Literatur in Aix en Provence

Die vom Comte de Provence im Jahre 1413 gegründete Universität wurde im Zuge der französischen Revolution aufgelöst, die verschiedenen Fakultäten jedoch wurden im 19. Jahrhundert wieder eröffnet.

In dieser Stadt, "wo der Geist weht", wie Barres sagt, sind zahlreiche Schriftsteller französischer und provenzalischer Sprache geboren.

Unter den bekannteren Autoren verdient der Moralist Luc de Clapiers, Marquis de Vauvenargues, der Verfasser der "Introduction a la connaissance de l'esprit humain" (1746), Erwähnung. Er wurde im Jahre 1715 im Hause Nr. 26 der Straße geboren, die heute seinen Namen trägt. Seine Kindheit verbrachte er auf Schloss Vauvenargues im Gebirge Sainte- Victoire, 5 km östlich von Aix. Hier schrieb er gegen 1745 seine "Maximes". Nur zu seltenen Gelegenheiten kam er auf Schloss Vauvenargues zurück, wo "er erstickte und nicht leben konnte". Der Philosoph starb in Paris im Jahre 1747. Heute gehört das Schloss der Familie des verstorbenen Malers Picasso.

Francois de Malherbe (Caen) lebte mit Ausnahme von zwei längeren Aufenthalten in der Normandie von 1576 bis zu seiner Ernennung zum Hofdichter Heinrichs IV. im Jahre 1605 in Aix.

Gegenüber der Kirche Sainte-Marie-Madeleine auf der Place des Precheurs befindet sich die Librairie Dragon ("Buchhandlung zum Drachen") in einem Hause, in dem Rose Du Perier, Tochter des Advokaten am Parlament der Stadt Du Perier, starb, die Malherbe in seinem Gedicht "Consolation a M. Du Perier unsterblich gemacht hat.

Dem Schriftsteller Donatien-Alphonse-Francois Marquis de Sade (Paris) wurde in Aix wegen des sog. Kantharidinskandals, d. h. perverser Sexualdelikte, die er am 27. Juni 1772 mit vier Prostituierten in Marseille begangen hatte, in Abwesenheit der Prozess gemacht. Er wurde zum Tode verurteilt und eine lebensgroße Puppe an seiner statt am 12. September 1772 auf der Place des Precheurs verbrannt. De Sade war der Verhaftung durch Flucht nach Italien entgangen.

Im Jahre 1808 wurde die Schriftstellerin Louise Colet in Aix geboren, die in der Literaturgeschichte als Freundin Mussets, Victor Cousins und Flauberts von sich reden macht. Sie starb 1876.

In Aix wohnte die Näherin Reine Garde, die sich als Verfasserin von Gedichten ("Poesies") einen Namen gemacht und der Lamartine (Macon) seinen Roman "Genevieve, histoire d'une servante" (1850) gewidmet hat.

Francois Zola, der Vater des Schriftstellers Emile Zola, hatte seinen Wohnsitz in Aix, wo er den später nach ihm benannten Kanal baute. Ein Boulevard der Stadt trägt den Namen des Ingenieurs, der hier 1847 starb. Während eines dienstlichen Aufenthaltes in Paris wurde Emile geboren, kam aber bald nach der Geburt nach Aix, wo er seine Kindheit verbrachte und vom siebenten bis zum zwölften Lebensjahr das Alumnat Notre Dame und dann das Gymnasium der Stadt besuchte. Seine Jugendjahre und die Wanderungen in der Umgebung mit seinem 1839 in der Stadt geborenen und 1906 hier verstorbenen Freund, dem impressionistischen Maler Paul Cezanne, haben sein Leben nachhaltig stark geprägt. Zola nahm ihn als Urbild für seinen Roman eines gescheiterten Künstlers "L'CEuvre" (1886).

Der im Jahre 1913 in Mondovi in Algerien geborene Schriftsteller Albert Camus kam in den letzten Jahren seines Lebens gern nach Aix.

Die Stadt gab Jean Giraudoux (Bellac) den Rahmen für sein Theaterstück "Pour Lucrece" (1953).

Von den provenzalischen Schriftstellern, die mit Aix verbunden sind, verdient besonders Frederic Mistral (Maillane) Erwähnung. Er oblag hier seinen Rechtsstudien und nahm 1853 an einem Kongress teil, der 1854 zur Gründung des Felibrige, der Gesellschaft neuprovenzalischer Dichter zur Förderung der provenzalischen Sprache, führte.
Eine Büste des Dichters steht im Parc Jourdan. Das Musee Paul Arbaud enthält Manuskripte, Archive und eine Bibliothek mit Werken über die Provence und das Felibrige.

In der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts vermachte Marquis de Mejanes (Arles) , ein bedeutender Bibliophile und Gelehrter, der Stadt Aix 80.000 Bücher, die er zeit seines Lebens gesammelt hatte, unter der Bedingung, dass die Stadt eine öffentliche Bibliothek einrichte: Heute ist "La Mejanes", die im ersten Stock des Rathauses untergebracht ist, eine der wertvollsten Bibliotheken der Provence.