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Abtei Saint Philibert in Tournus

 

 

 

 

 

BESICHTIGUNG DES INNEREN DER KIRCHE

Die Abteikirche besteht aus verschiedenen Teilen : dem Narthex, der Michaelskapelle (über dem Narthex gelegen), den Schiffen, dem Chor, der Krypta. In dieser Reihenfolge werden sie auch beschrieben.

Man betritt die Kirche durch einen Seiteneingang, der sich rechts der Fassade befindet. Man gelangt zunächst in einen Vorraum (17. Jahrhundert), der von dem großen Sprechsaal der Mönche verblieben ist.

Von dort aus führt eine Tür zum Kreuzgang und eine Treppe hinauf zur Hochkapelle. Durch die linke Tür treten wir jetzt in den Narthex.

DER NARTHEX
(Ende des 10. oder Anfang des 11. Jahrhunderts).

Dieser erste Teil ist rechteckig, sehr schwer, aber nicht überladen, gut proportioniert. Im Jahre 1722 wurde der Boden etwa um 60 cm angehoben (die ursprüngliche Höhe des Raumes betrug 8 m).

In diesem Raum haben wir ein karges Licht wegen der geringen Fensteröffnungen. Er setzt sich aus drei überwölbten Schiffen zu je drei Gewölbejochen zusammen:

— im Mittelschiff finden wir Gratgewölbe
— in den Seitenschiffen Quergewölbebögen, die ihr Auflager im Mittelschiff haben.

Beachten wir die vier mächtigen und gedrungenen Rundpfeiler (1,50 m im Durchmesser), auf denen die Überwölbung ruht. Das Mauerwerk besteht aus kleinen, gehauenen Steinen, in ocker-rosa Farbe, wie wir sie in der Gegend von Tournus finden. Auffallend sind die großen Mörtelfugen.

Die mächtige Struktur der Massen mit den ein wenig abgeflachten Gewölben läßt sich durch die Notwendigkeit erklären, das obere Geschoß (oder Michaelskapelle) zu tragen.

Man sieht auch im Narthex mehrere schöne alte, im Plattenbelag eingelassene Grabsteine. Bestimmte (solche aus dem 16. und 17. Jahrhundert) weisen eine runde Form auf. (Dienten sie zur Abdeckung einer Totengruft ?).

Einige Fresken sind noch sichtbar:
— eine romanische Malerei aus dem 12. Jahrhundert stellt den Christkönig mit zwei anbetenden Engeln dar (hinteres Mitteljoch)
— eine gotische Malerei aus dem 14. Jahrhundert stellt die Kreuzigungsszene dar, ebenso wie das schachbrettartige Wappen einer Familie, die der Kirche eine Schenkung machte;
— rechts sind noch verschiedene, stark beschädigte Mauerelemente zu sehen.

DIE MICHAELSKAPELLE
(Anfang des 11. Jahrhunderts)

Über eine Treppe in der kleinen Eingangshalle, im hintersten Teil des Narthex, hat man Zugang zur Kapelle. Bei der engen Wendeltreppe (40 Stufen) sollten Sie hinabsteigenden Besuchern den Vorrang lassen.

Die Hochkapelle liegt über dem Narthex (den großen Kirchen dieser Zeit nachempfunden) und folgt dessen baulicher Anordnung. Vom architektonischen Standpunkt aus ist sie bestimmt der kühnste Teil des Bauwerks. Sie ist dem Heiligen Michael geweiht und ruft uns die Bedeutung der Verehrung des Erzengels im Mittelalter, als den Hüter des Allerheiligsten, den Beschützer und Fürsprecher der Menschen, in Erinnerung.

Im Gegensatz zum Erdgeschoß ist die Kapelle von außerordentlicher Leichtigkeit: das Hauptschiff ist 12.50 m hoch, gleichfalls längsüberwölbt, durch 4 große Rundpfeiler getragen.

Von beiden Seiten stellen wir übereinstimmend fest:
— in den Jochen der jeweiligen Fassade erkennen wir die beiden Wachttürme (der Nordturm trägt einen kleinen Kirchturm, der im 12. Jahrhundert hinzugefügt wurde);
— in den beiden anderen Jochen nehmen wir Halbtonnengewölbe wahr, die als Strebepfeiler dienen;
— an den Gewölben bemerken wir den typischen fächerförmigen Mauerverband.

Zur Zeit der Mönche gab der Mittelbogen im hinteren Teil der Kapelle den Blick frei auf eine kleine geschlossene Apsis mit dem Sankt Michael geweihten Altar. Durch den Bogen gelangt man heute zur Orgel.

In den Ecken des Raumes befinden sich zwei Türen, durch welche man Treppen erreichte, die die Kapelle mit den Seitenschiffen der Kirche verbanden. Die Zwillingsfenster sind beiderseits heute noch vorhanden.

Der triumphale Bogen, « Arc de Gerlannus », sogenannt wegen der gemeißelten Inschrift in einem Stein des rechten Pfostens, ist mit Skulpturen verziert, die zur Frühromanik zählen.

Ebenso, über den kleinen Säulen:
— links: eine Menschenmaske mit verblüffendem Gesichtsausdruck
— rechts: eine Person, die in der einen Hand ein Werkzeug hält und mit der anderen segnet.

Achten Sie auf die zahlreichen Fenster des Mittelschiffes, die das Innere der Kirche mit hellem Licht erfüllen; ebenso auf die Vorsprünge an der Basis der Gewölbe, die zwar die Spannweite vermindern, und das Gebäude nach innen jedoch weiter verstärken.

Die Schießscharten-Durchbrüche rufen uns in Erinnerung, daß dieses Geschoß als Zufluchtsort diente, da es zur Verteidigung ausgebaut war. Zum gleichen Ergebnis kommt man bei Betrachtung des gesamten Bauwerkes (unter Einschluß des Erdgeschosses).

Das Ganze diente nicht nur kirchlichen, sondern auch, falls erforderlich, militärischen Zwecken.

DIE SCHIFFE DER GROßEN KIRCHE
(11. und 12.Jahrhundert)

Von der Kapelle wieder hinabgestiegen, durchschreiten wir den Narthex und gelangen in die Schiffe. Das Innere ist heiter, hell, schlank und kontrastiert so mit dem westlichen, eher dunklen und gedrungenen, massiven Mauerwerk.

Die Einheitlichkeit des Stils bleibt aber offenkundig : gleiche Bauart, gleiche Schmucklosigkeit. Auffallend ist die Größe und die beträchtliche Zahl der Fenster (die modernen Kirchenfenster verdanken wir Brigitte Simon von Reims).

Das Mittelschiff : Es ist mit einem System von Quertonnengewölben überspannt, das hierzulande selten zu sehen ist ; es entspricht dem genialen Prinzip, das wir vom Brückenbau her kennen. Nur in Mont-Saint-Vincent (im Departement Saone-et-Loire) ist noch Gleiches anzutreffen.

Die ältesten Bögen dieses Schiffes zeigen eine schöne Verzierung : Rote und weiße Wölbsteine wechseln einander ab.

Im rückwärtigen Teil sehen wir das herrliche Gehäuse der Großen Orgel, das sich an die Wand zur Michaelskapelle anschmiegt. Die Orgel wurde 1990 von Grund auf restauriert. Sie wurde 1629 von Jehan de HERVILLE (Orgelbauer) und Gaspard SYMON (Holzschnitzer) geschaffen und ist damit eine der ältesten in Burgund.

Die herabhängende Deckenverzierung, die sie hält, verdeckt eine kleine Orgelnische in Erkerform; sie trug ursprünglich die Apsis der Sankt Michaelskapelle.

Die Seitenschiffe : Sie sind hoch und breit, mit Kreuzgratgewölben ausgestattet.

Die Überwölbung der drei Schiffe steht im Gegensatz zu der des Narthex. Während der Gotik wurden Kapellen in die beiden Seitenschiffe aufgenommen: eine rechts. drei links. Sehen wir sie uns genauer an !

DIE KAPELLE « NOTRE-DAME-LA-BRUNE »
(rechtes Seitenschiff)

Ihre Öffnung zeigt noch eine gotische Skulptur und eine teilweise erhaltene Freske, die beide ursprünglich zur Verzierung des Grabmals eines Tournuser Abtes dienten (15. Jahrhundert).

Das genannte Grab wurde während der Religionskriege zerstört; es wich einem Altar aus Stein der Umgebung (17. Jahrhundert). Beachten Sie die Marmorstruktur dieses gehauenen polierten Steines, die typisch für diesen Kalkstein ist.

Die Wandmalerei zeigt den Verstorbenen wie er Christus und die Jungfrau auf Knien anfleht. Engel und die Schutzpatronen dieses Abtes werden gleichfalls auf der Freske dargestellt, deren Umrisse restauriert wurden.

Die Statue « Notre-Dame-la-Brune » ist romanisch (12. Jahrhundert). Sie stammt aus der Auvergne und stellt die Jungfrau Maria, auf einem Thron sitzend dar, die auf ihrem Schoß das Christuskind hält.

Es segnet mit der rechten und hält das « Buch des Lebens „ in der linken. Sie war ursprünglich schwarz (daher der Name); später wurde sie bemalt und dann, im letzten Jahrhundert, vergoldet. Sie ist ein Reliquiar und ist aus Zedernholz.

DIE GOTISCHEN KAPELLEN (linkes Seitenschiff)

Die erste (vom rückwärtigen Teil herkommend) ist am wenigsten hoch; sie wurde von der Familie von Berze (Anfang des 14. Jahrhunderts) gestiftet. Sie war mit Fresken verziert, deren Spuren man noch erkennen kann. Links vom Eingang findet sich eine Darstellung des Jüngsten Gerichts, in drei Stufen aufgeteilt.

Weitere Überreste sind noch an den Gewölben und an gewissen Mauern sichtbar. Ferner sind Gemälde aus dem 17. und 18. Jahrhundert zu sehen. Der Schlußstein zeigt den Kopf Christi, von Blumen umrankt.

Heute ist dies die Kapelle des Allerheiligsten; die Hostien werden in einer Nische aufbewahrt, welche mit einer kleinen schmiedeeisernen Tür versehen ist.

Die beiden Kapellen (15. Jahrhundert) sind von geringerem Interesse. Die dem Querschiff zugelegene besitzt eine weiträumige Altarverzierung in geschnitztem Holz barocken Stils (17. Jahrhundert). Die Fenster dieser drei Kapellen wurden 1956 von CHOUTET und MERIGOT geschaffen.

DIE APSIS (11. und Anfang des 12. Jahrhunderts)

Sie unterscheidet sich vom Rest der Kirche durch ihren bildhauerischen Reichtum und den bis heute erhalten gebliebenen Verputz. Dieser Bereich wurde mehrfach umgestaltet (vom 11. bis zum 19. Jahrhundert). Die Fenster sowie die Malerei grau in grau der Kirchenschiffe sind das Werk von Brigitte SIMON (1964-1967).

Die Vierung :
Die vier in Kreuzform angeordneten Pfeiler tragen den Kirchturm, unter dem man ein sehr schönes Kuppelgewölbe mit reich verzierten Kappen sieht. Sehenswert sind auch die schönen Kapitelle an der Basis der vier großen Kuppelbögen.

Der rechte Teil der Vierung :
Er zeigt noch den wenig schönen Verputz. Öffnungen verbanden ursprünglich diese damals mit Tribünen versehene Seite mit den Schlafsälen des Klosters.

Wahrscheinlich konnten die alten oder kranken Mönche dem Gottesdienst folgen, der im Chor abgehalten wurde, ohne ihr Lager verlassen zu müssen.

Am Fuß einer Säule findet sich die Inschrift: » Renco me fecit » (Unterschrift).

Hier befindet sich die Orgel des Chors, eine CAVAILLE-COLL-Orgel aus dem Jahre 1864.

Der Chor und der Umgang :
Der Chor, wie auch der Umgang der Kuppel mit den Kämpfern, ist reichhaltig mit Skulpturen ausgestattet: Pflanzen, phantastische Darstellungen. Der Chor endet mit einer Apsis, die auf einer Säulenreihe ruht, restauriert im 19. Jahrhundert und weniger gefällig als die ursprünglich dort vorhandene.

Nur noch die oberen Teile der Apsis zeigen schöne Elemente des romanischen Baus (12. Jahrhundert). Betrachtenswert ist die bildhauerische Verzierung der Umrahmung der drei großen Fenster : Zierleisten, Pilaster und kleine Säulen usw.

Ein um die Apsis der Kirche geführter Gang, nämlich der Chorumgang, ermöglichte große Pilgerprozessionen und die Verehrung der in den kleinen Chorkapellen untergebrachten Reliquien. Er wird von einem gedrehten Gewölbebogen überspannt. Seine äußere Mauer ist durch eine Reihe von Bögen mit gemeißelten Kapitellen verziert (11. Jahrhundert).

Die kleinen rechteckigen Kapellen stellen vielleicht Überbleibsel der früheren Apsis dar (10. Jahrhundert ?).

In der mit einer schmiedeeisernen Gittertür versehenen Mittelkapelle befindet sich der Reliquienschrein, der die Gebeine des Heiligen Philibert (616-685) enthält.

Seit 875 ruht sein Leichnam in Tournus. Seinetwegen gab es zahlreiche, berühmte Wallfahrten bis ins 17. Jahrhundert.

DIE KRYPTA (Ende des 10. Jahrhunderts ?)

Zur Krypta gelangt man über eine im nördlichen Querschiff gelegene Treppe. Sie ist dem Heiligen Valerian geweiht, der in Tournus das Evangelium verkündete und den Märtyrertod im 2. Jahrhundert erlitt.

Von hier ging der christliche Glaube der Stadt aus: seit zwei tausend Jahren finden sich hier ungezählte Menschen ein, um zu beten.

Sie hat den gleichen Grundriß wie der Chor und hat den Bau der Kirche bestimmt. So entstand ein mittlerer Altarraum, der von Kapellen umgeben ist, die sich zum Chorumgang hin öffnen. Die Krypta wurde zweimal restauriert.

Der innere Altarraum oder « Martyrium » ersetzt in den ursprünglichen Kirchen die antike Confession 1, das heißt das Oratorium, wo man das Grab und die sterblichen Überreste des Märtyrers beherbergte, verehrt nämlich dort, wo er lebte und hingerichtet wurde.

Daher sein Platz (unter dem Chor der Kirche) und seine Bedeutung für das geistliche Leben. Dieses Oratorium hat besonders dicke Mauern und zahlreiche, schlanke Säulen, die mit gemeißelten Kapitellen verziert sind.

Übersehen Sie nicht den alten Brunnen, hinten an der Mauer, der den Kunsthistorikern noch immer viele Rätsel aufgibt (Wasserstelle ?, Taufbecken ?, oder Totengruft ?).

Auf beiden Seiten des Brunnens (ebenso wie im äußersten Teil der Kapelle) stehen ausgebauchte Säulen römischer Herkunft (Wiederverwendung). Die Gewölbe zeigen nach der Wegnahme der einstigen Verschalung noch deutlich die Spuren des Schalholzes : sie erscheinen romanischen Ursprungs; wahrscheinlich wurden sie bis heute nicht restauriert.

Große, weiße Quadersteine mit breiten Mörtelfugen bilden das Mauerwerk. Das natürliche, indirekte Licht ist spärlich. Nur die rechte Kapelle des Umgangs ist mit einigen romanischen Malereien geschmückt (12. Jahrhundert). Man erkennt: eine auf einer Bank sitzende Jungfrau, mit dem Jesuskind auf dem Arm; einen Christkönig; über dem Fenster die Spuren einer Darstellung des Osterlamms. Die anderen Malereien der Krypta sind nicht sehr alt.

In der mittleren Kapelle des Umgangs wird ein Sarkophag aufbewahrt, der seit den christlichen Anfängen, als das Grab des Heiligen Valerian betrachtet und als solches seit zahlreichen Jahrhunderten verehrt wird.

Die Besichtigung des Inneren der Kirche ist damit beendet. Wenn noch Zeit verbleibt, empfiehlt sich ein Rundgang durch die Klostergebäude, sowie der Weg rund um die Abteikirche.