur Konsekrationsfeier nach Rom zu gehen, und ließ sich anstattdessen in Lyon weihen.

Als Residenze wählte er die Grafschaft Venaissin, ein Gebiet, das dem Grafen von Toulouse, Raimond VIL, nach dem Kreuzzug gegen die Albigeser entzogen und der Kirche übertragen worden war.

Auf der Suche nach einem würdigeren Sitz für den Heiligen Stuhl verlegte der Nachfolger von Klemens V. seine Residenz von Venaissin nach Avignon. Die Stadt gehörte in jener Zeit zur Provence und unterstand somit der Herrschaft der Anjoü: Klemens VI. erwarb die Stadt im fahre 1348 für 80.000 Golddukaten von der Königin Johanna I. von Sizilien und begründete hier engültig den päpstlichen Hof.

Auch wenn das Gebiet dieses Krirchenstaates unabhängig war von jeglicher Oberhoheit, so war der starke Einfluß des französischen Königtums in der päpstlichen Politik doch unverkennbar.

Somit nahm jener Zeitabschnitt seinen Anfang, der unter dem Namen «Babylonische Gefangenschaft der Kirche» (nach dem Titel der zweiten Reformationsschrift Martin Luthers von 1520) in die Geschichte eingegangen ist.

Sieben französische Päpste folgen nacheinander auf dem Heiligen Stuhl zu Avignon, und unter ihren Pontifikaten entstehen der mächtige Papstpalast und der Verteidigungswall rund um die Stadt.

Der päpstliche Hof entwickelt sich rasch zu einem der glanzvollsten Höfe des mittelalterlichen Europas. Doch nicht alles verläuft so reibungslos wie geplant in der provenzalischen Stadt, die sich unvermittelt zum Zentrum der Christenwelt aufgeschwungen hat.

Der allgemeine Geist der Versöhnung und Toleranz, der Abstand nehmen ließ von der Verfolgung Andersgläubiger, der sogenannten Häretiker und der Juden, wurde auf leichte und fatale Weise von dem gewöhnlichen Verbrechertum, von Abenteurern, Fälschern und Schmugglern mißbraucht, die in Avignon vor der Gerichtsgewalt der umliegenden Staaten Zuflucht suchten.

Die Stadt wurde somit bald zu einer Höhle der 'malavita'; hinzu kam die Plage der Schwarzen Pest, die dann und wann das Land heimsuchte und Tausende und Abertausende von Opfern forderte.

Der andere gefährliche Dorn im Auge der mittelalterlichen Städte waren die Raubritterscharen, die sich mit Vorliebe Avignon als Opfer aussuchten.

Bei den Raubrittern handelte es sich um ausgediente Söldner, die einst im Heer eines Fürsten oder Königs kämpften. Wenn nach Ende eines Kriegszuges die Söldnerscharen aufgelöst wurden, blieben viele der Soldaten zusammen und bildeten bewaffnete Banden, die brennend und mordend durch das Land zogen und von Raub und Plünderungen lebten.

Die Päpste in Avignon entledigten sich dieser lästigen Plage oftmals dadurch, daß sie den Bandenführern eine Prämie als Entschädigung für ihren Verzicht auf Plünderungen auszahlten und ihnen dazu noch den Segen erteilten.

Das vierte Übel schließlich, dem die Päpste in Avignon ausgesetzt waren, war der Einfluß der französischen Könige, der alsbald zu offener Einmischung in die päpstliche Politik ausartete.

Unter dem Eindruck dieser Mißstände wurden daher vermehrt Stimmen laut, die nach der Rückkehr des Papstes an seinen natürlichen Sitz in Rom riefen.

Francesco Petrarca, ständiger Gast am päpstlichen Hof, war einer der führenden Verfechter dieser Meinung, ebenso Caterina da Siena, die lange vergeblich versuchte, Papst Gregor XL mit Worten mildester Eindringlichkeit («... mein süßer Vater...») zum Verlassen der provenzalischen Stadt zu bewegen.

Auch Brigitte von Schweden machte sich zur Wortführerin dieser Idee, deren Erfüllung alsbald vom größten Teil der Katholiken gefordert wurde.

Papst Urban V. machte 1367 als erster einen zaghaften Versuch, das Pontifikat nach Rom zurückzuverlegen, doch beugte er sich schon bald dem Druck des französischen Königs und trat nach kurzem Aufenthalt in Rom wieder die Rückreise nach Avignon an.

Erst seinem Nachfolger, Gregor XL, gelang im Jahre 1377 die definitive Rückkehr nach Rom. Doch die Folgen dieses Schrittes waren nicht jene, die man sich in der katholischen Welt davon erhofft hatte: Gregor XL stirbt ein Jahr darauf, und aus dem Konklave geht der Bischof von Bari, Bartolomeo Prignano, als Papst Urban VII. hervor.

Die mit dieser Wahl unzufriedenen französischen Kardinale versammeln sich unverzüglich in Fondi, erklären die Wahl Urbans VII. für ungültig und wählen mit Robert von Genf einen neuen Pontifex, der den Namen Klemens VII. annimmt und erneut Avignon zur Residenz wählt.

Mit der Wahl dieses 'Gegenpapstes' beginnt die Periode des Großen Schismas, d.h. die Spaltung der katholischen Kirche.

Nach gegenseitiger Exkommunizierung beginnt zwischen den beiden kontrahierenden Päpsten ein langer und zermürbender Kampf, in dem der eine versucht, die Position des anderen mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln zu schwächen.

Im Zuge dieser Auseinandersetzungen betritt vorübergehend sogar ein dritter Papst, Alexander V., die Szene.

Nach langen, mühseligen Verhandlungen kann mit dem Konzil von Konstanz im fahre 1414 schließlich ein Verzicht der beiden Kontrahenten auf das Pontifikat und die Wahl eines neuen Papstes, Martins V., ausgehandelt werden.

Auf diese Weise öffnet sich ein lang ersehnter Ausweg, der die Auflösung des schmerzhaften Kirchenschismas ermöglicht.

Avignon bleibt bis zur Französischen Revolution unter Verwaltung eines päpstlichen Gesandten: im Verlauf dieser Jahrhunderte erlebt die Stadt eine ziemlich glückliche Zeit, während der neue Häuser, Paläste, Kirchen und Denkmale entstehen.

Lediglich zwei Ereignisse stören diese Entwicklung: die große Pest von 1721, die nur ein Viertel der ursprünglich 80.000 Einwohner überlebte, und der Verlust der territorialen Hoheit im fahre 1791 durch den Anschluß der Stadt und der Grafschaft Venaissin an Frankreich.