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Die Oberstadt von Angouleme

 

 

 

 

Serpentinen führen von der Unter- in die Oberstadt, vom Industrieviertel, wo einst die Papierfabriken rotierten, in die charmante Altstadt, wo Regierung und Adel residierten, "...jene alten Familien, die wie misstrauische Raben auf ihrem Felsen sitzen ... und so unerregt dahinleben wie ihre Stadt und ihre Felsen", während unten Handel und Geld das Leben beherrsche, beschrieb Honore de Balzac in seinem Roman zynisch die zwei Welten.

Die Festungsmauer, die im 4. Jh. begonnen und im 12./13. Jh. vollendet wurde, umschließt den 70 m hohen Hügel. Ein 3 km langer Spazierweg führt entlang der Mauer der ville haut mit weitem Blick über den Fluss Charente und auf die Vorstädte und Fabriken.

Auf der höchsten Stelle des FeIsvorsprungs thront die Cathedrale St Pierre , ein Kunstwerk der romanischen Kirchenarchitektur, das sein Gesicht jedoch durch Zerstörung und Umbau im Laufe der Jahrhunderte stark verändert hat. 59 m ragt ihr an italienische Gefilde erinnernder Campanile, der frei stehende Glockenturm, in die Höhe, 30 m hoch ist die reich verzierte Skulpturenfassade.

Bischof Girard II von Angouleme ließ den Vorgängerbau abreißen und zwischen 1110 und 1128 diese Kathedrale mit der größten Fassade der romanischen Zeit errichten.

Über 70 Skulpturen stellen Szenen von Himmelfahrt und Jüngstem Gericht dar. Sechs Engel bejubeln den Aufstieg Christi, der umgeben ist von den vier Evangelistensymbolen: dem geflügelten Löwen, dem geflügelten Rind, dem Adler und einem Engel. Freude zeichnet das Gesicht von acht tanzenden Heiligen, die die Wiederkehr und den Triumph Christi feiern. Elf der zwölf Apostel nehmen Abschied von ihrem Herrn. Judas fehlt bereits, und Matthias wurde noch nicht berufen. Im Seitenportal ist eine Folge von kämpfenden Rittern zu sehen.

Beeindruckend groß ist das Innere der Kathedrale. Der Baumeister folgte der perigordinischen Schule des 12. Jh. Der einschiffige Saalbau wird von vier Kuppeln überwölbt. Die Kapitelle mit Pflanzenmotiven im Chorbereich - typisch für die früh romanische Zeit, während der Figurenschmuck erst später aufkam - stammen zum Teil noch aus dem 9. Jh.

Das imposante Gotteshaus wurde während der Religionskriege von den Calvinisten 1562 stark beschädigt, im 17. Jh. restauriert und im 19. Jh. von Paul Abadie (1812-84), der auch die Pariser Sacre-Creur nach dem Vorbild der Angoulemer Kathedrale entwarf, neu gestaltet.

Wo früher das Schloss der Grafen von Angouleme stand, erbaute derselbe Abadie zwischen 1858 und 1869 als Mittelpunkt des Stadtzentrums das Hotel de Villa in einem Mischstil aus Gotik und Renaissance. Vom ehemaligen Herzogschloss erhalten und integriert in den Bau sind die Tour Polygone aus dem 13./14. Jh. und die Tour Valois aus dem 15. Jh., die angebliche Geburtsstätte der Marguerite d'Angouleme, der späteren Königin von Navarra. Hier findet eine permanente Ausstellung zur Stadtgeschichte statt. Im Garten erinnert eine Statue an diese berühmte Schriftstellerin, Politikerin und Kunstmäzenin.

Gegenüber dem Rathaus beginnt die Rue Marengo, eine Fußgängerzone mit kleinen Plätzen und schönen Brunnen. Über die Rue du General de Gaulle gelangt man zu den 1886 von dem Architekten Edouard Warin erbauten Markthallen.

In den umliegenden Altstadtgassen gibt es zahlreiche Restaurants, Bars und Weinstuben. Von der Place des Halles kann man entgegen dem Uhrzeigersinn der Promenade des Remparts entlang dem Stadtwall mit seinen Rundtürmen und Bastionen folgen. An der Place du Palet befand sich im Mittelalter das Eingangstor zur Stadt und wurden bis zum 14. Jh. Exekutionen durchgeführt. Hier zog Frangois I nach seiner Rückkehr aus der Gefangenschaft in Madrid, in die er nach seinem erfolglosen Kampf gegen den deutschen Kaiser und spanischen König Karl V. um das Herzogtum Mailand und gegen die spanisch-habsburgische Übermacht gelangt war, voller Triumph in seine Heimatstadt ein.

Zwischen den Markthallen, dem Justizpalast und der Kathedrale St Pierre sind zahlreiche Stadtpalais aus dem 17. und 18. Jh. erhalten. In der Rue de Geneve Nr. 34 existiert noch das Haus, in dem Johannes Calvin (1509-64) 1534 eine Weile gelebt hat und das heute das Musee de la Resistance et de la Deportation beherbergt. In der Rue de la Cloche Verte Nr. 15 ist das Hotel St-Simon aus dem Jahre 1530 mit einer schönen Renaissancefassade zu sehen, in dem der Fonds Regional d' Art Contemporain Poitou-Charentes (FRAC), das Museum für zeitgenössische Kunst, untergebracht ist. Die gotische Eglise St-Andre aus dem 15. Jh., sie wurde 1821/22 von Abadie senior wieder aufgebaut, steht nördlich des 1828 von demselben errichteten Palais de Justice .

Auf dem Weg zurück zur Kathedrale kommt man am ehemaligen Bischofspalais aus dem 12. Jh. (Umbau im 15./16. Jh.) vorbei, in dem sich heute das Musee des Beaux-Arts befindet. Das städtische Kunstmuseum zeigt Werke europäischer Maler (16.-19. Jh.) und Künstler der Region (14.-20. Jh.) sowie Funde aus vor- und frühgeschichtlicher Zeit.

Prunkstück des Museums ist der keltische Agris-Helm aus dem 4. Jh. v. Chr. Bekannt ist das Museum auch für seine afrikanische und ozeanische Kollektion.